Norderstedt. Berufswehr könnte in Neubau auf Filetstück an Ulzburger Straße umziehen. Was das für die alte Zentrale an der Stormarnstraße bedeutet.
- Nach langer Beratung gibt es jetzt bemerkenswerte Pläne für eine neue Feuerwehrzentrale
- Berufs- und Freiwillige Feuerwehr Harksheide könnten räumlich getrennt werden
- 2025 wird die Norderstedter Berufsfeuerwehr in den Vollzeitbetrieb gehen
- Was noch geplant ist
Nach Jahren der Beratung gibt es eine ganz neue Möglichkeit, wie die Platznot im Feuerwehrtechnischen Zentrum in Norderstedt an der Stormarnstraße behoben werden kann. Und zwar so, dass sowohl die Berufswehr als auch die Freiwillige Feuerwehr Harksheide letztlich mehr Raum für sich bekämen. Die Lösung: In zentraler Lage, auf einem Filetgrundstück an der Ulzburger Straße, könnte ein Neubau entstehen, den die hauptamtlichen Kräfte nutzen würden. Genau das hätte viele Auswirkungen in der ganzen Stadt.
Es geht um nichts weniger als die Zukunft des Katastrophen- und Bevölkerungsschutzes. Und die Pläne sind bemerkenswert. Im Hauptausschuss präsentierten Fabian Wachtel, Leiter des zuständigen Amtes, damit Chef der Berufsfeuerwehr und auch verantwortlich für die freiwilligen Wehren, sowie der beauftragte Planer Detlef Brücklmeier, wie das aussehen könnte. Ursprünglich ging es vorrangig darum, den Gebäudekomplex am bestehenden Standort zu ersetzen. Und diese Variante wurde auch zunächst erläutert. „Das wäre ein Neubau im laufenden Betrieb, das ist schwierig, wenn die Feuerwehr Einsätze fährt“, sagte Brücklmeier, der Prokurist des Büros kplan aus Bayern ist.
Spektakulärer Plan für Zukunft der Feuerwehr in Norderstedt
Das müsste in mehreren Phasen stattfinden. Im ersten Schritt würden das Wohnhaus, in dem Feuerwehrleute leben, sowie die Tafel Norderstedt abgerissen, genauso ein Teil des Bestandes. Auf der dann entstandenen Fläche würde dann eine Wache für die Harksheider Wehr entstehen, dazu wären Container-Provisorien nötig. Danach, so hieß es, folge dann der größere Abschnitt für die Berufsfeuerwehr.
Das U-förmige Gebäude wäre dreigeschossig, zwei Geschosse allein würden auf die Fahrzeughallen entfallen, auch eine Tiefgarage gehört zum Konzept. Die Alarmausfahrten liefen sowohl über den Schützenwall (für die Freiwillige Feuerwehr) als auch die Stormarnstraße (Berufswehr). „Von Planung bis Einzug würde es circa fünf Jahre dauern“, so Brücklmeier. Die Kosten: rund 60 Millionen Euro, wobei das nur eine erste Kalkulation ist. Am Ende wäre das Vorhaben wohl teurer.
Nur: Es wurde deutlich, dass dies aus Sicht der Feuerwehr nur die zweitbeste Alternative ist. Denn durchaus möglich ist es, Berufs- und freiwillige Wehr zu trennen. Zusammen mit der Entwicklungsgesellschaft und dem Amt für Gebäudewirtschaft sei man seit Jahren auf der Suche nach Flächen, so Fabian Wachtel. Geprüft wurden die großen Parkplätze sowohl am Stormarnkamp als auch am Schützenwall, gegenüber des Lufthansa-Sitzes. Aber diese wären jeweils zu klein. Ebenso erwogen wurde das einstige Tetenal-Areal, wo nun aber ein Logistikzentrum entsteht.
Verfügbares Grundstück: Planungen für ein neues Kino haben sich erledigt
Deutlich anders sieht es an der Ulzburger Straße aus. Hier gibt es eine Fläche, die im Besitz der EGNO ist, und zwar jene zwischen dem neuen Wohngebiet 4 Höfe und dem Rechenzentrum der Stadtwerke. Ursprünglich wollte hier ein Investor ein neues Kino bauen – daraus wurde nichts, das Projekt gilt als erledigt.
Die Kernaufgabe der Feuerwehr ist, möglichst schnell jeden Einsatzort zu erreichen. Und zwar innerhalb der gesetzlichen Hilfsfrist von acht Minuten. Das ist heute bereits kritisch bei den Gewerbegebieten im Süden der Stadt oder den westlichen Wohngebieten in Garstedt. Denn der Verkehr ist tagsüber dicht, auch mit Sonderrechten kann es dauern.
Standort Ulzburger Straße: Alle Stadtteile wären besser erreichbar
Um die 2000 Einsätze sind es pro Jahr in Norderstedt, 90 Prozent davon westlich der Schleswig-Holstein-Straße. 2025 wird die Berufsfeuerwehr in den Vollzeitbetrieb gehen. Langfristig, so beschreibt es Fabian Wachtel, seien sämtliche Bereiche in Norderstedt von einer möglichen Wache an der Ulzburger Straße besser erreichbar. Umso mehr, wenn man bedenkt, wie sich Norderstedt in den nächsten 20 bis 30 Jahren entwickeln wird. „Wir reden über große Nachverdichtung in Garstedt, über Tempo 30, da wäre die Ulzburger Straße der bessere, in die Zukunft gerichtete Standort.“
Und: Die Bauzeit sowie die Kosten wären rund ein Drittel geringer. Die Investition läge also bei knapp 40 Millionen Euro. Zudem könnten sogar Wohnungen integriert werden, so etwas gebe es in Deutschland andernorts.
Wachtel: „Das Wohngebäude am Standort Stormarnstraße könnten wir erhalten und der Tafel mehr Platz einräumen.“ Die Harksheider Wehr bliebe ebenso dort, wo sie heute schon ist. „Und es gäbe die gute Option, mit der DLRG Gespräche aufzunehmen.“ Denn diese könnte mit ihren Einsatzfahrzeugen und den Geräten von der ebenfalls sehr beengten alten Feuerwache Glashütte an die Stormarnstraße ziehen. Hier wäre nach einem Abgang der Berufswehr genug Kapazität.
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Der Feuerwehr-Chef machte keinen Hehl daraus, dass er dies favorisiert, schränkte aber auch ein: „Wir müssten ein Filetgrundstück der Stadt nutzen, und am jetzigen Standort hätten wir Umbauarbeiten.“ Denn eine Modernisierung stünde auf jeden Fall an.
Feuerwehr in Norderstedt: Neue Wache „sinnvoll an Hauptverkehrsachse“
Auf die Nachfrage von Doris Grote (CDU), ob eine Wache an der Ulzburger Straße nicht eine Lärmbelästigung für die Nachbarschaft darstellen würde, antwortete Wachtel: „Wenn man eine Feuerwache zentral baut, dann ist es sinnvoll an Hauptverkehrsachsen.“ Er regte eine Bedarfsampel an, denn damit könnte ohne Martinshorn vom Hof gefahren werden. „Und im rückwärtigen Bereich fährt die U-Bahn. Ich glaube, wir können eine konkrete Beeinträchtigung ausschließen.“
Schon sehr bald soll Klarheit herrschen: Im Januar oder Februar 2025 wird der Hauptausschuss eine Grundsatzentscheidungen treffen müssen, ob das Feuerwehrtechnische Zentrum an der Stormarnstraße neugebaut wird – oder ob tatsächlich an der Ulzburger Straße eine Wache für die Berufsfeuerwehr realisiert werden soll.