Pinneberg. Am Bahnhof geht es langsam vorwärts, das Postareal wird geplant, zwei Kitas entstehen. Sogar für den Drosteipark gibt es einen Plan.
Während das vergangene Jahr nach Stagnation aussieht und die Maßnahmen zur Corona-Pandemie einiges verzögert und verteuert haben, ist auch das junge Jahr mit vielen Fragezeichen versehen, was die Projekte der Stadt Pinneberg angeht, zumal auch 2021 ein zweiter Nachtragshaushalt nötig war und deshalb der Haushalt 2022 nicht verabschiedet ist. Diverse Entwicklungspläne, etwa für Schulen und Sport, wurden ausgearbeitet, aber sichtbar passiert ist 2021 nicht viel. Dennoch waren Verwaltung und Politik im Hintergrund aktiv.
1. Bahnhof Pinneberg
Noch ist der Bahnhof nicht zu der gewünschten Visitenkarte der Stadt geworden. Die Fertigstellung verzögert und verteuert sich enorm, weil viele am Gesamtprozess beteiligt sind und die S 4 (Hamburg-Elmshorn) vielleicht doch noch gebaut wird. Aus den 3,9 Millionen Euro für die Neugestaltung der südlichen Quellentalseite sind geschätzte 6,4 Millionen Euro geworden. 2,85 Millionen Euro Fördergelder waren zugesagt worden, die müssten jetzt mitwachsen. Vier neue Fahrradhäuschen sollen entstehen, elf Kurzparkplätze, Baum- und Sitzinseln für eine Zone, die nur im Schritt-Tempo befahren wird.
Das Parkhaus ist fertig, die Tiefbauarbeiten wurden ausgeschrieben, Baustart ist für das erste Quartal 2022 geplant. 2023 soll der südliche Vorplatz fertig werden. Aber: „Es sollte alles schneller gehen. Die Lage ist verzwickt“, sagt Bürgermeisterin Urte Steinberg. Die Grundstücke seien in unterschiedlicher Hand, „jetzt werden die Verträge scheibchenweise geschlossen. Das läuft“, so Steinberg. Seit mittlerweile zwei Jahren überlegt die Deutsche Bahn, ob in das Fahrradparkhaus auf der Nordseite ein Minisupermarkt integriert werden soll.
2. Nazi-Denkmal soll Mahnmal werden
In diesem Jahr wird die Politik sich voraussichtlich für einen der Künstlerentwürfe entscheiden, der das Nazi-Denkmal am Bahnhof zum Mahnmal erweitern soll. Die Umsetzung erfolgt im, am oder vor dem Fahlt. Da Straßen und Fußwege rund um den Bahnhof ganz zum Schluss dran kommen, wird es damit vor 2024 wohl nichts. Das neue Kunstwerk entsprechend dem bevorzugten Entwurf zentral in die Mitte des nördlichen Bahnhofs-Vorplatzes zu setzen, statt es dahinter im Wald zu verstecken, ist jedenfalls ein sehr sinnvoller Vorschlag.
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3. Schulen in Pinneberg
Das Jahr 2021 war das Jahr der enttäuschten Hoffnungen, weil Bauprojekte, die eigentlich starten sollten, aus Geldmangel verschoben wurden. Gebaut werden die Grundschule Thesdorf und die an der Grund- und Gemeinschaftsschule (GuGS). Im ersten Quartal 2022 wird in Thesdorf Richtfest gefeiert, fertig werden soll dieser Bauabschnitt im April 2023, gefolgt von dem für die Mensa. An der GuGS soll der Rohbau der neuen Grundschule Anfang Januar 2022 komplett sein, im April 2023 der Rest. Aus dem ehemaligen Schwimmbad der Hans-Claussen-Schule ist eine Mensa geworden, „das ist aber noch lange nicht alles, was die Schule braucht“, sagt Steinberg.
Wo und ob es wie weitergeht, stehe und falle mit Fördermitteln und Krediten. „Gebaut wird 2022 nichts weiter, die Planungen für die Schule Waldenau, die am Rübekamp und die Helene-Lange-Schule sind da“, sagt die Bürgermeisterin. Was weiterhin fehlt, sind Erweiterungsbauten für das Schulzentrum Nord, das ja in der Grundschule zweizügig werden soll und dafür weder Räume noch Lehrkräfte hat, die Rübekampschule, die Hans-Claussen-Schule, die Johannes-Brahms-Schule und auch die GuGS, wo noch längst nicht alles fertig ist.
4. Kitas in Pinneberg
Seit Sommer 2018 kommen die Kinder der Kita Ostermannweg im ehemaligen Straßenverkehrsamt unter, das als Zwischenlösung herhält. Die Kita Ostermannweg war im Herbst 2017 wegen akuten Schimmelbefalls geschlossen worden. Der Neubau, den das „Bauwerk“ des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein realisiert, geht aber voran und soll im August 2023 fertig sein. Die Politik hat beschlossen, eine Photovoltaikanlage dort aufs Dach zu setzen. Kosten: 40.000 Euro. Das erhöht zwar die Mietkosten, spart aber andererseits Geld.
Fest steht, dass auf dem Postareal Friedrich-Ebert-Straße und auf dem Wabe-Gelände der ehemaligen Eggerstedt-Kaserne Kitas entstehen, die 2022 en détail geplant werden. Die Kitas sollen Platz für rund 100 (Postareal) und 200 Kinder (Parkstadt Eggerstedt) haben und 2023/24 beziehungsweise 2024/25 in Betrieb gehen. Betreiber ist in beiden Fällen die Wabe. „Wir haben keine Gruppenräume, sondern ein Fachraumangebot“, sagt Wabe-Berater Joachim Naumann. Dazu gehört je einer zum Malen, zum Turnen, zum Werken, zum Lesen, für Sport, für Kneipp-Anwendungen und Wellnessdusche mit Infrarotsauna. Die Pläne für eine Groß-Kita am Rosenfeld haben sich dagegen zerschlagen.
5. Gewerbegebiete/Ossenpadd
Gewerbegebiete zu erschließen, dauert viele Jahre. Am Ossenpadd geht es damit in die Endphase: Im ersten Quartal 2022 wird der Satzungsbeschluss gefasst, dann folgt das Umlegungsverfahren. Für 2023 ist die Erschließung geplant. Unternehmen können sich dort also nicht vor 2024 Unternehmen ansiedeln. Drei weitere Gewerbegebiete sind in Arbeit, die Prozesse ziehen sich wie Kaugummi: Sie liegen an der Müssentwiete, am Rehmenfeld und an Gehrstücken Süd.
6. Was wird aus dem Drosteipark?
Wegen der Abholzung der Robinien am Südausgang des Bahnhofes, des drohenden Verschwindens der Allee Christiansenweg und der Klimakrise hatte der Vorentwurf des Büros WES für den Innenstadtpark an der Drostei viel Kritik hervorgerufen, aber auch die Begeisterung der dafür engagierten Bürger. Er sieht vor, die barocke Grundstruktur des Parks in moderner Form zu rekonstruieren, einschließlich eines Teils der ursprünglichen Achsen. Dazu müssten viele Bäume fallen und junge Bäume nachgepflanzt werden. Zur Rübekampschule hin sollten viele kleine Felder für Sportgeräte oder gärtnerische Aktivitäten genutzt werden.
Eine Online-Befragung der Bürger dazu ist verschoben worden, nachdem der Umweltausschuss im November beschlossen hatte, den Pinnebergern in der Befragung die Möglichkeit einzuräumen, den WES-Entwurf komplett abzulehnen oder den Wunsch anzukreuzen, dass der Park so bleiben möge, wie er ist. Zudem will die Politik eine Präsenzveranstaltung anbieten. Was also so gut wie vor der Tür stand, nämlich die Entscheidung zur Umgestaltung des Parks zur attraktiven grünen Lunge mit Kultur-Touch für Jung und Alt, ist wieder in weitere Ferne gerückt. Und das, obwohl es dafür einen sehr hohen Anteil an Fördermitteln gibt.
7. Rosengarten – die grüne Lunge von Pinneberg
Pinnebergs zweite, intensiver genutzte grün-bunte Lunge ist der Rosengarten, der aber ebenfalls eine Überholung bräuchte. Dafür fehlt das Geld, zumal eine wirkungsvolle Drainage (die alte ist kaputt) 500.000 Euro kosten würde. Als erster Schritt wurde empfohlen, den Pflegeobolus von 30.000 Euro im Jahr wieder auf das Doppelte anzuheben.
Ein Beschluss steht aus. Der Freundeskreis möchte den Park wieder dem stilechten, symmetrischen Original aus den 30er- Jahren annähern und zunächst den westlichen Sondergarten umgestalten, wofür die Denkmalschützer ihre Zustimmung erteilt haben. Das ist bisher nicht finanziert. Wegen krassen Vandalismus’ musste der Freundeskreis viele Reparaturen aus eigener Tasche bezahlen.
8. Sport- und Bürgerpark
Nach wie vor in der Pipeline befinden sich die Machbarkeitsstudie für einen Sport- und Bürgerpark, die Umwandlung des SCP-Sportplatzes in einen Kunstrasenplatz und die Sanierung der Kampfbahn B. Für die Machbarkeitsstudie ist kein Geld da, und auch die anderen beiden Sportprojekt harren besserer Zeiten, wobei an der Kampfbahn B, wenn’s gar nicht mehr anders geht, das jeweils Nötigste repariert wird.
9. Pinneberger Feuerwache
Die Fortschreibung des Feuerwehr-Bedarfsplans ist fertig. 2022 geht es an die Machbarkeitsstudie für einen neuen Standort der Hauptfeuerwehrwache, die im Süden Pinnebergs liegen soll, weil dort mehr Menschen wohnen. Diskutiert wurde von der Politik bereits ein Platz nahe dem Jugendtreff Komet, weitere sind im Gespräch.
10. Brücken – das sind die Pläne für 2022
Damit die kaputte Brücke unter der Hauptverkehrsader Friedrich-Ebert-Straße überhaupt noch vier, fünf Jahre hält, bekommt sie in diesem Jahr eine neue Unterkonstruktion. Eventuell kommt 2022 auch die geplante Holzbrücke vom Marktplatz zu Edeka Meyer.
11. Allee im Christiansenweg
Weil am Christiansenweg wegen der Proteste wieder alles auf Anfang steht, arbeitet die Verwaltung derzeit an einer anderen Vorlage mit neuen Ideen für die Allee, die unbedingt erhalten bleiben soll. Möglicherweise „läuft das Ganze darauf hinaus, dass die Politik lediglich entscheidet, die mehrfach geflickte Strecke bei gleicher Breite neu zu asphaltieren“, sagt die Bürgermeisterin. Außerdem muss die Brücke erneuert werden.
12. Umbau der Ernst-Paasch-Halle
Wegen der Aussicht auf hohe Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ steht der Umbau der Ernst-Paasch-Halle zum Kulturzentrum weiterhin auf der allgemeinen Wunschliste. Problem: Die Zeit läuft ein bisschen davon, denn je länger das Gebäude leer steht (seit 2017) und nicht geheizt wird, desto mehr schadet das der Substanz. Für die Planung sollen 170.000 Euro in den Haushalt eingestellt werden, die Baukosten werden inzwischen auf 1,6 Millionen Euro geschätzt. Die Entscheidung liegt bei der Politik.
13. Postareal Friedrich-Ebert-Straße
Die Tage des Post-Komplexes an der Friedrich-Ebert-Straße in Pinneberg sind offenbar gezählt, die Pläne für einen Neubau auf dem Areal haben sich konkretisiert. Allerdings hat es einen Wechsel in der Projektplanung gegeben. Statt der Firma Senectus ist nun Quarterback in der Verantwortung, die in der Vermarktung der Fläche wegen der Nähe zu Hamburg großes Potenzial sieht. Aber auch der neue Bauherr, der das 11.000 Quadratmeter große Grundstück erworben hat, will dort, wie es der Bebauungsplan vorsieht, ein Wohn- und Geschäftshaus mit kleineren Gewerbeeinheiten und einer Kindertagesstätte errichten. Auch ein Anteil Sozialwohnungen ist vorgesehen. Baustart soll im Herbst 2022 sein.
14. Innenstadt-Weiterentwicklung: Ebertpassage
Zur Entwicklung der Innenstadt gehört die der Ebertpassage, die komplizierte Verfahren in die Länge ziehen. 2022 finden Ausgleichszahlungen und Eigentumsumschreibungen statt. Steinberg hofft, dass das Innenministerium im ersten Halbjahr 2022 der Ausführungsplanung zustimmt, danach wird gleich ausgeschrieben.
Seit Langem ist die Fläche zwischen Kunstmann und Volksbank eine öde, zugeparkte Durchfahrt mit hässlichen Rückseiten und einer unübersichtlichen Struktur. Künftig sollen dort Flächen mit guter Aufenthaltsqualität entstehen, eine Kombination aus Wohnungen, Dienstleistung und Einzelhandel nach dem Motto: Adieu, Tristesse!