Norderstedt. Martina Dittkrist soll die Zusammenarbeit aller Norderstedter Kirchengemeinden forcieren. Was sie sich sonst noch vorgenommen hat.

Die Vicelin-Schalom-Kirchengemeinde hat eine neue Pastorin, die jetzt feierlich in ihr Amt eingeführt wurde. Martina Dittkrist ist die Nachfolgerin von Pastor Ingmar Krüger. Zu dessen Aufgaben gehörte die Renovierung der Schalom-Kirche am Lütjenmoor, die seit dem Jahr 2000 mit der Vicelin-Kirche am Immenhorst fusioniert ist.

Doch es geht nicht richtig voran. Die Schalom-Kirche ist immer noch eine Baustelle, die Vicelin-Kirche steckt immer noch in der Planungen, zur Diakonie umgebaut zu werden. Martina Dittkrist konnte sich noch nicht in die verfahrene Materie des desaströsen Verlaufs der Schalom-Renovierung einarbeiten. Zudem will sich „die Neue“ auch erst einmal auf ihre Hauptaufgabe konzentrieren. Sie soll die Zusammenarbeit aller Norderstedter Kirchengemeinden maßgeblich forcieren.

Vicelin-Schalom-Kirchengemeinde: Martina Dittkrist ist neue Pastorin

Die 55-Jährige ist in Düsseldorf geboren und wuchs in Mönchengladbach auf. Immer schon war und ist der Rheinländerin das Miteinander der Menschen wichtig. „Es gibt Höheres als den Alltag, und das bietet uns die Möglichkeit, über und hinter uns zu schauen und darauf, wie wir uns entwickeln wollen“, sagt Martina Dittkrist.

Momentan sei die Gesellschaft in einer schwierigen Lage, und daher sei es wichtig, dass gerade die Kirche auf eher schwächere Menschen achte und die Umwelt schütze. „Die Kirche ist ein wichtiger Player im gesellschaftlichen Kontext, und dazu will ich beitragen“, formuliert Dittkrist ihre Ziele, die sie auch sogleich konkretisiert: Kindergarten, Grundschule, Senioren – nicht weniger also als das ganze Leben.

Die gebürtige Düsseldorferin Martina Dittkrist war 13 Jahre lang Pastorin in Kaltenkirchen und zuletzt in Hamburg-Poppenbüttel tätig.
Die gebürtige Düsseldorferin Martina Dittkrist war 13 Jahre lang Pastorin in Kaltenkirchen und zuletzt in Hamburg-Poppenbüttel tätig. © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

Neue Pastorin legt großen Wert auf seelsorgerische Arbeit

Dafür will sie jetzt Kontakte zu den Grundschulen knüpfen. „Mir ist es wichtig, als Kirche zusammenzuarbeiten, eine in der Gesellschaft hörbare Stimme zu entwickeln, mehr Außenwirkung zu erzielen, statt nur im Kern der Gemeinde zu bleiben“, stellt Martina Dittkrist klar.

Wichtig seien auch gut funktionierende Kontakte zu kommunalen Einrichtungen, zu den Schulen und Kulturvereinen, zur Stadt, zum Beispiel mittels sozialer Arbeitskreise. Dazu würde auch gehören, gesellschaftliche Probleme gemeinsam anzugehen. Großen Wert legt die Pastorin auch auf die seelsorgerische Arbeit: „Ich begleite Menschen im Hospiz und werde beispielsweise im Schalom-Kinderladen aktiv sein.“

Interreligiöser Dialog ist Martina Dittkrist sehr wichtig

Auch der interreligiöse Dialog ist Martina Dittkrist sehr wichtig, schließlich arbeiten in der Vicelin-Schalom-Kita und im Schalom-Kinderladen Musliminnen als Betreuerinnen der Kinder. „Es ist mir ein Anliegen, darauf zu verweisen, dass wir alle, ob christlich, jüdisch oder muslimisch, an ein und denselben Gott glauben“, sagt die Mutter einer erwachsenen Tochter, die als Leiterin der Evangelischen Akademie im Alstertal interreligiöse Veranstaltungen initiierte. Schließlich gehörte auch Judaistik an einem Lehrhaus in Hilversum zu ihrem Studium.

Erst einmal möchte Martina Dittkrist aber „die Menschen in der Gemeinde kennenlernen und ihnen zuhören“. Und: „Wichtig sind mir die Weite im Herzen und der Glaube an Gott.“ Fünf Jahre lang hat sie als Gemeinde-Pastorin in Hamburg-Poppenbüttel an der Simon-Petrus-Kirche gearbeitet. Erst am Sonntag, 6. Oktober, findet dort ihr Verabschiedungs-Gottesdienst statt. Die Poppenbütteler Kirche attestierte ihr eine „feine und wertschätzende Art“, mit der sie wichtige gesellschaftliche Themen ins Gespräch gebracht“ habe.

Kirchengemeinde Vicelin-Schalom: Renovierung der Schalom-Kirche stockt

Vor ihrer Arbeit in Poppenbüttel war Martina Dittkrist 13 Jahre Pastorin in Kaltenkirchen. Schon dort widmete sie ihre Zeit den Grundschülerinnen und -schülern. Sie unterstützte auch die Herausgabe von Gerhard Hochs Biografie über Kaltenkirchens Nazi-Pastor Ernst Szymanowski. Seit 2016 erinnert eine Mahntafel in der Michaeliskirche daran, dass diese Schuld ein Teil der Kaltenkirchener Stadtgesellschaft und Geschichte ist.

Derweil wartet die Kirchengemeinde Vicelin-Schalom darauf, dass die beim Bund für die Renovierung der Schalom-Kirche beantragten 815.000 Euro aus einem Denkmalschutz-Sonderprogramm freigegeben werden. Der Antrag ging via Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein mit der Bitte um positive Stellungnahme und Weiterleitung an den Bund für Kultur und Medien (BKM). Die spezielle Innenarchitektur der Schalom-Kirche steht unter Denkmalschutz.

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Der Antrag datiert bereits von März 2023. Pastor Gunnar Urbach, Fundraiser-Manager des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein, formulierte ihn damals und sagte: „Wenn die Finanzierung steht, könnten die Bauarbeiten Anfang 2024 fortgesetzt werden.“

Gemeint sind die Arbeiten im Innenraum der Schalom-Kirche am Lütjenmoor. Bis zur endgültigen Wiederherstellung des Gotteshauses sind allerdings bis zu 2 Millionen Euro nötig. Ob Martina Dittkrist bei der Wiedereinweihung der Schalom-Kirche dann noch im Amt ist? Ganz zu schweigen von den Plänen, die Vicelin-Kirche zur Vicelin-Diakonie umzubauen...