Nützen. Aus den USA importiertes Geschäftsmodell hat sich schon in Kaltenkirchen bewährt. Für wen die Räume besonders interessant sind.
- 20 Großgaragen und 14 Gewerbehallen in der Nachbarschaft von Amazon und XXL Lutz
- Investor erfüllt sich mit dem Handwerkerhof einen Traum
- Noch sind einige Räume frei, Eröffnung ist am 15. Januar
Es gibt diverse Möglichkeiten, gutes Geld zu verdienen. Beispielsweise mit Aktien. Mit im Bankschließfach aufbewahrten Goldbarren oder -münzen. Oder aber mit dem Bau und der Vermietung von XXL-Garagen und Gewerbehallen..
Dieses Geschäftsmodell hat der Neumünsteraner Stefan Specht für sich entdeckt. Das aktuelle Projekt des 52-Jährigen: Der Bau eines Handwerkerhofes in Nützen mit 20 Großgaragen und 14 Gewerbehallen, direkt an der Autobahn 7, in unmittelbarer Nachbarschaft eines Amazon-Verteilzentrums sowie des Möbelhauses XXL Lutz.
Handwerkerhof in Nützen: Investor erfüllt sich einen Traum
2018 verkaufte Specht seine auf die Wasser- und Brandschadensanierung spezialisierte Firma, lenkt seitdem zusammen mit zwei Halbtagskräften und seiner Tochter Marie die Geschicke der wesentlich kleineren Specht Immobilien GmbH, die 200 Wohn- und 200 Gewerbeeinheiten besitzt und verwaltet, außerdem Garagen und Hallen baut und vermietet. „Davor hatte ich 140 Mitarbeiter, der Job hat Spaß gemacht, wir waren erfolgreich. Aber ich wollte das Thema Personal und Personalführung hinter mir lassen“, erinnert er sich.
Mit dem Handwerkerhof erfüllt er sich einen Traum. „So etwas wollte ich schon immer mal machen“, sagt Stefan Specht, „es gibt ganz viele Angebote für die IT-Branche, Grafiker und Werbemenschen, diverse Start-ups – aber an die Handwerker denkt kein Mensch. Dabei wollen die doch nur zu fairen Preisen kleinteilig mieten, brauchen lediglich ein Dach über dem Kopf, ein Rolltor, ein bisschen Platz, in bisschen Klo, ein paar Parkplätze, vielleicht auch noch ein kleines Büro.“ Gleiches gelte für Existenzgründer.
Idee für Geschäftsmodell stammt aus den USA
Die Idee, dass es sich lohnen könnte, unter anderem im Kreis Segeberg Pionierarbeit zu leisten, kam Specht während eines USA-Urlaubs mit seinen beiden Töchtern. „In Amerika gibt es solche Anlagen wie Sand am Meer, bei uns war das vor sieben, acht, neun Jahren dagegen noch eine absolute Marktlücke.“
Zurück in der Heimat stellte er schon bald fest, dass das eher minimalistische Angebot wie von ihm vermutet gut angenommen wurde. Aus seiner Sicht war dies total nachvollziehbar: „Die Leute haben immer mehr Hobbys und Freizeit, brauchen mehr Platz.“ Nachdem er zuvor schon in Kiel, Neumünster und Rendsburg tätig geworden war, nahm der Unternehmer deshalb vor vier Jahren viel Geld in die Hand genommen und eröffnete in Kaltenkirchen einen Park mit 28 sogenannten XXL-Garagen – eine Investition, die er nie bereut hat. „Die Vermietung läuft richtig gut“, sagt er, „es gibt eine lange Warteliste.“
Zielgruppe ist breit gefächert, die Mieter sind ungemein kreativ
Die Zielgruppe ist breit gefächert, die Mieter sind ungemein kreativ. Stefan Specht: „Es gibt unglaublich viele Leute, die sich mit guten Geschäftsideen selbstständig machen, geeignete Lagerräume oder ein Domizil für ihre kleine Firma suchen. Ich habe beispielsweise gerade erst einen 19-Jährigen kennengelernt, der mit Fruchtwein aus Georgien handelt; der schmeckt so gut, dass ich ihn jetzt importiere.“ Besonders charmant findet er die Idee, Hunder-Futtersäcke mit dem Namen des eigenen Tieres zu labeln. „Da steht dann beispielsweise ,Fritzchens Spezialfutter‘ drauf.“
Wenn es nach ihm geht, soll das Geschäft mit Handwerkern und Privatleuten jetzt aber nicht nur in Kaltenkirchen, sondern auch in etwas größerem Stil im benachbarten Nützen brummen. Zum Jahreswechsel 2021/2022 kaufte Stefan Specht für eine niedrige siebenstellige Summe das 15.000 Quadratmeter große Gelände des einstigen Engros-Reifenhandels, inklusive des auf dem Areal befindlichen großen Lagers. Was folgte, waren unzählige Behördengänge; es dauerte ein Dreivierteljahr, bis alle Auflagen erfüllt waren und er die Nutzungsänderung und schließlich die Baugenehmigung endlich in Händen hielt.
Handwerkerhof in Nützen: Eröffnung ist am 15. Januar
Eine große Hilfe während dieses mühsamen Prozesses war Nützens Bürgermeister Klaus Brakel. „Er hatte absolut kein Interesse daran, dass in seiner Gemeine eine Industriebrache entsteht, hat mich an die Hand genommen und unterstützt, “, so Specht, „dafür bin ich ihm sehr dankbar.“
Die Modernisierung des etwa 3200 Quadratmeter großen Gebäudes (Umbaukosten: 1 Million Euro) begannen im März 2024. In Spitzenzeiten waren etwa 30 Handwerker gleichzeitig im Einsatz: Tief- und Trockenbauer, Maurer, Elektriker, Installateure. Entstanden sind 20 zwischen 33 und 43 Quadratmeter große XXL-Garagen sowie 14 Hallen mit 150 bis 600 Quadratmetern. Fläche Für etwa 80 Prozent der Stromversorgung wird eine auf dem Dach installierte Photovoltaik-Anlage auf dem Dach sorgen, die wenigen noch erforderlichen Restarbeiten sollen bis zur Eröffnung am 15. Januar erledigt sein. Dann werden auch schon die ersten Kunden einziehen.
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Ausgebucht ist der Handwerkerhof übrigens erst zu 60 Prozent. Die Mindestmietdauer beträgt für jede Parzelle zwölf Monate, individuelle Wünsche hinsichtlich der Ausstattung der Räume werden gern erfüllt, allerdings verlängert sich für den Kunden dann die Bindungsfrist. Genauere Informationen über das Angebot und die Preise gibt‘s im Internet unter www.specht.sh.
Weitere Projekte dieser Art im Kreis Segeberg hat Stefan Specht vorerst aus einem einfachen Grund nicht in Arbeit. „Das ist keine Frage des Geldes.“, sagt er, „aber es gibt zurzeit einfach keine passenden Grundstücke mehr.“