Bad Segeberg. Winnetou und Co. sind erfolgreich wie nie, trotzdem gibt es Kritik. Wie die Veranstalter des Wildwestspektakels damit umgehen.

Die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg sind so erfolgreich wie nie: Mit 445.298 Besuchern haben Winnetou und Co. einen neuen Zuschauerrekord aufgestellt. Aber Kritik gibt es trotzdem: Vor allem in den sogenannten sozialen Medien wird darüber diskutiert, ob die Spiele noch zeitgemäß sind. Es gibt aber auch Presseberichte, die sich kritisch mit dem Wildwestspektakel auseinandersetzen. Außerdem ärgern sich manche Besucher über die Sitzbänke: Zu hart, zu knapp bemessen, zu unbequem. Wie gehen die Verantwortlichen der Karl-May-Spiele mit der Kritik um?

Zunächst muss klargestellt werden: Die allermeisten der 445.298 Zuschauer waren und sind mit den Segeberger Karl-May-Spielen zufrieden und haben nichts zu bemängeln. Nicht umsonst steigen die Zuschauerzahlen seit zehn Jahren kontinuierlich. Theoretisch geht noch mehr: Hochgerechnet sind in der gerade abgelaufenen Saison 6186 Besucher pro Vorstellung gekommen, bei einer ständigen Auslastung des Zuschauerbereichs könnten aber 554.000 Menschen die 72 Aufführungen anschauen – wenn tatsächlich jede Vorstellung mit 7700 Besuchern ausverkauft wäre.

Karl-May-Spiele in der Kritik: Harte Sitze, flache Witze, falsches Frauenbild

Das ist indes eine leicht utopische Berechnung, zumal die Karl-May-Spiele jetzt schon nahezu alle anderen deutschen Privat- und Staatstheater mit ihrem Auslastungsgrad von rund 80,3 Prozent weit übertreffen. So gesehen: Bei der Planung der Spiele wird vieles richtig gemacht. Es wird ein dickes Plus erwirtschaftet, von dem auch die Stadt Bad Segeberg profitiert.

Trotzdem gibt es Kritik. Schon in den vergangenen Jahren brandete immer wieder die Diskussion darüber auf, ob die Spiele noch zeitgemäß sind. Der Vorwurf: Die Abenteuergeschichten verbreiteten Klischees über die Kulturen der Native Americans und vermittelten ein falsches und verharmlosendes Bild von ihrer leidvollen Geschichte.

Karl-May-Spiele Bad Segeberg
Auch die Fußball-EM in Deutschland war kein echter Konkurrent für die Karl-May-Spiele. © DPA Images | dpa

Öffentliche Kritik sorgt bei den Fans für Zündstoff

Die Verantwortlichen der Spiele haben stets dagegen gehalten: „Wir zeigen keine echte indianische Kultur und behaupten das auch gar nicht“, sagte Geschäftsführerin Ute Thienel dem Hamburger Abendblatt bereits vor zwei Jahren. „Wir spielen die Abenteuer aus Karl Mays Traumwelt – einem Wilden Westen, den es in dieser Form nie gegeben hat.“ Bei dieser Meinung ist die Kalkberg GmbH geblieben. In diesem Jahr war die Kritik in diesem Punkt weniger laut.

Ein Bericht in den „Lübecker Nachrichten“ sorgte hingegen für mehr Zündstoff unter den Fans. Bei den Spielen werde eine falsches und überholtes Frauenbild gezeichnet, überhaupt seien die Frauen deutlich unterrepräsentiert. Den Helden werde zu wenig Spielraum gelassen, viele Jokes würden nicht zünden und das Publikum gar nicht erreichen.

Auch die Kritik in den Sozialen Medien wird ernst genommen

Wie ernst werden derartige Kommentare, die auch in den sozialen Medien diskutiert werden, genommen? Auf die einzelnen Punkte geht die Kalkberg GmbH unter der Geschäftsführung von Ute Thienel nicht ein. Aber Mediensprecher Michael Stamp, der seit 25 Jahren auch Autor der jeweiligen Bühnenfassungen ist, weist darauf hin, dass in jedem Jahr über alle kritischen Punkte diskutiert werde: „Selbstverständlich hören wir uns die Rückmeldungen unserer Besucher interessiert an.“ Diese Besprechung steht nach Abschluss der Saison 2024 noch aus: Zunächst haben die meisten Verantwortlichen hinter den Kulissen ihren Urlaub angetreten.

Michael Stamp kennt und verfolgt die Diskussionen in den sozialen Medien, wo viel gelobt, manchmal aber auch kritisiert wird. „Dort wird oft sehr emotional diskutiert, was alleine schon daran liegt, dass sich viele der dortigen Teilnehmer sehr intensiv mit den Karl-May-Spielen befassen“, sagt er. „Auch diese Meinungen sehen wir, sie spiegeln aber nicht immer das Empfinden eines Durchschnittsbesuchers wider.“

Die Holzbänke bleiben, werden aber jedes Jahr überholt und teilweise ausgetauscht

Immer wieder in der Kritik: Die angeblich unbequemen Sitzbänke, die mit einem gepolsterten Theatersessel nicht zu vergleichen sind. Dazu nimmt der Veranstalter detailliert Stellung: „Die Kalkberg GmbH investiert pro Jahr erhebliche Summen in die Instandhaltung beziehungsweise Erneuerung der Sitzbänke. In den vergangenen drei Spielzeiten lag die Summe jeweils zwischen 85.000 und 125.000 Euro. Jahr für Jahr werden Dutzende von Bänken komplett ausgetauscht, ebenso Rückenlehnen und Holzbohlen im oberen Teil des Theaters.“

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Plastikbänke kämen nicht infrage: Sie seien nicht witterungsbeständig, heizten sich im Sonnenschein stark auf und müssten massiver befestigt werden, was Tausende von Bohrungen im Gestein zur Folge hätte. Zusammengefasst: „Sitzschalen sind für unser Theater nicht geeignet.“ Wer sich in diesem Jahr geärgert hat, wird sich also wohl auch 2025 ärgern.

Nach den Karl-May-Spielen ist immer auch vor den nächsten Spielen. Wann der Vorverkauf für das Stück „Halbblut“ beginnt, wird noch nicht bekanntgegeben, aber fest steht bereits: Die Ticketpreise werden um 2 Euro erhöht. Eine Erwachsenen-Karte im Bereich Bühnenplatz ist danach für 37 Euro zu haben, eine Kinderkarte für 31 Euro. Die günstigsten Einzeltickets (Platzgruppe II) kosten 24,50 Euro für Erwachsene und 21 Euro für Kinder. Die Preissteigerung wird mit den gestiegenen Produktionskosten begründet.