Kisdorf. Maer Gruppe setzt bei Transportpaletten auf Recycling und Kreislaufwirtschaft. Außerdem baut sie Tische aus gefällten Stadtbäumen.
In Kisdorf im Kreis Segeberg gibt es ein Unternehmen, das voll und ganz auf den Rohstoff Holz setzt – und damit rasant wächst. Gleichzeitig tut dieses Unternehmen alles dafür, dass dieser Rohstoff so gut wie möglich geschont und so oft wie möglich wiederverwendet wird. Dieses Unternehmen ist die maer Gruppe. Die Tochterfirma ISI Transport- und Verpackungsmittel GmbH stellt kundenindividuelle Transport-Paletten und Holzverpackungen her und liefert diese deutschlandweit an Industriekunden aus. Eine zweite Tochterfirma, maer Unikate, baut hochwertige Tische aus ganzen Holzstämmen.
Alle Unternehmensbereiche eint eine recht einzigartige Nachhaltigkeitsstrategie, die durchaus auch als Aushängeschild dient. Die Grundidee: Für die Produkte und Dienstleistungen von maer sollen möglichst keine Wälder angetastet werden, stattdessen setzt man auf Recycling und Kreislaufwirtschaft. Das nützt dann nicht nur dem Klima, sondern auch Großkunden, die damit ihre CO₂-Bilanz aufbessern können.
Nachhaltigkeit: Wie eine Holzfirma aus Kisdorf die Wälder retten will
Auf dem 8000 Quadratmeter großen Firmengelände an der Henstedter Straße stehen imposante Stapel von Holzpaletten, auch im Inneren der 3000 Quadratmeter großen Werkshallen stapelt es sich. Es wird gesägt, gehämmert, Roboter sind im Einsatz, Gabelstapler fahren durch die Hallen. Und es riecht nach: Holz. „Jährlich werden hier rund eine halbe Million Paletten produziert oder umgeschlagen“, sagt Erik Mallwitz. Der 32-Jährige aus Uetersen ist der geschäftsführende Gesellschafter der Firma, die seit Ende 2023 maer Holding GmbH heißt.
Das Kerngeschäft ist die Produktion von Einwegpaletten aus Holz, die dann andere Unternehmen abnehmen, zum Beispiel, um damit Fernseher, Kühlschränke, elektrische Klaviere, Lebensmittel oder Papierprodukte zu transportieren. Anders als die bekannten Euro-Paletten, die genormte Maße haben und oft in Supermärkten zu sehen sind, werden die Paletten aus Kisdorf „individuell gefertigt, für Produkte, die sich nicht auf Euro-Paletten transportieren lassen“, sagt Mallwitz.
Erik Mallwitz stieg mit Anfang 20 in die Firma seines Vaters ein
Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1980, als „Internationale Spedition Israel“, kurz ISI. Der Unternehmensgründer Harry Israel setzte damals voll auf den Handel mit Euro-Paletten, produziert wurde nichts. Das blieb auch so, als Uwe Mallwitz, Diplomkaufmann aus Tornesch und Vater des heutigen Unternehmenschefs, Geschäftspartner und später Geschäftsführer wurde. Erik Mallwitz, selbst gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann, fing mit Anfang 20 in der Firma des Vaters an. „Wir waren damals zu viert, sind selbst Gabelstapler und Lkw gefahren und haben nebenher mit Kunden telefoniert“, schildert er die damalige Zeit.
2016 übernahm Erik Mallwitz selbst die Geschicke der Firma und änderte das Konzept. „Ich dachte, die Paletten müssten wir doch auch selbst produzieren können“, sagt er – und kaufte im selben Jahr die erste Kreissäge. „Wir mussten erst einmal lernen, wie das alles ging“, sagt Mallwitz. Die Firma erfand sich quasi neu, akquirierte einen neuen Kundenstamm – und begann mit dem neuen Produkt, den „easy-Paletten“, schnell zu wachsen. Das Firmengelände wurde bald erweitert, aus vier wurden 37 Mitarbeiter.
„Wir nehmen die Paletten zurück, als einziges Unternehmen in der Branche“
Maer bietet heute vieles, Produktion und Vertrieb von Paletten und Sonderverpackungen aus Holz, die Reparatur von Euro-Paletten und auch den Handel mit neuen und gebrauchten Paletten. Genau das ermöglicht eine Kreislaufwirtschaft, die es bisher in der Branche nicht gibt und die Mallwitz noch weiterentwickeln will. „Wir nehmen die Paletten zurück, dann reparieren wir sie oder fertigen daraus ganz neue Paletten und Verpackungen, als einziges Unternehmen in der Branche.“
Schon jetzt stellt das Unternehmen Paletten mit einem Recyclingholzanteil von 30 bis 60 Prozent her. „Unser Ziel ist aber eine Recyclingquote von 100 Prozent. Dafür schaffen wir gerade die Produktionsbedingungen.“ Nicht nur bei der Rücknahme von Paletten, auch beim Recycling sei man Pionier. „Wir sind bisher das einzige Unternehmen in der Branche, das das so macht“, sagt Mallwitz.
Üblicher Weg: Paletten gehen zu Entsorgungsfirmen und werden zerschreddert
Üblich sei bisher, dass die alten Paletten zu Entsorgungsunternehmen wandern, die das Material dann zerschreddern, zu Brennstoffen oder zu Grundstoffen für Holzfaserplatten, die dann zum Beispiel in Küchen verbaut werden. Aber Mallwitz sagt: „Unser Verfahren ist wesentlich nachhaltiger und besser für die Abfall- und CO₂-Bilanz.“ Ach ja: Der Strom für die Maschinen sei natürlich Ökostrom.
Dabei gehe es nicht nur um Umwelt- und Klimaschutz, sondern auch einfach um den „sorgsamen Umgang mit der Ressource Holz“, sagt der Unternehmenschef. Er präzisiert: „Fichten und Tannen passen sich schlecht dem Klimawandel an. Vielleicht gibt es sie in 30 Jahren gar nicht mehr in unseren Breiten. Wir müssen uns also fragen, wie wir es hinbekommen, weniger Holz aus unseren Wäldern zu verwenden.“
Bäume für die Tische aus „städtischen und notwendigen Fällungen“
Dieses Prinzip hat sich auch die 2020 gegründete Tochterfirma maer Unikate auf die Fahnen geschrieben. Sie stellt hochwertige Ess-, Couch- und Konferenztische aus Holz her, und zwar aus ganzen Baumstämmen. Die aber kommen nicht aus Wäldern, sondern aus „städtischen und notwendigen Fällungen“, wie Mallwitz sagt. Er versichert: „Kein Baum wird extra für unsere Tische gefällt. Es sind ausschließlich Bäume aus Wohn- oder Gewerbegebieten, die aus anderen Gründen gefällt werden mussten.“ Die Stämme kommen von einem niederländischen Unternehmen, das diese aus Deutschland, der Schweiz oder eben aus den Niederlanden besorgt.
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Rund 7000 Euro kostet ein drei Meter langer Holztisch, je nachdem, für welches Untergestell sich der Kunde entscheidet. Den Stamm, der dann auch die Tischform und Struktur sehr stark prägt, sucht jeder Kunde selbst aus. Und er hat dann ein ganz besonderes Recht: Er kann den Tisch später an maer Unikate zurückverkaufen, das ist vertraglich so festgelegt. Im Sinne der Nachhaltigkeit macht die Firma dann wieder neue Tische daraus.
Firma auf Wachstumskurs: Neue Standorte in Deutschland geplant
Der Holztischbau begann eher als Seitenprojekt zum Hauptgeschäft, fast wie ein Hobby, aus „Leidenschaft für den Werkstoff Holz und für Wälder“, wie Mallwitz sagt. Doch der Geschäftszweig soll nun größer werden. Auch ansonsten ist Mallwitz voll auf Wachstumskurs: Mit den individuell angefertigten Paletten und Holzverpackungen zählt die Firma schon jetzt zu den Großen im Norden, demnächst sollen neue Standorte in anderen Teilen Deutschlands eröffnet werden. Kunden will man dann auch im Bereich Marketing und Vertrieb unterstützen. Über allem steht ein großes Ziel: „Mit unseren nachhaltigen Holzprodukten wollen wir Marktführer sein.“