Bad Bramstedt. Dritter Warnstreik in der Fachklinik. Gewerkschaft droht mit unbefristetem Streik im Dezember. Was Therapeuten und Mitarbeiter fordern.
„Die Streikfront steht stabil“, sagt Imke Wriedt. Die Gewerkschaftssekretärin von ver.di für den Bezirk Schleswig-Holstein Süd-West organisiert den Warnstreik der Schön Klinik in Bad Bramstedt. 80 Mitarbeitende der Fachklinik für Psychosomatik legten am Dienstag, 26. November, ab 6.30 Uhr die Arbeit nieder und wollen bis Mittwoch, 27. November, 22.30 Uhr, im Ausstand bleiben. Als nächsten Schritt kündigt Wriedt die Urabstimmung und einen unbefristeten Streik an.
Nach den beiden Warnstreiks am 24. und 30 Oktober haben die Beschäftigten nun zum dritten Mal ihren Forderungen Nachdruck verliehen. Sie wollen erreichen, künftig nach Tarif bezahlt zu werden. Die Arbeitszeit soll von 40 auf 37 Wochenstunden verkürzt werden. Insgesamt umfasst der Forderungskatalog knapp ein Dutzend Maßnahmen wie einen Stundenlohn von mindestens 16 Euro und 30 Tage Urlaub.
Schön Klinik: 80 Beschäftigte legen erneut die Arbeit nieder
Aktuell gibt es nur einen Hausvergütungsrahmen, den die Geschäftsführung „regelmäßig anpasst“, wie es vonseiten des Unternehmens heißt. Nach Angaben von ver.di hatten sich Vertreter der Belegschaft schon 2023 an die Gewerkschaft gewendet. „Im Mai 2024 hat ver.di den Arbeitgeber zu Tarifverhandlungen aufgefordert“, sagt Imke Wriedt. Dieser habe aber am 10. Oktober der Gewerkschaft mitgeteilt, dass er „Tarifverhandlungen mit ver.di ablehnt“.
Immer noch gibt es, so die Gewerkschaftssekretärin, kein Zeichen des Arbeitgebers, Tarifverhandlungen aufnehmen zu wollen, „nach wie vor hören wir nur von internen Regelungen“, die der Arbeitgeber anstrebt. Die Beschäftigten forderten etwas Selbstverständliches und in anderen Gesundheitskonzernen Übliches, einen Tarifvertrag.
Gewerkschaft: Arbeitgeber schürt Unsicherheit und Ängste
„Der Arbeitgeber vor Ort schürt jetzt Unsicherheit und Ängste in der Belegschaft, die sich allerdings genau deswegen in der Forderung nach einem Tarifvertrag bestätigt sieht“, so Imke Wriedt und ergänzt, „auch der Druck, der auf unterschiedlichen Ebenen auf alle Beteiligten aufgebaut wird, wirft kein gutes Licht auf das Vorgehen des Konzerns“.
Druck baue der Arbeitgeber auf, indem er die Arbeit extrem verdichte. Die Therapeuten müssten als Folge der Streiks in zwei Tagen schaffen, wofür sie sonst fünf Tage Zeit hätten. Betroffene hätten zwar Überlastungsanzeigen beim Arbeitgeber gestellt und seien zu Personalgesprächen gebeten worden. „Eigentlich zwar gut, in diesen Fällen verliefen die Gespräche allerdings, um es vorsichtig zu sagen, wenig zufriedenstellend“, sagt Wriedt.
Warnstreik: Für akute Fälle gibt es einen Notdienst
Das Krankenhaus in Bad Bramstedt gehört zur Gruppe Schön Klinik, die ihren Sitz in München hat. Das Privatunternehmen betreibt Krankenhäuser und Gesundheitszentren an 26 Standorten in Deutschland. Die Klinik in Bad Bramstedt verfügt über knapp 500 Betten und behandelt rund 3600 Patientinnen und Patienten im Jahr. Sie ist die größte psychosomatische Fachklinik Deutschlands für die Akut- und Rehabilitationsbehandlung. Unter anderem wird Menschen geholfen, die unter Depressionen, Angststörungen, Zwangs- oder Essstörungen und Burnout leiden.
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Nachdem viele Behandlungen wegen der Streiks noch hätten verschoben werden können, komme es jetzt auch schon dazu, dass Therapietermine ausfallen mussten. Das könne dazu führen, dass die Berufsgenossenschaft ihre Zahlungen kürzen, weil Leistungen nicht erbracht werden. Die Gewerkschaftssekretärin betont, dass für akute Fälle ein Notdienst eingerichtet wurde. Nun sei es am Arbeitgeber zu entscheiden, wie schnell die Streiks beendet werden können. Biete er die Aufnahme von Tarifverhandlungen an, werde der Ausstand sofort beendet.
Unbefristeter Streik könnte noch vor Weihnachten beginnen
Da sich das aber nicht abzeichne, hätten ver.di und die Beschäftigten den aktuellen Streik für eine Streikkonferenz genutzt. „Wir haben erläutert, was eine Urabstimmung bedeutet, und wie sie abläuft“, sagt Imke Wriedt. Sprechen sich mehr als 75 Prozent der stimmberechtigten und nicht verhinderten Mitglieder von ver.di dafür aus, kommt es zum unbefristeten Streik. Und der kann, so die Gewerkschaft, durchaus noch vor Weihnachten beginnen.
Das Klinikum Bad Bramstedt, das ganz in der Nähe liegt, gehört nicht zum selben Klinikkonzern und ist von dem Streik nicht betroffen.