Kreis Segeberg. 94 Städte und Gemeinden im Kreis Segeberg werfen Peter Axmann raus. Verhältnis zum eigenmächtigen Geschäftsführer war völlig zerrüttet.
- Wege-Zweckverband: Geschasstem Geschäftsführer wurde eigenmächtige Amtsführung vorgeworfen
- Jetzt übernimmt interimsweise der Bürgermeister von Schmalfeld
- Nachfolgerin von Peter Axmann steht längst fest, kann aber noch nicht anfangen
Mit einem Paukenschlag endet das Jahr 2024 für den Wege-Zweckverband Segeberg. Das öffentlich-rechtliche Unternehmen mit Sitz in Bad Segeberg, das bis auf Norderstedt in allen anderen 94 Städten und Gemeinden des Kreises Segeberg die Restabfälle entsorgt, hat „mit sofortiger Wirkung“ Verbandsvorsteher Peter Axmann von allen seinen Aufgaben entbunden und bis zum Ende seiner Vertragslaufzeit am 30. Juni 2025 freigestellt.
Diese Entscheidung traf der Hauptausschuss, dem mehrere Bürgermeister des Kreises Segeberg angehören und der als Aufsichtsratsgremium in dem 340 Mitarbeiter umfassenden Zweckverband fungiert, in einer außerordentlichen Sitzung im Segeberger Rathaus.
WZV schmeißt Chef der Müllabfuhr raus
Als Grund für die vorzeitige Entlassung wird ein „gestörtes Verhältnis zwischen dem Verbandsvorsteher und den Verbandsgremien“ angegeben. Es sei mit Axmann „eine reibungslose Wahrnehmung der Aufsichtsfunktion nicht mehr“ möglich gewesen, heißt es dazu in einer Presseerklärung. „Auch die interne Zusammenarbeit zwischen dem Verbandsvorsteher und den leitenden Führungskräften war nicht mehr gegeben.“
Diese Entscheidung sei „nicht leichtfertig“ getroffen worden, betont Klaus Gerdes, Bürgermeister der Gemeinde Schmalfeld, der als Vorsitzender des Hauptausschusses nun vorübergehend den WZV leiten wird. „Der Hauptausschuss trägt jedoch Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die Kundinnen und Kunden und für eine verlässliche und solide Aufgabenerfüllung des öffentlich-rechtlichen Zweckverbandes“, erklärt Gerdes.
WZV: Axmanns Vertrag wäre ausgelaufen
Er sei auf seine Übergangsaufgabe gut „vorbereitet und entsprechend geschult“ worden, und werde diese gemeinsam mit seinem Stellvertreter, Bad Segebergs Bürgermeister Toni Köppen, und in enger Abstimmung mit dem Vorsitzenden der Verbandsversammlung, Elleraus Bürgermeister Ralf Martens, wahrnehmen.
Ohnehin wäre der Vertrag nach sechs Jahren Laufzeit als Verbandsvorsteher für Axmann ausgelaufen. Die Verbandsversammlung hat bereits eine Nachfolgerin auserkoren und gewählt. Die Schleswig-Holsteinerin, die als Controllerin arbeitet, konnte aber noch nicht offiziell ins Amt bestellt werden, weil noch nicht klar sei, wann sie ihren bisherigen Arbeitgeber verlassen kann.
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Schon seit Jahren war die oft eigenmächtige Amtsführung Axmanns in dem Verband sehr umstritten. Die von ihm forcierte neue Gebührensatzung wurde insbesondere von den größeren Kommunen Bad Segeberg und Henstedt-Ulzburg scharf kritisiert, weil sie Mieter benachteilige. Vor drei Jahren hatte das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume die 16 Hektar große Abfalldeponie des WZV in Damsdorf/Tensfeld wegen Überfüllung geschlossen, was Axmann durch mehr Kompromissbereitschaft hätte verhindern können, lautete ein Vorwurf.
WZV: Millionenschwerer Rechtsstreit mit Norderstedt
Mit der Stadt Norderstedt befindet sich der WZV seit Jahren im Rechtsstreit über die Kosten der Restabfallbeseitigung am Umschlagsplatz des WZV-Recyclinghofes in der Oststraße. Hier sollen die offenen Forderungen inzwischen rund drei Millionen Euro ausmachen. Ein Konflikt, der unter Mediation des Landrats Jan Peter Schröder ausgeräumt werden sollte – dieser soll sich Axmann aber immer wieder entzogen haben. Und im vorigen Jahr sorgte eine EDV-Panne beim WZV dafür, dass 70.000 Kunden ein Dreivierteljahr lang keine Abfallgebührenbescheide erhalten konnten.
Mit dem Software-Unternehmen aus Erfurt, das Axmann nach Einschätzung der Hauptausschussmitglieder viel zu früh beauftragt habe, liegt der WZV ebenfalls im Rechtsstreit. Hier soll es um Forderungen von mehr als einer halben Million Euro gehen. Diese Rechtsstreitigkeiten würden den Gebührenzahlern noch teuer zu stehen kommen, heißt es aus dem Hauptausschuss.
WZV: Axmann torpedierte Wahl der Nachfolgerin
Zuletzt zog sich Axmann die Kritik der WZV-Gremien zu, als er die Bioabfallentsorgung, die bislang in Abstimmung mit Neumünster und dem Kreis Plön geschah, in Windeseile nach Lübeck vergeben wollte, ohne dass die Politiker die Verträge ausreichend hätten prüfen können. Dabei wurde auch der Vorwurf der Vetternwirtschaft laut, weil Axmann hierbei seinen ehemaligen Arbeitgeber daran beteiligt haben soll.
Das Fass zum Überlaufen gebracht haben soll dann die Androhung Axmanns, die Wahl der neuen Verbandsvorsteherin juristisch anfechten zu wollen. Das sei zwar „sein gutes Recht“, heißt es aus dem Hauptausschuss. „Aber so geht man nicht mit mündigen Bürgermeistern um.“ Eine Stellungnahme von Axmann zu seiner vorzeitigen Freistellung war am Donnerstag nicht zu erhalten.