Norderstedt. Norderstedts Blitzanhänger bei Brandanschlag zerstört. Nun blitzt Nachfolgerin „Franzi“. Wie oft die Blitzer bisher in 2024 auslösten.
Als das Ordnungsamt der Stadt Norderstedt den ersten „Enforcement Trailer“, den sogenannten Anhängerblitzer, 2021 in Dienst stellte, versuchte man der über 100.000 Euro teuren Radaranlage zur Überführung von Rasern im Stadtverkehr mit dem charmanten Namen „Susi“ eine Art Sympathiebonus mit auf den Weg zu geben. Doch das darf nach drei Jahren Einsatz als gründlich gescheitert gelten.
Wiederholt traf „Susi“ der blanke Hass unbekannter Autofahrer, die sie beschädigten oder beschmierten, vielleicht, weil sie glaubten, so ihre dokumentierten Verfehlungen im Verkehr kaschieren zu können, oder auch nur, um ihre Verachtung für die Verkehrsüberwachung in der Stadt auszudrücken. Nach dem dritten Anschlag auf „Susi“, im Juni dieses Jahres, haben die Blitzer-Hasser ihr Ziel erreicht. „Susi“ ging in Flammen auf und wurde dabei so nachhaltig zerstört, dass sie reif für den Schrottplatz war, wie das Ordnungsamt in seinem Halbjahresbericht 2024 nun mitteilte.
Hass auf Blitzer in Norderstedt: Radargerät „Susi“ abgefackelt
Wer für den Schaden die Verantwortung trägt, ist bis heute unbekannt. Die Polizei ermittelt. Erreicht hat der Täter oder die Täterin nichts außer der Verschwendung von Steuergeld. Denn „Susi“ sendete alle Daten im Moment der Erhebung direkt an einen Server der Stadt, auf dem alle Daten gesichert werden. Bis zum Moment der Zerstörung des Trailers blieb kein Raser unentdeckt.
Im Übrigen hat die Stadt längst die Nachfolgerin von „Susi“ in Betrieb genommen – und sie auf den Namen „Franzi“ getauft. Es ist ein baugleiches Modell und ebenso teuer. Nach wie vor wird der Anhängerblitzer also auf der Oadby-and-Wigston-Straße, der Poppenbütteler und Ochsenzoller Straße oder an der Tangstedter Landstraße den Verkehr überwachen, ganz so, wie „Susi“ es in den letzten Jahren tat und dabei bis Mitte 2024 ganze 19.906 Raser überführte (bei jährlichen Kosten von etwa 65.000 Euro).
Anhängerblitzer in Norderstedt – effektiv und wirtschaftlich
Angesichts der Effektivität und Wirtschaftlichkeit von „Susi“ und nun „Franzi“ hat sich das Ordnungsamt zum endgültigen Abschied vom Radarwagen entschlossen. Seit 2021 war das Auto mit installiertem Blitzgerät und zwei Mitarbeitenden des Ordnungsamtes im Einsatz. Aber nur 3339 Raser überführte das Team seit 2021 und bis heute – bei jährlichen Kosten von über 25.000 Euro. Der Grund: Das Team war kaum unterwegs.
Lesen Sie auch
Zwei Leute regelmäßig an den Straßenrand zu setzen, um Raser zu blitzen, ist für das Ordnungsamt nicht mehr wirtschaftlich darstellbar. Das Personal hat genügend andere Aufgaben und kann nicht regelmäßig für das Blitzen entbehrt werden. Das Auto könne entsprechend nicht mehr sinnvoll betrieben werden, teilt das Amt mit. Ende 2024 werde der Radarwagen abgegeben. Von da an setzt die Stadt also nur noch auf „Franzi“ und die fest installierten Blitzer in der Stadt.
Blitzersäulen Norderstedt: Über 20.000 Raser erwischt
Für letztere legte das Ordnungsamt nun auch die aktuellen Fallzahlen des ersten Halbjahres 2024 vor. Die Blitzsäule an der Niendorfer Straße (Kosten jährlich: 32.497 Euro) löste bis Ende Juni 12.584 Mal aus, nahezu exakt so oft wie im selben Zeitraum 2023 (12.448) und deutlich weniger als noch 2022 (22.284).
Die Blitzsäule auf Höhe des „Arriba“-Sommerparkplatzes an der viel befahrenen Schleswig-Holstein-Straße war in den vergangenen Jahren häufig Spitzenreiter bei den Fallzahlen, weil Raser scharenweise in die Radarfalle fuhren. Mittlerweile hat offenbar auch der letzte Bleifuß kapiert, dass in der Tempo-60-Zone vor, respektive hinter dem Ochsenzoll-Kreisverkehr die Möglichkeit besteht, ein kostenintensives Passfoto schießen zu lassen. „Nur“ 6164 Raser wurden von der Säule im ersten Halbjahr 2024 dokumentiert, immerhin etwas mehr als 2023 (5371) und 2022 (5237).
Bleibt noch die Blitzsäule auf der Ohechaussee, Ecke Schäferkamp, die seit September 2023 nicht nur Rotlichtsünder an der dortigen Fußgängerampel blitzt, sondern auch Geschwindigkeitsverstöße zwischen 22 und 6 Uhr, wenn Tempo 30 auf der Chaussee gilt. 2271 Raser gingen der Stadt dort im ersten Halbjahr 2024 ins Radarnetz, dazu kamen noch 353 Rotlichtverstöße.
Hass auf Blitzer in Norderstedt: 1594 Rotlichtsünder
Apropos Rotlicht: Die übrigen Blitzsäulen der Stadt – an der Kreuzung Poppenbütteler, Stormarn- und Schleswig-Holstein-Straße und an der Segeberger Chaussee – konzentrieren sich ausschließlich auf die Ampelüberwachung. 1594 Rotlichtsünder wurden von ihnen ertappt, deutlich mehr als im selben Zeitraum 2023 (1305) oder 2022 (403).
Für den Stadthaushalt ist das aus dem Blitzgewitter resultierende Knöllchenaufkommen ein markanter Einnahmeposten. Über 2 Millionen Euro überwiesen die Verkehrssünder 2023 an die Stadtkasse. Mit 2,2 Millionen Euro hatte die Stadt in diesem Jahr gerechnet. Im Halbjahresbericht senkt das Ordnungsamt die Prognose auf 1,8 Millionen Euro. Abzüglich der jährlichen Kosten in Höhe von 767.500 Euro für Gerät und Personal soll über eine Million Euro Gewinn bleiben (2023: 1,5 Millionen Euro).