Kaltenkirchen. Pilz-Coach nennt Grundregeln für Sammeln, Zubereitung und Verzehr. Außerdem: Wo und wann geführte Touren angeboten werden.

Nicht jeder freut sich, wenn der Herbst da ist. Aber man kann ihm durchaus positive Seiten abgewinnen, zum Beispiel die, dass mit ihm die Pilzsaison beginnt. Viele leckere Gerichte mit Steinpilz, Marone & Co. können probiert und gekocht werden. Am meisten Spaß macht die Sache, wenn man handgesammelte Exemplare aus heimischen Wäldern verwenden kann. Vorsicht ist allerdings dringend geboten. Wer selbst in Norderstedt, Kaltenkirchen und Umgebung „in die Pilze“ gehen will, sollte mindestens ein paar Grundregeln kennen – sonst kann das Ganze böse enden.

Wir haben deshalb Monika Weber gefragt, was sie Anfängern rät. Die 79 Jahre alte Kaltenkirchenerin ist eine ausgewiesene Pilzexpertin. Sie hat vor elf Jahren eine Ausbildung zum Pilz-Coach bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie gemacht und organisiert regelmäßig Pilzführungen in die Wälder im Kreis Segeberg. Hier kommen ihre fünf Tipps, die Laien unbedingt beherzigen sollten.

Tipp Nr. 1: In Mischwäldern nach Pilzen suchen

„In Mischwäldern, in denen es Laub- und Nadelgehölze gibt, stehen die Chancen deutlich besser, fündig zu werden“, sagt Monika Weber. Der Grund: Dort könnten mehr Sorten gedeihen als in Wäldern, die als Monokulturen angelegt worden sind. Geeignete Wälder im Kreis Segeberg seien unter anderem der Tangstedter Forst und der Kisdorferwohld.

Tipp Nr. 2: Nach dem Regen in die Pilze gehen

„Pilze gedeihen bei Feuchtigkeit. Deshalb sollte man Regentage abwarten und zwei, drei Tage später zum Sammeln losgehen“, sagt Monika Weber. Das erklärt auch, warum die Pilzsaison die „nasse“ Jahreszeit ist, also der Herbst. „Teilweise gedeihen Steinpilze schon mal im Juli. Aber allgemein beginnt die Pilzsaison Mitte September und endet Anfang November“, so Monika Weber. Wer dann im Wald unterwegs ist, sollte nach Moos Ausschau halten – das ist ein Zeichen für feuchten Boden und damit eine gute Chance auf Pilze.

Tipp Nr. 3: Als Laie weiße Pilze stehenlassen!

Allen, die in der Pilzkunde nicht allzu bewandert sind, gibt Monika Weber eine wichtige Grundregel mit an die Hand. „Weiße Pilze sollte man generell stehenlassen und nicht pflücken.“ Der Grund: Auf diese Weise kann man ausschließen, nicht aus Versehen einen Knollenblätterpilz mitzunehmen, der einem Champignon zum Verwechseln ähnlich, aber hochgiftig ist. Aber Vorsicht: Es gibt auch nicht weiße Giftpilze, etwa den sehr gefährlichen Grünen Knollenblätterpilz. Wer etwas unsicher bei der Bestimmung ist, sollte ein Pilzbuch mit Abbildungen bei sich führen. Wichtige Infos zur Bestimmung gibt es auch auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Pilzkunde.

Tipp Nr. 4: Pilze nicht roh essen

Wer seine Funde nach Hause gebracht hat, sollte warten, bis die Pilze zubereitet sind – und nicht vorab davon naschen. „Fast alle Pilze, außer Champignons und Steinpilzen, sind roh giftig“, sagt Monika Weber. Deshalb sollten sie vor dem Verzehr 15 bis zwei Minuten gegart werden. Eine andere Sache ist hingegen unbedenklich. Anders als früher angenommen, kann man zubereitete Pilzgerichte durchaus später wieder aufwärmen. „Man weiß heute, dass das unproblematisch ist“, sagt Monika Weber. Allerdings sollte man das Gericht „einmal kurz aufkochen“.

Tipp Nr. 5: Pilze schnell verbrauchen

„Pilze sind sehr, sehr leicht verderblich“, sagt Monika Weber. „Deshalb sollte man sie innerhalb von 24 Stunden verbrauchen.“ Vor der Zubereitung sollten sie im Kühlschrank gelagert werden. Wer sie länger aufbewahren möchte, könne sie aber nach dem Sammeln zu Hause putzen und danach gleich einfrieren. Wer sie dann zubereiten will, sollte sie nicht auftauen, sondern noch im eingefrorenen Zustand in die Pfanne legen. Wer die Pilze im Kühlschrank lagert, kann sie in eine Papiertüte legen. Auf keinen Fall gehören sie aber „in Plastik“, wie Monika Weber sagt.

Auf die Frage, ob Pilze aus dem Wald oder solche aus Gewächshäusern besser schmecken, hat sie übrigens keine Antwort. „Ich habe noch nie Pilze aus einem Gewächshaus probiert“, sagt sie.

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Geführte Touren für Pilzesammler: Am Sonnabend, 26. Oktober, bietet Monika Weber wieder unter dem Titel „Auf der Suche nach leckeren Speisepilzen“ eine Pilzlehrwanderung an. Treffpunkt: 9.30 Uhr am Penny-Parkplatz, Kieler Straße 57, Kaltenkirchen. Kosten: 10 bis 15 Euro, je nach Teilnehmerzahl. Hunde können nicht mitgenommen werden. Teilnehmer sollten mit dem Auto kommen, weil danach zu einem Waldstück in der Nähe von Kaltenkirchen gefahren wird. Anmeldung unter Tel. 04191/95 61 79, 0174/473 16 17 oder per Mail an rausindienatur-weber@gmx.de

Der Verein Naturpark Holsteinische Schweiz bietet für Samstag, 12. Oktober, 10 Uhr, die Veranstaltung „Herbstzeit ist Pilzzeit“ an. Im Dodauer Forst bei Eutin stellt die Expertin Tanja Böhning die heimische Pilzwelt vor. Falls Speisepilze gefunden werden, dürfen diese nach einer Endkontrolle in kleinen Mengen mitgenommen werden. Anmeldungen beim Naturparkverein unter Tel.: 04521 /77 56 540 oder per Mail an info@naturpark-holsteinische-schweiz.de (Nennung von Name, E-Mail, Telefonnummer). Der Treffpunkt wird bei Anmeldung bekannt gegeben. Teilnahmebeitrag für Erwachsene 6 Euro, Kinder sind mit 3 Euro dabei, Familien 13 zahlen Euro.

Der Erlebniswald Trappenkamp organisiert für Sonntag, 12. Oktober, 14 Uhr, eine Pilzwanderung. Die zertifizierte Pilzexpertin Saskia Gördeler zeigt, wo im Erlebniswald am Boden und im morschen Holz Pilze wachsen. Es geht um die Bedeutung der Pilze für das Ökosystem. Zum Abschluss der Familienwanderung gibt es für Kinder eine Bastelaktion mit Pilzfiguren. Wichtiger Hinweis: Es werden keine Speisepilze gesammelt. Um vorherige Anmeldung wird gebeten unter info@erlebniswald-trappenkamp.de oder telefonisch unter 04328/17 04 80. Die Teilnahme ist dabei im Eintrittspreis in den Erlebniswald enthalten (Erwachsene 8 Euro, Kinder 5 Euro).