Henstedt-Ulzburg. 20 Jahre lang berichtete er über das kommunalpolitische Geschehen in Norderstedt. Später machte er als Kommunalpolitiker Schlagzeilen.

Seine Berichte über die Norderstedter Kommunalpolitik sorgten in der Öffentlichkeit, aber auch in den unterschiedlichen politischen Lagern für Aufsehen: Jörg Schlömann spürte so manchen politischen Skandal auf. 20 Jahre lang gehörte er als freier Mitarbeiter und später als Redakteur zur Norderstedter Abendblatt-Redaktion. Jetzt ist er nach schwerer Krankheit im Alter von 82 verstorben.

Bei so manchen Kommunalpolitikern war er gefürchtet, bei den Kollegen beliebt: Denn Jörg Schlömann war als journalistischer „Wühler“ bekannt. Und das im besten Sinne des Wortes: Mit den offiziellen Statements der Verwaltung oder der Politik gab er sich selten zufrieden, oft hinterfragte und recherchierte er so lange, bis die wirkliche Wahrheit ans Licht kam.

Früherer Abendblatt-Redakteur Jörg Schlömann ist verstorben

Die Kollegen konnten sich darauf verlassen: Wenn sich bis kurz vor Redaktionsschluss noch immer kein Aufmacher für die Seite 1 abzeichnete, war Jörg Schlömann – von den Kollegen nach seinem PC-Kürzel kurz „schlom“ genannt – derjenige, der von irgendwo her immer noch eine aktuelle Story liefern konnte.

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Das kompromisslose Recherchieren hatte er im Laufe seiner journalistischen Laufbahn gründlich gelernt: Als Redakteur bei der BZ in Berlin, bei den Kieler Nachrichten und bei der Bild-Zeitung war der gebürtige Stettiner oft der Mann fürs Grobe, der sich von bekannten Namen aus der Politik nie beeindrucken ließ. Über das Pinneberger Tageblatt, wo er als Lokalchef tätig war, kam Jörg Schlömann 1982 zum Hamburger Abendblatt, wo er bis 2002 blieb. Nach einem leichten Schlaganfall ging er vorzeitig in den Ruhestand und widmete sich fortan der Kommunalpolitik in seinem Wohnort Henstedt-Ulzburg.

Als Kommmunalpolitiker sorgte Jörg Schlömann selbst für Schlagzeilen

Aber auch auf diesem Gebiet ließ er sich nichts vormachen: Als Gemeindevertreter gehörte er in der CDU-Fraktion zu den „Rebellen“, die sich öffentlich vorm damaligen Bürgermeister distanzierten. Das erregte Aufsehen. Später wechselte er zur Wählergemeinschaft Henstedt-Ulzburg (WHU), für die er bis zuletzt im Feuerwehrausschuss und als Beisitzer im Vorstand tätig war.

Um Jörg Schlömann trauern seine Frau Ilona, viele Weggefährten und ehemalige Kollegen. Die Beisetzung findet auf seinen eigenen Wunsch in aller Stille statt.