Bad Bramstedt. Urabstimmung von Verdi in der Belegschaft: Arbeitsniederlegungen drohen jederzeit. Patienten werden aufgerufen, die Klinik zu meiden.
Der Arbeitskampf in der Schön Klinik in Bad Bramstedt wird ausgeweitet. Nachdem die nichtärztliche Belegschaft bereits an sechs Warnstreiktagen im Oktober und November die Arbeit niedergelegt hatte, stimmten in dieser Woche in einer Urabstimmung der Gewerkschaft Verdi 88 Prozent der Mitglieder für die Ausdehnung der Streiks.
Verdi-Tarifsekretär Wolfgang Hooke sieht die Gewerkschaft nun deutlich gestärkt. Inzwischen hätten sich über 60 Prozent der nichtärztlichen Belegschaft in der Verdi organisiert. „Es geht ab jetzt darum, den wirtschaftlichen Druck auf die Klinik so zu erhöhen, dass man sich endlich mit uns an den Verhandlungstisch setzt“, teilt Hooke am Donnerstag mit.
Schön Klinik Bad Bramstedt: Patienten sollen Klinik meiden
Was das für die Patientinnen und Patienten der Klinik bedeutet, machte Hooke auch gleich klar: „Die fordere ich dazu auf, darüber nachzudenken, wie sinnvoll die Anreise für sie ist, denn es ist ab sofort mit erheblichen Störungen im Therapieablauf zu rechnen. Über Zeitpunkt, Dauer und Ablauf der Streiks entscheidet die Streikleitung ab nun sehr spontan.“
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Die Gewerkschaft hatte im Sommer 2024 die Klinikleitung zu Tarifverhandlungen aufgefordert, um die Arbeitsbedingungen deutlich zu verbessern und in einem Tarifvertrag festzuschreiben. Die Streikenden wollen künftig nach Tarif bezahlt werden und die Arbeitszeit soll von 40 auf 37 Wochenstunden sinken. Der Forderungskatalog umfasst darüber hinaus knapp ein Dutzend weitere Maßnahmen, etwa einen Stundenlohn von mindestens 16 Euro und 30 Tage Urlaub.
Gescheitert zwischen Verdi und der Geschäftsführung sei auch eine Vereinbarung zum Notdienst in der Klinik. Verdi kündigt nun an, dass sie einseitig einen Notdienst einteilen werde, „welcher die noch vorhandenen Patient*innen vor einer Gefahr für Leben und Gesundheit“ schützen soll.
„Die Bereitschaft, mit Verdi einen Tarifvertrag zu verhandeln und eine zeitnahe Terminierung von Verhandlungen, führen zu einer Unterbrechung der Streiks“, teilt Wolfgang Hooke mit. „Vielleicht der einfachste Schritt für die Arbeitgebervertreter, bei denen das Patientenwohl vernehmlich an erster Stelle steht. Denn Tarifverträge sind in Deutschland politisch gewollt, im Grundgesetz verankert und die einzige Art einer annähernd gerechten Lohnfindung.“
Schön Klinik: Betriebsrat ist Ansprechpartner
Die Schön Klinik Bad Bramstedt lehnt Tarifverhandlungen bislang ab. „Seit Jahrzehnten verhandeln wir als Arbeitgeber erfolgreich mit der Arbeitnehmervertretung alle relevanten Themen und Belange für die bei uns beschäftigten Berufsgruppen“, teilte eine Unternehmenssprecherin mit. „Wir sind überzeugt, dass sich diese innerbetrieblichen Themen auch künftig am besten und zugleich auch für alle Seiten am erfolgreichsten innerbetrieblich regeln lassen. Der für unsere Mitarbeitenden zuständige Betriebsrat ist für solche Verhandlungen mit dem Arbeitgeber legitimiert.“
In der Vergangenheit seien alle Belange auch immer im gegenseitigen Einvernehmen für die Mitarbeitenden geregelt worden. „Der überwiegende Anteil unserer Mitarbeitenden am Klinikstandort streikt nicht, aber wir sind und bleiben weiterhin offen, jederzeit mit der Arbeitnehmervertretung in Verhandlungen einzutreten, um einen Konsens zu den Forderungen der betreffenden Berufsgruppen zu erzielen“, so die Sprecherin in der Mitteilung weiter. Die Patientenversorgung sei auch an Streiktagen jederzeit gewährleistet.
Das Krankenhaus in Bad Bramstedt gehört zur Schön Klinik Gruppe, die ihren Sitz in München hat. Das Privatunternehmen betreibt Krankenhäuser und Gesundheitszentren an 26 Standorten in Deutschland. Die Klinik in Bad Bramstedt verfügt über knapp 500 Betten und behandelt rund 3600 Patientinnen und Patienten im Jahr. Sie ist die größte psychosomatische Fachklinik Deutschlands für die Akut- und Rehabilitationsbehandlung. Unter anderem wird Menschen geholfen, die unter Depressionen, Angststörungen, Zwangs- oder Essstörungen und Burnout leiden.