Norderstedt. Eine Sporthalle könnte den Namen der Fußball-Legende tragen. Noch gibt es das Gebäude aber nicht. Grüne sprechen von „vertaner Chance“.
- Politische Mehrheit wünscht, dass künftige Sporthalle den Namen von Uwe Seeler trägt
- Norderstedt tut sich weiterhin schwer mit Ehrung seines berühmtesten Bürgers
- Grüne kritisieren: Wunsch der Witwe wird ignoriert
In Norderstedt scheinen sich Politik und Stadt weiterhin sehr schwer zu tun, eine gemeinsame Idee zu entwickeln, wie Uwe Seeler, der berühmteste Bürger der Stadt, angemessen geehrt werden könnte. Etwas mehr als zwei Jahre, nachdem die HSV-Ikone am 21. Juli 2022 im Alter von 85 Jahren verstarb, hat nun der Ausschuss für Schule und Sport zumindest einen Beschluss gefasst. Der CDU-Antrag, wonach die künftige Dreifeld-Sporthalle am Aurikelstieg den Namen der Fußball-Legende tragen könnte, erhielt eine Mehrheit. Allerdings gibt es auch deutliche Kritik.
Der Vorschlag, den die Christdemokraten einbrachten, bekam auch Stimmen von SPD und AfD, das genügte. Die FDP sowie die Fraktion Wir in Norderstedt/Freie Wähler enthielten sich. Und die Grünen votierten sogar dagegen. Nicht, weil man Uwe Seeler nicht würdigen wolle, betont Fraktionschef Marc Giese. Doch von der Idee, eine Halle zu benennen, die es noch nicht einmal gibt, hält die Partei wenig.
Uwe-Seeler-Sporthalle? Polit-Zoff in Norderstedt um HSV-Idol
„Es ist schade, dass der Wunsch der Witwe, den Kreisverkehr vor dem HSV-Sportlerheim, in direkter Nachbarschaft seiner Wohnstätte, zu erwägen, völlig ignoriert wird und nur die Benennung der Sporthalle von den Fraktionen CDU, AfD und SPD in Betracht gezogen wird“, so der Stadtvertreter.
Er bezieht sich auf folgendes Angebot aus dem letzten Jahr: In der Mitte des Kreisels an der Einmündung Ulzburger Straße/Marommer Straße, also nur wenige Meter entfernt vom Anwesen der Seeler-Familie, könne eine „Uns Uwe“-Statue errichtet werden. Der Norderstedter Bildhauer Thomas Behrendt hatte seinerseits Interesse signalisiert, eine Skulptur zu erschaffen.
„Warum nicht eine schöne Statue von Mäuschen auf dem Kreisel?“
Ilka Seeler hatte das goutiert: „Warum stellt man nicht eine schöne Statue von Mäuschen auf dem Kreisel an der Ulzburger Straße vor den Paul-Hauenschild-Plätzen des HSV auf? Das würde sicherlich nicht nur mir gut gefallen.“ Doch seitdem ist in dieser Richtung nichts mehr geschehen, sodass die CDU aktiv wurde.
„Die Stadt ehrt das Andenken an Uwe Seeler, indem sie der neu zu bauenden Dreifeldhalle am Aurikelstieg offiziell den Namen ,Uwe-Seeler-Halle‘ verleiht“, hieß es im Antrag. Am Aurikelstieg sollen die neue Grundschule Lütjenmoor, eine Kindertagesstätte und eine Dreifeldsporthalle gebaut werden. „Das ist beschlossene Sache, Geld dafür steht im Haushalt bereit“, so der CDU-Fraktionschef Gunnar Becker. Und besonders die Sporthalle wird in Norderstedt sehnsüchtig erwartet, denn Hallenzeiten sind ein knappes Gut.
CDU: „Wir wollen bei der Ehrung von Uwe Seeler endlich mal ins Handeln kommen“
Die Norderstedter Breitensportler sollen sich zum Turnen, zur Gymnastik, zum Kicken oder Handbälle werfen fürderhin nicht in einer namenlosen Sporthalle treffen, sondern in der „Uwe-Seeler-Sporthalle“. Klingt doch gleich viel erhabener. „Wir wollen bei der Ehrung von Uwe Seeler in Norderstedt jetzt mal endlich ins Handeln kommen“, sagte Becker.
Die Diskussionen um Straßennamen und Statuen habe man verfolgt. Und ebenso die Nichtumsetzung. Die Schule und die Halle, das seien Gebäude, die realistisch in ein paar Jahren stehen könnten. Einer Taufe der dann modernsten Sporthalle der Stadt im Gedenken an „Uns Uwe“ stünde nichts entgegen.
Nur einen nicht kleinen Haken hat die Sache mit der Halle aber doch. Damit das Andenken an den Fußballer Seeler gelebt wird, müsste in der Halle dann schon auch gekickt werden. Yoga oder Reckturnen waren nun mal nicht die Stärken von „Uns Uwe“. Da hat Gunnar Becker ebenfalls schon eine Idee: „Man müsste vielleicht ein Uwe-Seeler-Hallen-Fußballturnier veranstalten.“
Statue auf dem Kreisverkehr: Offenbar viel Skepsis bei der Stadt
Im Gegensatz zu einer Straßenumbenennung nach Uwe Seeler, birgt die Hallentaufe keine Kollateralschäden. Niemand müsste seine Adresse ändern. Und was die Statue für Ilkas „Mäuschen“ auf dem Kreisel Marommer Straße angeht: „Da haben sich in unserer Fraktion doch eine Menge Skeptiker zu Wort gemeldet“, sagt Becker. „Und auch in der Verwaltung der Stadt wird das wohl eher kritisch gesehen.“
Denn so ein Bronze-Uwe auf der Verkehrsinsel, der verdecke doch die Sicht aufs Wesentliche, den Verkehr. Außerdem könnten sich die Leute ja auch während der Fahrt die Hälse verdrehen nach dem großen, kleinen Mann am Ball. Und niemand will doch, dass der Ehren-Seeler zum Anlass für Auffahrunfälle wird.
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„Billig und nicht mal schnell“ sei die Hallen-Lösung, sagen die Grünen hingegen. „Bisher gibt es weder einen Bebauungsplan noch finanzielle Mittel oder einen fixen Zeitplan, diese Halle überhaupt zu bauen“, so die Fraktion. Im Optimalfall würde die Sportstätte in vier Jahren stehen, realistischer seien sechs bis zehn Jahre. „Eine Diskussion, wie man ,Uns Uwe‘ am besten ehren kann, kam leider nicht zustande. So wurde ohne Not eine Chance vertan, um die bestmögliche Ehrung zu erzielen“, so die Co-Fraktionsvorsitzende Ingrid Betzner-Lunding.
Dennoch: Der Beschluss steht. Vermutlich liegt es nun an der Verwaltung, an der Spitze Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder, sich einmal mit Ilka Seeler und der Familie zu treffen, um ein Stimmungsbild abzufragen. Bis auf Weiteres wird es aber in der viertgrößten Stadt Schleswig-Holsteins keinen einzigen öffentlichen Hinweis auf „Uns Uwe“ geben.