Norderstedt. Auf dem Kompost landet zu viel, was dort nicht hingehört. Stadt wollte Bürger streng kontrollieren – das verhinderte nun die Politik.

Eine Kontrolle der Komposthaufen in Norderstedt ist vom Tisch. Die Stadt wird keine Beschäftigten auf die Grundstücke der Bürger und Bürgerinnen schicken, um zu sichten, ob die Grünabfälle ordnungsgemäß verrotten. Das hat der Umweltausschuss auf Antrag der FDP einstimmig beschlossen.

Die Liberalen haben mit dem Antrag auf die Ankündigung der Verwaltung vom Frühjahr reagiert, sie wolle die „Eigenkompostierer“ überprüfen. Schon damals hatte die FDP sich dagegen ausgesprochen und wollte mit dem aktuellen Antrag sicherstellen, dass die Stadt komplett auf Kompost-Kontrolleure verzichtet.

Norderstedt: Kontrolle privater Komposthaufen ist vom Tisch

Zum Hintergrund: Bürger und Bürgerinnen können sich auf Antrag von der Pflicht, eine Biotonne zu nutzen, befreien lassen. Voraussetzung ist, dass sie ihre Bioabfälle auf dem eigenen Komposthaufen entsorgen. Norderstedt hatte die Biotonne zum Dezember 1996 eingeführt und war damit „bundesweit Vorreiter für eine nachhaltige und ressourcenschonende Abfalltrennung“, wie es in einer Mitteilung der Verwaltung für den Umweltausschuss vom Mai heißt.

1400 Haushalte haben sich von der Pflicht, eine Biotonne zu nutzen, befreien lassen. Der Bescheid über die Befreiung von der Anschlusspflicht enthält, so die Verwaltung, einen Passus, der der Stadt Norderstedt erlaube, die Grundstücke zu besichtigen und sich ein Bild davon zu machen, ob die Bioabfälle fachgerecht kompostiert werden.

Zu viel Bioabfall im Restmüll – Stadt schickt Mülldetektive los

Das sei nötig, sagt die Verwaltung, denn: Es lande immer mehr Bioabfall in der Restmülltonne. Schon 2013 hatte die Stadt Mülldetektive losgeschickt, um einen Blick in die Restmülltonnen zu werfen und die Komposthaufen zu begutachten. Das Ergebnis: In den Behältern für den Restmüll befand sich bis zu 40 Prozent Biomüll – auch bei denjenigen, die ihre Abfälle aus Küchen und Gärten angeblich auf dem eigenen Kompost entsorgen.

„Das Fehlverhalten führt zu einer größeren Feuchte des Restmülls und damit zu Problemen bei der Ablieferung in der Verbrennungsanlage“, sagt der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende und stellvertretende Vorsitzende des Umweltausschusses, Michael Reimers. Die Verwaltung habe angesichts der Fülle von Aufgaben in der heutigen Zeit aber wesentlich Wichtigeres zu tun, als die Gärten der Bürger zu betreten und hier in den Komposthaufen zu „schnüffeln“.

Norderstedt: Kontrolle privater Komposthaufen ist vom Tisch

Hinzu käme ein immenser Verwaltungsaufwand, um die rund 1400 Anträge auf Eigenkompostierung zu bearbeiten und entsprechende Bescheide zu verschicken. Und: Die Verwaltung plane sowieso, in einer überarbeiteten Abfallwirtschaftssatzung die Möglichkeiten für eine Befreiung von der Biotonnen-Pflicht stark einzuschränken.

Ziel ist, dass mehr Grünabfälle, die nicht auf den Kompost gehören, nicht mehr im Restmüll landen. Auf ihrer Homepage weist die Stadt darauf hin, was nicht auf den Kompost, sondern in die Biotonne gehört: Dazu zählen Küchenabfälle (Fleisch-, Wurst-, Fischreste, Knochen), da bei der Eigenkompostierung regelmäßig nicht die erforderlichen Temperaturen über die notwendige Zeit erreicht würden, um eine sichere Hygienisierung (Seuchenhygiene) zu gewährleisten. Aus hygienischen Gründen sollten auch keine gekochten Küchenabfälle auf dem Kompost landen, damit keine Nager und anderes Ungeziefer angelockt werden.

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Dieser Entwurf für die neuen Regelungen für die Eigenkompostierung und die Nutzung der Biotonne soll dem Umweltausschuss im Herbst so rechtzeitig vorgelegt werden, dass die neuen Regelungen zum Januar 2025 in Kraft treten können. Und für die kurze Zeit bis dahin machten Kontrollen „nun wirklich keinen Sinn“.