Norderstedt. U-Bahn Richtweg: Parken kostet bald Geld. Die Nachbarn befürchten zugestellte Nebenstraßen. Stadt verteidigt ihr Konzept deutlich.
Nur die Automaten fehlen: An der U-Bahn-Haltestelle Richtweg in Norderstedt ist die Umgestaltung der 20 Parkplätze im Dahlienstieg abgeschlossen, hier stehen wieder Autos. Noch ist das gratis: Aber mutmaßlich sehr bald werden Parkgebühren fällig. Also: Wie auch andernorts in der Stadt kosten die Park+Ride-Stellplätze direkt an der Station künftig von Montag bis Sonnabend (jeweils 8 bis 18 Uhr) Geld. Die Tarife sind bekannt: 2 Euro am Tag, 10 Euro in der Woche, 40 Euro im Monat. Was unklar ist, sind die Auswirkungen auf die direkte Umgebung. Die Stadt hat nun ausführlich auf Fragen und Forderungen der Nachbarschaft geantwortet. Und dürfte für Ernüchterung sorgen.
Dass der Richtweg zum Gesamtkonzept der Parkraumbewirtschaft gehört, ist keine Neuigkeit. Aber kürzlich hatte sich Anwohner Jan Weiß im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr gemeldet und die Befürchtungen der Anwohner aufgezählt. Im Prinzip geht es um folgende Prognose: Wenn die Parkplätze kostenpflichtig werden und die Autofahrer sich die Gebühren sparen wollen, werden sie die Fahrzeuge in der Umgebung abstellen. Denn in den Straßen, ob nun Dahlienstieg oder Langer Kamp, ist das Parken wenige Meter entfernt umsonst, das wird sich auch nicht ändern.
Parkplatz-Ärger am Richtweg: Norderstedt gegen Anwohnerparken an der U1
„Welche konkreten Maßnahmen hat die Stadt bereits umgesetzt oder plant sie, um den Verdrängungseffekt des Pendlerverkehrs bei kostenfreien Parkplätzen zu minimieren und den Parksuchverkehr in den genannten Wohngebieten zu reduzieren?“, fragte Weiß. Und nannte einen Wunsch: Anwohnerparkzonen.
In Norderstedt ist das ein sensibles Thema. „Parkraum für P+R-Nutzer ist entsprechend der Zweckbestimmung für diese Nutzergruppe zu sichern und nicht der Allgemeinheit zur freien Dauernutzung/Verfügung zu stellen“, schreibt Mario Kröska, Fachbereichsleiter für Verkehrsflächen. „Zukünftig soll öffentlicher Parkraum (insbesondere für P+R-Nutzung) nicht mehr kostenfrei angeboten werden.“ Die Stadt macht da keinen Unterschied zwischen Richtweg und Norderstedt-Mitte.
Stadt erwartet, dass Anwohner vermehrt auf eigenen Grundstücken Autos abstellen
Was bisher nicht bekannt war: Die Parkplätze an der U-Bahn sind gar nicht dem Dahlienstieg zugeordnet, sondern dem Bereich der Haltestelle. Hintergrund ist auch, dass die Fläche lange Zeit in Privatbesitz war, ehe die Stadt diese nach „schwierigen Verhandlungen“ gekauft hat.
Gefragt wurde auch, was für ein Verhalten Norderstedt von Autofahrern erwarten würde. „Anwohnerinnen und Anwohner nutzen verstärkt ihre eigenen Stellplätze, Carports und Garagen nicht mehr primär als Abstellflächen, sondern tatsächlich zum Parken“, so Kröska unter anderem. Und: „Einige Grundstückseigentümer schaffen sich (wo möglich) eigene zusätzliche Abstellmöglichkeiten auf ihren privaten Grundstücken. Anwohnerinnen und Anwohner mieten private Stellplätze und/oder Garagenstellplätze für Zweitfahrzeuge an.“ Auch im Dahlienstieg sei „durchaus Platz für die Schaffung zusätzlicher Kfz-Abstellflächen“.
Anwohnerparkzonen: Nur am Herold-Center gibt es laut Verwaltung die Voraussetzungen
Anwohnerparkzonen lehnt die Stadt ab. Man sehe „keine derartige Möglichkeit“, heißt es. Die Politik hätte entschieden, stadtweit keine neuen derartigen Bereiche einzurichten. Anordnungen hierzu würden nur getroffen „für Bewohnerinnen und Bewohner städtischer Quartiere mit erheblichem Parkraummangel“. Das gilt, so die Verwaltung, nur für den Bereich rund um das Herold-Center.
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Im Dahlienstieg sieht Kröska keinen Anlass. Dort seien „im unmittelbaren Gebiet innerhalb von 1000 Metern anteilig freie Parkmöglichkeiten zu finden. Weiterhin muss der Parkdruck ständig und aufgrund auswärtiger Besucher vorhanden sein. Auch dies sei im Gegensatz zum ,Bereich Herold-Center‘ hier nicht als Voraussetzung gegeben. „ln .Ihren‘ Wohnstraßen findet zwar ,auswärtiger Verkehr‘ statt, jedoch ist dies in nahezu allen Straßen der Stadt Norderstedt der Fall und verstärkt in Ihrem Wohnumfeld auch nur zu bestimmten Tageszeiten. Die rechtlichen Voraussetzungen sind bei dieser Örtlichkeit deshalb nicht gegeben.“
Parkplatz-Not: FDP will, dass Anwohnerparkzone im Dahlienstieg rechtlich geprüft wird
Während Kröska keinen Diskussionsbedarf mehr sieht, wagt die FDP im kommenden Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr (21. Nov., 18.15 Uhr, Rathaus, Sitzungsraum 2) dennoch einen Vorstoß. Sie beantragt: Das Gremium solle sich für eine Bewohnerparkzone im Dahlienstieg aussprechen, sodass die Verwaltung dies erneut prüfen müsste.
Bei einer Begehung sollen dann Anlieger involviert werden. Ein Grund, warum das Thema aus Sicht der FDP nicht vom Tisch ist: „Beispielsweise sind die erwähnten vorhandenen Parkgaragen nicht den Grundstücken zugeordnet, sondern gehören einem privaten Vermieter. Für diese Garagen gibt es eine lange Warteliste.“