Norderstedt. Sporthalle, Kreisverkehr, U-Bahnhof: Norderstedt will unbedingt irgendein Gedenken an die Fußball-Legende. Muss das wirklich sein?

Irgendwas mit „Uwe Seeler“: Mittlerweile scheint sich die Debatte darüber, wie Norderstedt der Fußball-Legende gedenken sollte, dem Tiefpunkt zu nähern. Hoffentlich, denn so langsam reicht es. Darauf, ausgerechnet den tristen U-Bahnhof Richtweg umzubenennen, muss man erst einmal kommen. Hier erinnert nun wirklich gar nichts an die Ikone. Es sei denn, man findet Treppenstufen zum Bahnsteig, angemalt in den Vereinsfarben des HSV, besonders schön.

Nein, „würdig“ wäre das nicht, genauso wenig, wie es die FDP meint, eine „tolle Möglichkeit“. Und der Vergleich mit dem internationalen Hamburger Flughafen, der den Namen von Helmut Schmidt trägt, hinkt wie ein Stürmer mit Bänderriss.

Gedenken an Uwe Seeler: Norderstedter Politik überbietet sich mit Vorschlägen

Geschenkt, dass der Antrag vermutlich durchfällt. Denn zuvor haben die anderen Fraktionen der Stadtpolitik ihrerseits schon reihenweise geglänzt. Der viel befahrene Kreisverkehr an der Paul-Hauenschild-Anlage, wenige Meter vom Grundstück der Seeler-Familie entfernt, würde mit insektenfreundlichen Blumen am ehesten einen sinnvollen Zweck erfüllen. Hier eine Skulptur hinzupflanzen, wie es zuletzt noch die Grünen wollten, hätte nur einen Effekt. Nämlich, dass eine Hälfte der Bevölkerung diese okay findet, die andere Hälfte komplett misslungen und als Verschwendung von Steuergeld ansieht.

Richtig ist, dass es ebenfalls unnötige Kosten verursacht hätte und bürokratischen Aufwand, den Weg am Sportplatz umzuwidmen. Die Anwohner hätten sich bedankt. Und: Eine Uwe-Seeler-Allee gibt es ja jetzt schon beim Volksparkstadion, genauso wie den riesigen Seeler-Fuß, der zu jedem Heimspiel eine Pilgerstätte ist. Vor einem Kreisel mitten auf der Ulzburger Straße lassen sich dann doch eher schlecht Fotos machen.

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Aber dafür hat Norderstedt einen anderen Plan. Ein Gebäude, dass es lediglich als Skizze gibt, soll später als Uwe-Seeler-Halle dem Schul- und Vereinssport zur Verfügung stehen. So haben es CDU und SPD durchgesetzt. Auch wenn niemand glaubwürdig sagen kann, wann am Aurikelstieg überhaupt einmal die Bauarbeiten für die neue Grundschule starten sollen.

Eine Sporthalle namens Uwe Seeler: Vielleicht erst in den 2030er-Jahren?

In der Regel dauern derartige Großprojekte sowieso immer deutlich länger als prognostiziert. In den 2030er-Jahren könnte endlich die Plakette angeschraubt werden, der symbolpolitische Triumph wäre perfekt. Eltern und Großeltern müssen den Schulkindern dann nur noch erklären, wer Uwe Seeler eigentlich war.

Ganz ehrlich: Norderstedt hat den geeigneten Zeitpunkt längst verpasst. Auf weitere Ideen sollten alle Verantwortlichen verzichten und das unwürdige Schauspiel beenden. Es gäbe deutlich wichtigere Themen, bei denen sich die Parteien gerne zukunftsweisend einbringen können. Wer wirklich etwas im Sinne von Uwe Seeler tun möchte, sollte einfach an seine Stiftung spenden. Oder für einen HSV-Aufstieg beten.