Bad Segeberg. Nahe Bad Segeberg konnte das Tier erstmals auf einer Grünbrücke nachgewiesen werden. Diese stand bei ihrem Bau 2005 arg in der Kritik.
Als der Tierökologe Björn Schulz kürzlich auf der Grünbrücke Kiebitzholm über der A21 bei Bad Segeberg in eine der aufgestellten Neströhren spähte und dann in diese niedlichen, braunen Kulleraugen blickte, da war ihm zum Jubeln zumute. Denn diese Kulleraugen gehörten zu einer echten Diva unter den vom Aussterben bedrohten und ebenso seltenen wie komplizierten Waldarten – der Haselmaus.
Dass der zur Familie der Bilche gehörende Nager die künstliche Behausung im Gehölz der Grünbrücke als gemütlichen Kobel akzeptiert hat, ist eine kleine Sensation für die Naturschützer. Denn es liegen ganze 18 Jahre harte Arbeit hinter einer Menge an Experten, Naturschützern und Helfern, für die die Sichtung der niedlichen Haselmaus nun so etwas wie der sehnlichst erwartete Lohn ist.
Naturschützer jubeln: Haselmaus lebt über der A21
Und für den Landesbetrieb Verkehr und das Bundesumweltministerium ist die Haselmaus auf der Grünbrücke Kiebitzholm eine späte Genugtuung. Denn beim Bau der Brücke 2005 mussten sie sich einiges an Kritik gefallen lassen. 2,6 Millionen Euro kostete das Bauwerk. Boulevard-Medien fragten damals: „Was soll der Quak?“, und geißelten die Millionen-Ausgabe für „Frösche und Rehe“. Auch von vielen anderen Seiten hagelte es Kritik an den Baukosten.
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Jetzt zeigt sich, wie entscheidend die Grünbrücke für die Fauna rund um die Autobahn 21 ist. Ein Expertenteam von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, dem Landesbetrieb Straßen und Verkehr und den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten (SHLF) hatte in den vergangenen knapp 20 Jahren in Zusammenarbeit mit örtlichen Partnern und unter fachlicher Beteiligung der Uni Kiel Lebensräume für all die Arten hergestellt und optimiert, für die die A21 bis zum Bau der Grünbrücke eine unüberwindliche Ausbreitungs-Barriere war.
Grünbrücke ist entscheidend für die Verbreitung der Arten
Speziell für die seltenen und komplizierten Haselmäuse sind im Umfeld der Grünbrücke rund 20 Hektar Naturwald und in der Agrarlandschaft drumherum rund vier Kilometer Knicks optimiert worden. „All diese Maßnahmen brauchen einige Zeit, denn erst vielfältige Wälder, dicht gewachsene Knicks und insektenreiche Gebüsche erfüllen alle Lebensraum-Ansprüche der kleinen, streng geschützten und in Schleswig-Holstein stark bedrohten Haselmaus“, erklärt Björn Schulz.
Seit fünf Jahren macht Schulz regelmäßig Kontrollen auf der Grünbrücke und nun kam er erstmals in Kontakt mit der Haselmaus. Bislang traute sich das störungssensible und in Schleswig-Holstein im schlechten Erhaltungszustand befindliche Tier höchstens in die Nähe des Bauwerks. Die Gehölze auf der Brücke hatten sie bislang nicht überzeugt.
Haselmaus über der A21: Grünbrücke sichert Genaustausch
19 Jahre nach dem Bau der Grünbrücke ist die Haselmaus nun erstmals auf dem Bauwerk nachgewiesen worden und nicht nur in ihrem Umfeld. Das sei ein sehr gutes Zeichen, sagt Schulz. Besonders erfreulich sei, dass die Haselmaus gleichzeitig auch auf der A20-Grünbrücke bei Strukdorf erstmalig nachgewiesen werden konnte.
„Es beweist, dass die Wiedervernetzung von Lebensräumen auch über Straßen hinweg funktionieren kann und wir mithilfe von Korridoren Verbindungen von einem Lebensraum zum nächsten schaffen können. Nur so ist ein genetischer Austausch möglich und das Überleben vieler stark bedrohter und selten gewordener Tiere gesichert“, betont Schulz.