Norderstedt. Arne Exner patzt beim 0:3 gegen den FC St. Pauli II erneut zweimal. Doch der Alleinschuldige an der Pleite ist er nicht.
Mit dem ersten Satz seiner Analyse des 0:3 (0:2) seines Teams Eintracht Norderstedt im Derby der Regionalliga Nord vor 575 Fans gegen den FC St. Pauli II lag Eintrachts Keeper Arne Exner richtig. „Individuelle Fehler haben das Spiel entschieden“, sagte Exner. Beim Debüt des neuen Trainers Elard Ostermann gegen seinen Ex-Club servierten die Gastgeber den Kiezkickern alle drei Treffer durch krasse Aussetzer auf dem Silbertablett.
Bevor das Drama zur verdienten Niederlage seinen Lauf nehmen konnte, hatte sich allerdings das beim Heimsieg gegen den SV Werder Bremen II (3:2) unter Interimscoach Jörn Großkopf noch vorhandene Spielglück wieder verflüchtigt. Unter fragwürdigen Umständen wurde den gut in die Partie gestarteten Garstedtern der Führungstreffer aberkannt.
Fußball-Regionalliga: Eintracht Norderstedts Torwart-Drama geht weiter
Angreifer Manuel Brendel, zusammen mit Lukas Krüger im 3-5-2 als wuchtige Doppelspitze im Sturmzentrum aufgeboten, strebte nach einem zu kurzen Rückpass eines St. Paulianers auf St. Paulis Keeper Kevin Jendrzej zu und überlupfte diesen zum 1:0 für die Gastgeber (13.). Dachten alle.
Doch der Linienrechter, der die Szene ohne gehobene Fahne hatte durchlaufen lassen, besprach sich nach dem Treffer mit Schiedsrichter Marvin Vogt, der den Treffer zurücknahm, da der Abwehrspieler der Gäste den Ball unkontrolliert gespielt habe. Somit gelte der vorherige Ballkontakt der Norderstedter und Brendel startete aus dem Abseits.
Elard Ostermann: „Für mich war das ein regulärer Treffer“
„Für mich war das ein regulärer Treffer. Das war unglücklich für uns für den Spielverlauf“, sagte Eintrachts Trainer Ostermann – und lag wohl richtig. Die Bilder der Szene auf nordfv.tv sprachen wesentlich stärker für ein korrektes Tor als für die nachträglich entschiedene angebliche Abseitsstellung Brendels.
Wer weiß, wie die Partie gelaufen wäre, hätte das Tor gezählt. So aber lief sie so: Rechtsverteidiger Henok Tewolde ermöglichte durch einen Fehlpass eine Ecke der Gäste durch Max Herrmann, die Eintrachts Torwart Exner am ersten Pfosten unterlief, woraufhin Krüger beim Rettungsversuch ein Eigentor produzierte, für das er nicht viel konnte (24.) - 0:1.
„Das 0:2 müssen wir auch im Kollektiv verteidigen“, sagte Exner
Beim 0:2 klärte Exner per Hand- statt Faustabwehr eine erneute Herrmann-Ecke nicht resolut genug und St. Paulis Thieß Mahnel traf nach Vorlage von Lennart Appe volley in die lange Ecke (32.). Vor dem 0:3 unterlief dem indisponierten Tewolde ein Katastrophenrückpass, den St. Paulis Herrmann auf Romeo Aigbekaen durchsteckte, welcher den diesmal chancenlosen Exner mühelos überwand (53.). Ansonsten hatte jedes Team noch zwei Torchancen - und das war‘s. Eine Wende der Partie lag spätestens nach dem 0:2 in weiter Ferne.
„Beim 0:1 lassen wir die Ecke zu, und ich rutsche ich auf dem schittrigen Boden etwas weg. Das 0:2 müssen wir auch im Kollektiv verteidigen. Klar sieht der Torwart dann immer blöd aus, aber das war heute nicht spielentscheidend“, sagte Exner. Eine schwer verständliche Sicht der Dinge, da Eintrachts Torwart und Rechtsverteidiger Tewolde bei den Gegentoren Hauptverantwortung trugen.
Ostermann: „Ich möchte für individuelle Fehler keinen verantwortlich machen“
Nachvollziehbarer war dafür Exners Blick in Vergangenheit und Zukunft. „Ich hatte eine schwere Zeit in dieser Hinrunde mit zwei Verletzungen. Ich werde das für mich aufarbeiten, um gestärkt aus dieser Situation zu kommen.“
Diese Haltung dürfte der neue Coach Ostermann begrüßen, der die individuellen Fehler Exners und Tewoldes auf Nachfrage „ähnlich gesehen“ hatte. „Aber ich möchte für individuelle Fehler keinen verantwortlich machen. Für mich sind eine positive Haltung und Einstellung und eine gute Motivation wichtig, damit die Spieler aus ihren Fehlern lernen.“
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Für Ostermann liegt daher auch kein Qualitätsproblem bei Exner und Tewolde oder generell bei einzelnen Spielern vor. Vielmehr sei „die Stabilität im Team in der jetzigen Situation nicht gegeben“. Dies führe zu Fehlern. Das Rezept dagegen? „Harte Arbeit, um sich die notwendige Stabilität zu erarbeiten.“ Die Mannschaft besitze die Fähigkeiten dazu. In ihr herrsche „ein guter Geist“ und sie habe „ein gutes Herz“.
Die bedrückende Realität mit dem Absturz auf Rang 17 in der Regionalliga Nord blendete Ostermann aber nicht aus. „Die Spieler dürfen solche Fehler nicht wochen- und monatelang machen“, sagte Ostermann nach seinem missglückten Debüt. „Durch Erfahrungen in den Spielen werden wir uns steigern. Aber mir ist auch klar, dass wir nicht ewig warten können, bis wir punkten.“