Kreis Segeberg. Die nächste Hitzewelle kommt bestimmt. Der Kreis will deshalb mehr öffentliche Trinkwasser-Stationen anbieten – 20 gibt es schon.
Starkregen, Überschwemmungen, ungewöhnliche Hitzewellen, Sturm, Gewitter – nichts ist mehr so, wie es mal war. Das Klima verändert sich, die Menschen und die Natur leiden. Damit an heißen Tagen jeder auch unterwegs kostenlos genügend trinken kann, hatte der Kreis Segeberg im vergangenen Frühjahr eine Aktion gestartet, um Geschäftsleute, Behörden und andere Institutionen dafür zu gewinnen, kostenlos Leitungswasser an Hilfe suchende Passanten abzugeben. Inzwischen gibt es 20 öffentliche Trinkwasser-Stationen. Aber es sollen und müssen nach Ansicht der Kreis-Gesundheitsförderung noch mehr werden.
Es steht längst fest: Übermäßige Hitze kann sich nachteilig auf die Gesundheit des Menschen auswirken. Der Deutsche Wetterdienst hat als Kenngröße den „Heißen Tag“ definiert: Jeder Tag, dessen höchste Temperatur bei 30 Grad oder darüber liegt, zählt dazu. 2023 gab 11,5 derartige Tage. Laut Umweltbundesamt wurden die zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen nach 2010 gemessen. Alleine der August 2024 brachte zwei bis drei Mal so viele Hitzetage wie ein durchschnittlicher August. Die genaue Zahl der Hitzetage 2024 wurde noch nicht veröffentlicht.
Erste Hilfe bei Hitze: Hier gibt es kostenloses Trinkwasser
Der Sommer 2024 legte einen regelrechten Frühstart hin. Schon am 6. April wurde nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes der erste Hitzetag des Jahres registriert, so früh wie noch nie seit Aufzeichnungsbeginn der Wetterdaten in Deutschland. Weil die Menschen geschützt werden müssen, ist die Gesundheitsförderung des Kreises Segeberg in Aktion getreten. Wie es im kommenden Jahr wird, weiß niemand, aber die Experten befürchten, dass sich der Trend der vergangenen Jahre als stabil erweist. „Hitze und Sonneneinstrahlung stellen ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko für alle Menschen dar“, warnt Nadja Steinkühler vom Bereich Gesundheitsförderung des Kreises.
Alle, die mit älteren Menschen in Kontakt stehen (Ämter, Kirchengemeinden, Wohlfahrtsverbände, Beratungsstellen), bekommen kostenfrei Informationsmaterial zum Thema „Gesundheit und Hitze“ beim Kreis und können es in ihrer Einrichtung auslegen oder an Betroffene weitergeben. Personen, die beruflich oder privat mit älteren Menschen in Kontakt sind, können sich für eine Hitzeschutz-Schulung anmelden.
Mit sechs Trinkwasser-Stationen liegt Norderstedt kreisweit an der Spitze
Ganz konkret wurden Geschäftsleute, Apotheken und andere Behörden aufgefördert, kostenlos Leitungswasser an Passanten auszugeben. Die „Initiative Refill“ fand Interesse, aber es gibt noch viele Orte im Kreis Segeberg, an denen diese Aktion bisher völlig vorbeigegangen ist. Auf der interaktiven Deutschlandkarte der Aktion Refill-Deutschland sind alle Standorte von Trinkwasser-Stationen in Deutschland zu erkennen – auch die im Kreis Segeberg.
Iin Norderstedt gibt es immerhin sechs Stationen: die Spitzweg-Apotheke am Kielortplatz, die Stadtbücherei in Norderstedt-Mitte, die DAK in Norderstedt-Mitte, die Moorbek-Apotheke, der Hörgeräteakustiker Heineke‘s Öhrchen und Rosenthal Bäder an der Ulzburger Straße. In Ellerau bietet die Gemeindebücherei kostenloses Trinkwasser an, in Henstedt-Ulzburg der Elektrogroßhandel Kabelprofi24.com, Am Redder.
Bis Ende 2025 wird für öffentliche Refill-Stationen geworben
In Kaltenkirchen kann im Rathaus getrunken und nachgefüllt werden, ohne Aufsehen zu erregen; auch das Fitnessstudio Chace am Flottkamp bietet diese Möglichkeit. In Bad Bramstedt funktioniert das im TUI-Reisecenter am Maienbeeck, bei der Landweg Apotheke und beim Getriebedoktor am Tegelbarg. Mit insgesamt 20 Stationen liegt der Kreis Segeberg landesweit an der Spitze. Zum Vergleich: Im Kreis Pinneberg gibt es acht Trinkwasser-Stationen, in der Landeshauptstadt Kiel zehn Stationen.
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Das ist nach dem Start der Aktion Anfang Juni also schon mal kein schlechtes Ergebnis, aber es gibt noch viel Luft nach oben. Nadja Steinkühler: „Es müssen mehr Stationen werden, außerdem sollte es die Refill-Möglichkeiten nicht nur in den örtlichen Ballungszentren geben, sondern auch in den Außenbereichen, wo möglicherweise längere Spaziergänge unternommen werden.“ Bis Ende 2025 wird sich die Gesundheitsförderung des Kreises Segeberg aktiv darum bemühen, weitere Trinkwasser-Stationen im gesamten Kreisgebiet zu rekrutieren. „Wir werben weiter“, sagt Steinkühler.
Behörden und Restaurants sollen ihre Kunden-WCs öffentlich zur Verfügung stellen
Wer viel trinkt, benötigt auch ein Klo. Das ist oft ein Problem, weil öffentliche Toiletten kaum noch vorhanden sind. Der Kreis fordert deshalb Geschäftsleute, Restaurantbetreiber und Dienstleistungseinrichtungen auf, ihre Kunden-WCs für Passanten in Not zur Verfügung zu stellen. Für das kostenlose Trinkwasser und WC-Angebot erhalten die Teilnehmenden einen Aufkleber für die Tür oder Fensterscheiben, um so auf die Aktion aufmerksam zu machen.
Wer mitmachen möchte, kann sich per E-Mail beim Kreis Segeberg melden. Das gilt auch für das Angebot einer Hitzeschulung. Anmeldungen für die Aktionen sind mit Name oder Einrichtungsanschrift unter der Adresse Gesundheitsfoerderung@segeberg.de möglich.