Kreis Segeberg. Aus Rickerts Gasthof an der B 432 bei Groß Niendorf wurde der „Landhof est. 1886“: Was das Wirtsehepaar seinen Gästen bieten möchte.
- Umfangreiche Renovierung des historischen Gasthofes abgeschlossen
- Geschmackvolle Innenräume zum Feiern – und auch Gästezimmer werden angeboten
- Geboten werden bodenständige Küche und ein Mittagstisch
Das Gebäude macht einen herrschaftlichen Eindruck: Es steht direkt an der B 432 zwischen Itzstedt und Leezen und fällt jedem Autofahrer sofort ins Auge. Hinter dem Eingang mit den vier großzügigen Säulen steckt ein Stück Heimatgeschichte. Seit 1886 war „Rickerts Gasthof“ in Familienbesitz, aber jetzt bekommt das zweitälteste Gasthaus im Kreis Segeberg ein neues Outfit. Aus der Groß Niendorfer Dorfkneipe wird das „Landhaus est. 1886“ – und dahinter steckt eine abenteuerliche Geschichte.
Wer die B 432 zwischen Norderstedt und Bad Segeberg befährt – das sind täglich viele Tausend Autofahrer –, kennt das auffällige Gebäude. Meistens liegt es verlassen da. Aber der Eindruck täuscht: Familie Rickert, die hier im Jahre 1886 eine Gaststätte eröffnete, hielt den Betrieb bis 2021 aufrecht. Wenn auch eingeschränkt: Geöffnet wurde nur bei Bedarf, wenn sich Gruppen angemeldet hatten oder wenn der Saal am Wochenende für Feierlichkeiten gebucht wurde.
An der B 432: Aus der historischen Dorfkneipe wird das Landhaus est. 1886
Viele Jahrzehnte spielte sich bei Rickerts auch das dörfliche Leben von Groß Niendorf ab. Doch zuletzt wurde auch das weniger: Die Gemeinde gönnte sich ein Dörpshus, in dem jetzt die Vereine und die politischen Gremien tagen und feiern. „Bis 2021 haben wir den Gastbetrieb aufrechterhalten“, sagt die gelernte Bankkauffrau Silke Rickert, die mit ihrer Familie schon lange auf der Suche nach Käufern für das Gebäude war. Offiziell wurde es für 415.000 Euro zum Verkauf angeboten.
Die günstige Lage an der B 432, unweit der Dorfstraße, hätte sich für viele geschäftliche Aktivitäten angeboten: Fitnessstudio, Physio-Praxis – um nur zwei Beispiele zu benennen. Dann traten Jenny (49) und Frank Radzanowski (54) aus Neversdorf auf den Plan. Sie gelernte Bankkauffrau, er gelernter Verwaltungsangestellter, von gastronomischer Tätigkeit weit entfernt, aber voller Ideen und Tatkraft. Sie kauften das Gebäude mit weiteren sieben Hektar Land Anfang dieses Jahres und begannen, ihren Traum zu verwirklichen. Im großen Stil wurde das historische Gasthaus von innen und außen renoviert und völlig umgestaltet.
Ein Wagnis für die neuen Betreiber, aber kein finanzielles Abenteuer
Ein Wagnis, aber für das unternehmungslustige Ehepaar kein finanzielles Abenteuer. Es ist, nachdem die Lehrberufe aufgegeben wurden, durch geschäftliche Aktivitäten finanziell unabhängig geworden und kennt sich mit Immobilien gut aus. „Wir hatten schon lange die Idee, irgendetwas auf dem gastronomischen Gebiet zu machen“, sagt Jenny Radzanowski. „Dann sind wir darauf aufmerksam geworden, dass Rickerts Gasthof verkauft werden soll.“
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Der Charakter des historischen Gebäudes bleibt erhalten, die Säulen, die es ursprünglich nicht gab, bleiben stehen. Sie sind 1925, als das Gebäude nach einem Feuer restauriert werden musste, hinzugekommen. Aber sonst wird vieles geändert. Vor allem der Name: Aus Rickerts Gasthof wird in Erinnerung an das Baujahr der Landhof est. 1886. Mit „est.“ (für established/gegründet) wird zwar auf den Schildern geworben, aber es soll nicht mitgesprochen werden. „Zu sperrig für den Alltagsgebrauch“, findet das Ehepaar Radzanowski. Aus historischen Gründen seht „est.“ auf den Schildern. Der Schriftzug wurde auch als Aufschrift über dem Eingangsbereich angebracht.
Landhof: Bodenständige Küche statt Gourmettempel
Mit einem Tag der offenen Tür eröffneten Jenny und Frank Radzanowski am 10. November ihr Landhaus an der B 432. Mit dem offiziellen Betrieb starteten sie einen Tag später. Im Innenraum dominieren die Farben weiß und grau. Holzpaneele, Tapeten mit floralem Muster, Kronleuchter und geschwungene Leuchter an den Wänden prägen den Landhauscharakter, dem auch die Möbel angepasst sind. 40 Plätze stehen für Besucher zur Verfügung, wobei die Restaurantbetreiber keinen „Gourmettempel“ auf dem Lande schaffen wollen. Das Speisenangebot wird eher bodenständig.
Dafür wurde mit Jürgen Ucke ein erfahrener Koch eingestellt, der zuletzt mehr als zehn Jahre im Schloss Tremsbüttel tätig war. Er bringt gleich eine Beiköchin mit, sodass dem Ehepaar Radzanowski eine erfahrene Küchenbesetzung zur Verfügung steht. „Wir hatten zunächst gar nicht damit gerechnet, so schnell einen Koch oder eine Köchin zu finden“, sagt Jenny Radzanowski.
Deutsche und internationale Gerichte, aber auch Currywurst und Frikadellen
Von Montag bis Freitag soll es im Landhaus est. 1886 einen Mittagstisch geben, wobei gezielt mit der verkehrsgünstigen Lage an der B 432 kalkuliert wird. Zwischen 11.30 und 14.30 Uhr gibt es schnelle Gerichte (Currywurst, Frikadellen und Co.), aber auch wechselnde Gerichte. Abends öffnet das Restaurant donnerstags von 17 bis 20 Uhr, freitags von 17 bis 21 Uhr. Sonnabends und sonntags wird von 11.30 bis 21 Uhr (sonntags bis 20 Uhr) geöffnet.
Gäste können zwischen klassischen deutschen Gerichten, aber auch internationalen Speisen wählen. Alles mit Zutaten aus regionalen Quellen. Außerdem soll es saisonale Angebote geben. Am 25. und 26. Dezember wird ein mehrgängiger Weihnachtslunch für 52 Euro pro Person angeboten. Anmeldungen werden unter Tel. 0171/320 69 46 entgegengenommen.
Im großen Saal, der durch einen Nebenraum erweitert werden kann, gibt es die Möglichkeit, mit bis zu 160 Personen zu feiern. Hier sollen Hochzeiten, andere Familienfeste, Jubiläen, aber auch Tagungen stattfinden. Im Obergeschoss stehen Gästezimmer zur Verfügung.