Norderstedt. Verband Hall of Fame Martial Arts Europe hat Florian Dau für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Die besondere Geschichte des Sportlers.
Riesenehre für den Norderstedter Kampfsportler Florian Dau (50). Der Inhaber des Fitnessstudios Flo‘s Gym am Alten Kirchenweg in Harksheide ist in Rheine/Nordrhein-Westfalen vom Verband Hall of Fame Martial Arts Europe für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. „Das ist eine Bestätigung für meinen Lebensweg und ein Beleg dafür, dass das, was ich mache, zur Kenntnis genommen und gewürdigt wird“, so Dau, der der Jury von seinem Freund, Kampfkunstmeister Freddy Kleinschwärzer aus Rosenheim, vorgeschlagen wurde.
Dau begann im zarten Alter von sechs Jahren mit dem Kampfsport. Ju-Jutsu, Aikido, Judo, Karate, Ving Tsun, Kickboxen, Bodybuilding oder Stockkampf: Dau probierte alles einmal aus und schlug später dann auch die Trainerlaufbahn in diesen Disziplinen ein. Heute arbeitet er unter anderem als Fitness- und Gesundheitstrainer, Bodybuilding-Trainer, Regenerationstrainer und Mental Coach, ist Träger von Dan-Graduierungen in verschiedenen Kategorien (7. Dan Ju-Jutsu, 2. Dan Thaikido, 1. Dan Aikido).
Kampfsport: Florian Dau vermittelt eigenes Selbstverteidigungskonzept
Vor ein paar Jahren hat er sein eigenes Selbstverteidigungskonzept erstellt. Auf nationalen und internationalen Lehrgängen verbreitet er sein Wissen, bringt den Teilnehmern bei, sicherer, selbstbewusster und gesünder durchs Leben zu gehen. Seine berufliche Karriere startete er aber vor über 30 Jahren bei der Landespolizei Schleswig-Holstein.
Nach seinem Ausstieg dort wurde Dau Personenschützer. Das Wort „Bodyguard“ hört er nicht gerne: „Das klingt so nach Hollywood. Das sind wir aber nicht.“ Zu seinen Klienten gehörten unter anderem die Box-Brüder Vitali und Wladimir Klitschko.
Hall of Fame Martial Arts Europe ehrt herausragende Sportler im Budo-Bereich
Seit 2012 ehrt die Hall of Fame Martial Arts Europe Budokas und Bodyguards für deren herausragende Leistungen im Budosport sowie soziales Engagement. Schon in den vergangenen Jahren war Florian Dau immer wieder ein Kandidat gewesen, lehnte aber jedes Mal ab, weil er sich noch nicht so weit wähnte und ihm eine solche Auszeichnung eher unangenehm gewesen wäre.
„Mittlerweile befinden sich in meinem Umfeld aber so viele Leute, die gesagt haben, ich sollte die Ehrung doch mal annehmen. Das habe ich diesmal aus Respekt vor ihnen, aber auch vor Freddy, gemacht“, begründet Dau seine Entscheidung. Ausschlaggebend für die Jury war unter anderem das von Dau selbst entwickelte Konzept einer Selbstverteidigung, nach dem er inzwischen lehrt.
Daus neuer Weg: Alternative zu den starren Vorgaben der traditionellen Systeme
„Ich habe nach einer Alternative gesucht, den starren Vorgaben der traditionellen Systeme zu entkommen. Mein Ziel war es, realistische und schnelle Selbstverteidigung ohne Blockaden zu unterrichten. Man darf zum Beispiel in den ehrenvollen Kampfkünsten der alten Samurai keine Augenstiche oder Kehlkopfschläge machen. Das ist bei uns erlaubt. Wir dürfen alles benutzen, was dem Schwächeren auf der Straße hilft, um sich erfolgreich zu verteidigen“, erklärt Florian Dau.
Neben der Medaille für sein Lebenswerk erhielt er in Rheine auch noch eine zweite Plakette für sein soziales Engagement als sogenannter Silent Hero. 2015 leitete Dau ein Kampfsport-Seminar. Dessen Erlöse in Höhe von 3250 Euro kamen der Behandlung des an Leukämie erkrankten niederländischen Kampfsporttrainers Jan Meindert Norder zugute.
Florian Dau ist mit den Box-Stars Vitali und Wladimir Klitschko befreundet
Eine ganz große Rolle in seinem Berufs- und inzwischen auch Privatleben spielen die Box-Brüder Vitali und Wladimir Klitschko. Beide hat Florian Dau während ihrer aktiven Box-Karriere als Personenschützer begleitet. Dau arbeitete damals für den Sicherheitsdienst, der die Kämpfe der Universum Box-Promotion betreute, bei denen die Klitschko-Brüder unter Vertrag standen.
„Anfangs habe ich sie immer auf dem Weg zum Ring begleitet. Das Gute war, dass ich mit meinen 1,74 Meter zwischen den beiden, die ja weit über 1,90 Meter groß sind, nie als Personenschützer wahrgenommen wurde. Die wussten aber immer, dass der Richtige da ist, wenn etwa passiert. So ist das Vertrauen über die Jahre gewachsen. Ich hatte das Glück, dass die beiden sich gut mit mir verstanden haben. Irgendwann war ich dann die ganze Woche über beim Training, beim Wiegen und bei der Pressekonferenz für sie im Einsatz.“ Damit nicht genug: Später bin ich auch mit ins Trainingslager gefahren. Das sind zwei tolle Menschen. Die Klitschkos sind sehr respektvoll. Sie machen keinen Unterschied, mit wem sie sich unterhalten oder umgeben.“
Das sind zwei tolle Menschen. Die Klitschkos sind sehr respektvoll
Details möchte Florian Dau über seine Arbeit mit den Box-Brüdern aber nicht preisgeben, die fallen unter die Kategorie Berufsgeheimnis. Nur so viel: „Ich habe noch mit beiden Kontakt. Verstärkt, seitdem der Krieg in der Ukraine begonnen hat. Über die Jahre ist eine private Freundschaft entstanden, da macht man sich schon Sorgen.“
Neben seiner Tätigkeit als Personenschützer hat Florian Dau von 2008 bis 2018 auch eine Kampfsportschule in Kaltenkirchen betrieben. Dank seiner Geschäftspartner konnte er die beiden Jobs immer gut miteinander vereinbaren. Der 50-Jährige ist derzeit glücklich und zufrieden mit dem, was er erreicht hat. Doch es gab auch schon ganz gewaltige Schattenseiten in seinem Leben.
Mit 28 Jahren stand er vor den Scherben seines Lebens
Im Alter von 17 Jahren wurde Dau Polizeibeamter in Schleswig-Holstein. Erst in Eutin, dann in Lübeck. Er arbeitete in einem Beruf, den er immer schon ausüben wollte. Doch dann nicht mehr konnte. 1996 quittierte er den Polizeidienst. Über die genauen Gründe möchte er zwar nicht sprechen, verrät aber: „Die Polizei ist ein Politikum. Wenn man nicht ein bestimmtes Schema passt, gibt es Gegenwind. Das war eine schlimme Zeit. Ich war gerne Polizist, musste aus Selbstschutz aber diesen Schritt gehen.“
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Mit 28 Jahren habe er vor den Scherben meines Lebens gestanden. „Ich war kurz vorm Suizid, habe hinter verschlossenen Jalousien gewohnt. Raus bin ich nur noch zum Sport und mit dem Hund.“ Und genau diese beiden Dinge, der Sport und sein Rottweiler Nico, haben ihm damals geholfen, diese schwere Krise zu meistern. Wie man aus so einer Situation herauskommt, neuen Mut und Motivation schöpft, darüber schreibt Florian Dau gerade ein Buch, das 2025 erscheinen soll. In diesem werden ganz sicher auch seine Eltern vorkommen. Denn sie haben ihm seine Kampfsportkarriere überhaupt erst ermöglicht.
Den roten Großmeister-Gürtel legte er in den Sarg seines Vaters
„Bis man seine Ausbildung anfängt, zahlen die Eltern ja alles. Von ihnen habe ich immer Rückhalt bekommen. Als Kampfsportler wurde mir mal der 8. Dan verliehen, das ist der Status eines Großmeisters. Dafür gab es den roten Gürtel. Diesen roten Gürtel habe ich tatsächlich damals meinem Vater bei der Beerdigung in den Sarg gelegt. Denn er war der einzige Großmeister für mich.“
Derzeit überlegt Florian Dau auch, ob er nach drei Jahren Pause 2025 noch einmal bei einer Bodybuilding-Meisterschaft starten soll. Es wird also nicht langweilig im Leben des Norderstedter Kampfsportexperten...