Norderstedt. Kontroverse Debatte in Norderstedt: Im Dahlienstieg werden Maßnahmen gegen Fremdparker gefordert. Meinungen gehen stark auseinander.

Rund um den U-Bahnhof Richtweg in Norderstedt gibt es nicht annähernd ausreichend Parkplätze für alle, die hier ihre Fahrzeuge abstellen wollen. Das wurde nun ein weiteres Mal deutlich, als sich die Politik im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr mit der Situation im Dahlienstieg, also jener Straße in unmittelbarer Nähe zur Haltestelle der Linie U1, auseinandersetzte. Wie drängend das Problem ist, zeigte die Anwesenheit von rund 25 Anwohnern. Doch ob es tatsächlich Maßnahmen geben wird in ihrem Sinne, ist nicht absehbar.

In den letzten Wochen waren hier die öffentlichen Parkplätze umgestaltet worden, der Standort wird Teil der Parkraumbewirtschaftung, die P+R-Flächen werden also gebührenpflichtig. Wann genau, steht noch nicht fest, die Automaten fehlen bislang, mutmaßlich wird es spätestens im Januar losgehen.

U-Bahn Richtweg: Anwohner klagen über Parkplatz-Notstand

Noch ist das Parken also gratis, so wie in der Vergangenheit immer. Doch vor Ort befürchten die Menschen negative Auswirkungen mit Einführung der Tickets. Daher hatte die FDP, auch nach Gesprächen mit Bürgern, einen Antrag gestellt: Der Ausschuss möge sich für eine Anwohnerparkzone aussprechend, die Verwaltung die rechtlichen Möglichkeiten und die Umsetzung prüfen.

Die Debatte darüber unterstrich, wie sensibel das Thema ist. „Ich glaube, es ist allen bewusst, dass die Parkplatz-Situation im Dahlienstieg schwierig ist. Mutmaßlich wird es noch schwieriger, wenn dort das Parken was kostet. Unser Eindruck ist, dass der Verwaltung nicht alle Tatsachen bekannt waren“, sagte Tobias Mährlein, Fraktionschef der FDP.

Lange Warteliste für Garagenplätze

Insbesondere ist jene Info neu, dass die vorhandenen Garagen einem externen Vermieter gehören, und zwar dem Unternehmen Plambeck. Dem Vernehmen nach gibt es lange Wartelisten. Und längst nicht auf allen Privatgrundstücken wäre es theoretisch machbar, Parkplätze zu schaffen.

Parkplatz-Ärger in Norderstedt: Park+Ride am U-Bahnhof Richtweg wird künftig Geld kosten. Die Anwohner befürchten, dass dann noch mehr Autos vor ihren Häusern parken. Sie fordern eigene Parkzonen. Die Stadt lehnt das strikt ab.
Am U-Bahnhof Richtweg wird P+R in der Straße Dahlienstieg künftig Geld kosten. Noch stehen hier aber keine Automaten, das soll bis Januar aber der Fall sein. © Christopher Mey | Christopher Mey

„Einer vollumfänglichen Prüfung wollen wir nicht entgegenstehen. Aber wir würden heute nicht gerne das Bewohnerparken beschließen“, sagte Lasse Jürs von der SPD. FDP und Grüne gingen da mit. Die CDU äußerte sich skeptisch: „2017 haben wir mit breiter Mehrheit die Parkraumbewirtschaftung beschlossen.“ Und das sei ausdrücklich ohne Ausnahmen oder Anwohnerparken geschehen, so Norman Raske. „Die CDU schätzt, dass es zukünftig weniger Pendler von außerhalb am Richtweg geben wird wegen der Parkgebühren.“

CDU will keinen Präzedenzfall schaffen

Er warnte vor einem Präzedenzfall: „Eine Zustimmung zum FDP-Antrag würde Tür und Tor öffnen für andere Anwohner, die Bewohnerparken haben wollen.“ Dennoch enthielten sich die Christdemokraten, sodass die Prüfung durch die Verwaltung stattfinden wird.

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Viele in der Stadt wissen: Eine ausgewiesene Parkzone für Anwohner gibt es beim Herold-Center in der Garstedter Feldstraße. Doch wer die Nachbarn vom Dahlienstieg, wo es 81 Haushalte gibt, fragt, hört einen anderen Vorschlag, der vielleicht ein Kompromiss sein könnte. „Eine Parkscheibenregelung tagsüber, von 9 bis 18 Uhr, das wäre es“, meinte Kerstin Reinecke. So könnten auch Pflegedienste oder Handwerker hier ihre Fahrzeuge abstellen. „Wir wollen das ja nicht exklusiv für uns, sondern auch für Besucher und dergleichen. Aber eben nicht für die Pendler, die die Kostenpflicht umgehen und dann bei uns kostenfrei parken.“

Parkplatz-Not bei der U-Bahn Richtweg: Wochenlang stehen Urlauber-Autos im Dahlienstieg

Sie war dabei, als es in dieser Woche einen Ortstermin mit Mario Kröska, im Rathaus der Fachbereichsleiter für Verkehrsflächen, gab. Dieser äußerte sich in der Sitzung nicht, doch die veranlasste Prüfung dürfte über seinen Tisch laufen. Aus Sicht der Anwohner gäbe es genug Gründe für eine Sonderregelung. „Es kommen Urlauber, die zum Flughafen fahren, aus Eckernförde, Kiel, Ratzeburg, Dänemark“, berichtet ein Mann. „Wir haben Camper, im Langen Kamp stehen Lkw, über mehrere Wochen stand auf der anderen Seite wochenlang ein Auto-Trailer.“

Verschärft habe sich die Situation, als die P+R-Anlagen in Norderstedt-Mitte kostenpflichtig wurden. Mit Parkscheiben könnte man dem entgegenwirken, finden die Bürger. Auch das gebe es ja nahe des Herold-Centers, beispielsweise in der Königsberger Straße. Im Frühjahr dürfte es eine Entscheidung geben, dann auch unter Eindruck der ersten Wochen mit Parkgebühren.