Norderstedt. Mobiles Blitzgerät kostet die Stadt 80.000 Euro pro Jahr. Dafür werden diese zwei stationären Blitzer abgebaut.
Die Verkehrsüberwachung in der Stadt Norderstedt geht in eine neue Runde. Für jährlich 80.000 Euro Leasingkosten hat die Verwaltung einen sogenannten Blitzanhänger angeschafft, der jetzt mobil eingesetzt in den Wohngebieten rund um die Uhr für Lärmschutz sorgen soll. „Wir wollen, dass die Auto- und Motorradfahrer sich an die Tempolimits halten und dort langsamer fahren, damit es in den Wohngebieten vor allem abends und nachts leiser und ruhiger für die Anwohner wird“, sagte Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder bei der Vorstellung des neuen 1,3 Tonnen schweren Geräts, das sie persönlich recht „formschön“ fand.
Blitzer: Zwei stationäre Anlagen werden abgebaut
Einen Spitznamen hat das Gerät im Rathaus auch schon: Susi. Für den neuen Blitzanhänger, der bereits seit einer Woche im Einsatz sei, werden zwei der vier seit 2016 fest installierten Blitzgeräte wieder abgebaut, kündigte der zuständige Fachdienstleiter Andreas Finster an. Nämlich die Messsäulen an der Poppenbütteler und an der Oadby-and-Wigston-Straße. Nur noch an der Schleswig-Holstein-Straße und vor der Grundschule in der Niendorfer Straße würden die Säulen stehenbleiben.
Hauptgrund dafür sei der „Gewöhnungseffekt“, erläutert Finster. So hätten die vier festen Blitzeranlagen im ersten Jahr ihres Bestehens 2017 annähernd 80.000 Verkehrssünder entlarvt. 2018 waren es 56.000, 2019 noch 40.000. Und im vorigen Jahr seien es nur noch 27.250 Tempoverstöße gewesen, die mit Bußgeldern geahndet wurden, etwa die Hälfte davon allein an der Schleswig-Holstein-Straße. Das entspricht einem Rückgang um fast zwei Drittel. „Das bedeutet, dass die Blitzanlagen Wirkung gezeigt haben“, sagt Roeder.
Es sei aber zu vermuten und lasse sich auch beobachten, dass vor und hinter den festinstallierten Anlagen der eine oder andere Verkehrsteilnehmer wieder kräftig aufs Gaspedal trete. Um das nun flächendeckend einzuschränken, werde die mobile Verkehrsüberwachung ausgedehnt, für die es bislang nur ein Kamerafahrzeug gab.
Blitzer: Mobiles Blitzergerät soll Mitarbeiter entlasten
Das musste aber mit zwei Mitarbeitern besetzt sein und konnte somit gerade nachts nur sporadisch eingesetzt werden, erklärt Fachdienstleiter Finster. 2020 sei es 48-mal im Einsatz gewesen und konnte dabei 2451 Tempoverstöße feststellen. Das Hauptaugenmerk für den nächtlichen Lärmschutz liege künftig auf den Wohngebieten an der Ochsenzoller-, Poppenbütteler-, Oadby-and-Wigston-, Niendorfer und Schleswig-Holstein-Straße sowie der Tangstedter Landstraße, kündigte Finster an. Darüber hinaus werde in Tempo-30-Zonen der Verkehr verstärkt überwacht, sagte er. Wichtig für Motorradfahrer, die nur hinten ein Kennzeichen haben: Das Gerät könne in beide Richtungen Temposünder blitzen.
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Der Blitzanhänger werde seinen Standort einige Tage behalten oder auch täglich wechseln können, wobei er auf jeden Fall nicht immer in den jeweiligen Wohngebieten an derselben Stelle stehen soll, damit sich hier kein Gewöhnungseffekt einstellen kann. Jeder Verkehrsverstoß werde online direkt und sofort dem Ordnungsamt zugeleitet, so Finster. „Uns ist es wichtig, dass die Daten nur die Stadt Norderstedt erreichen.“
Am liebsten würde die Stadt Norderstedt diese Verkehrsüberwachung auf die Bereiche vor Kindergärten und Grundschulen ausweiten, sagte Roeder. Dafür fehle der Stadt aber noch die amtliche Lizenz, sprich: der Kreis Segeberg, dem grundsätzlich diese Geschwindigkeitskontrollen unterliegen, muss dem noch zustimmen. „Wir sind da bereits in Verhandlungen“, sagt Roeder.
Blitzer: Kreis will Verkehrsüberwachung nicht übertragen
Doch daraus dürfte so schnell nichts werden. „Das ist eine Kernaufgabe der Verkehrsüberwachung im Kreis Segeberg“, teilt dazu auf Nachfrage Kreissprecherin Sabrina Müller mit. Seit 1997 gebe es eine vertraglich fixierte Kooperation zwischen Polizei und Kreis, um die Verkehrsüberwachung im Kreisgebiet möglichst effektiv durchführen zu können. Dabei würden vorrangig Unfallschwerpunkte, auffällige Temposünderstrecken sowie Schulen, Kindergärten und Seniorenheime berücksichtigt.
„Das gemeinsame Überwachungsteam aus Kreisbediensteten und Polizei arbeitet dabei äußerst effektiv und harmonisch zusammen und ist auch über Kreisgrenzen hinweg ein Vorzeigeprojekt“, so Müller weiter. Darum werde derzeit von Seiten des Kreises „keine Notwendigkeit gesehen, Kernbereiche der Verkehrsüberwachung des Kreises an die Stadt Norderstedt zu übertragen.“
Blitzer: Norderstedt darf bis 2025 selbst blitzen
Im Jahr 2016 hatten sich Kreis und Stadt mit Zustimmung des Innenministeriums nur darauf verständigt, dass Norderstedt Geschwindigkeitskontrollen zur Überwachung des Lärmschutzes und Rotlichtverstöße in ihrem Stadtgebiet für fünf Jahre übernehmen darf. Diese Regelung ist jetzt um weitere fünf Jahre bis Ende 2025 verlängert worden. In den ersten fünf Jahren hat die Stadt nach Finsters Angaben zehn Millionen Euro damit an Bußgeldern eingenommen.
Dazu gehört auch die Rotlichtüberwachung an den Kreuzungen Schleswig-Holstein-Straße/Poppenbütteler Straße, Ohechaussee/Schäferkamp, Poppenbütteler Straße/Hummelsbütteler Steindamm sowie Schleswig-Holstein-Straße/Stormarnstraße. 914-mal wurden 2020 hier Kraftfahrer erwischt, die bei roter Ampel über die Kreuzung fuhren.