Bad Segeberg. Wiederbelebung einer Zuschauerin bei Karl-May-Spielen: Braucht die Kalkbergarena angesichts zunehmender Wetterextreme eine Überdachung?

Ein dramatischer Notarzteinsatz hat einen Schatten über die letzte Vorstellung der Karl-May-Spiele in Bad Segeberg geworfen. Vor den Augen von 7500 Zuschauern musste eine Besucherin der Spiele wiederbelebt werden, die Aufführung wurde für 45 Minuten unterbrochen. Konsequenzen ziehen die Verantwortlichen aus diesem Vorfall nicht. Die Kalkberg GmbH hält die vorhandenen Sicherheitsvorkehrungen für ausreichend.

Enorme Hitze, wenig Schatten – wer die Wild-West-Arena am Segeberger Kalkberg besucht, muss für extreme Wetterereignisse gewappnet sein. Zwei Stunden lang pralle Sonne am Nachmittag, andererseits starke Regenfälle: Angesichts der fortschreitenden Klimaveränderung ist mittlerweile alles möglich. Wer sich der Sonne ohne Sonnencreme, ohne Kopfschutz und ausreichende Trinkvorräte aussetzt, kann Kreislaufprobleme bekommen. Die bei jeder Aufführung anwesenden Sanitäter kennen das Problem und können meistens schnell helfen.

Wiederbelebung am Kalkberg – so sieht das Sicherheitskonzept aus

Karl-May-Spiele Notfall
Notfall bei den Karl-May-Spielen bei der letzten Vorstellung am Sonntag: Nachdem eine Zuschauerin zusammengebrochen war, fuhren Rettungskräfte mit einem Notarztwagen in die Manege und begannen mit Wiederbelebungsmaßnahmen. © Frank Knittermeier | Frank Knittermeier

Auch die veranstaltende Kalkberg GmbH setzt sich mit der Thematik auseinander. Sie weist darauf hin, dass es bei sehr sonnigen Vorstellungen in der Stunde zwischen Einlass und Beginn der Aufführung mehrere Lautsprecherdurchsagen erfolgen: Die Gäste werden gebeten, genügend Getränke am Sitzplatz vorzuhalten und eine Kopfbedeckung aufzusetzen.

Ebenso werden sie darüber informiert, dass es im Eingangsbereich des Theaters und im Indian Village Möglichkeiten gibt, sich unter „Wasserduschen“ abzukühlen. Diese Durchsagen wurden nach Angaben der Karl-May-Geschäftsleitung auch am Sonntag gemacht. Im übrigen habe es in dieser Saison insgesamt nur wenige Sanitätseinsätze wegen hitzebedingter Kreislaufbeschwerden gegeben.

In jeder Vorstellung sind mehr Sanitäter als vorgeschrieben im Einsatz

Damit pralle Sonne und starke Hitze kein Geschäftsmodell werden, darf jeder Besucher eigene Getränke und auch Speisen mit auf den Platz nehmen. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, vor Ort etwas zu kaufen oder sich Behälter an den Wasserhähnen zu füllen. „Unsere Imbissbudenpächter bauen an solchen Tagen zusätzliche Verkaufsstände mit Getränken auf, damit jeder Gast schnell an die Reihe kommt“, sagt Karl-May-Sprecher Michael Stamp.

Die entsetzten Besucher der letzten Vorstellung konnten verfolgen, dass Sanitäter und eine Notärztin sehr schnell am Ort des Geschehens waren und Hilfsmaßnahmen einleiteten, bevor Rettungswagen und Krankenhaus-Notarzt eintrafen. Michael Stamp: „Die Besetzung des Sanitätsdienstes in unserem Freilichttheater ist weitaus höher als notwendig wäre – einfach, um so viel Sicherheit wie möglich zu bieten.“

Das Gefahrenpotenzial wird per Algorithmus ermittelt

Er weist darauf hin, dass die Besetzung des Theaters mit einem Notarzt nicht vorgeschrieben ist. Dennoch sei in nahezu jeder Vorstellung eine Notärztin vor Ort. Wer sich mit der Thematik beschäftigt, kennt möglicherweise eine gängige Berechnungsmethode, die bei Großveranstaltungen jeder Art angewendet wird – auch bei den Karl-May-Spielen.

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Das „Maurer-Schema“ ist ein von Klaus Maurer, dem ehemaligen Leiter der Berufsfeuerwehr Hamburg, entwickeltes Verfahren zur Risikobewertung bei Großveranstaltungen. Mithilfe eines Algorithmus wird ermittelt, welches Gefahrenpotenzial von einer Veranstaltung ausgeht und wie viele Einsatzkräfte des Sanitätswachdienstes vorgehalten werden sollten. „Die Besetzung des Sanitätsdienstes wird jeweils der Besucherzahl und der Witterung angepasst“, sagt Michael Stamp, der die Zuschauer nach dem Vorfall über die Lautsprecheranlage beruhigte und der Patientin alles Gute wünschte. Das Sicherheitskonzept sei mit der Ordnungsbehörde und deer Polizei abgestimmt.

Neue Drainage verlegt, aber eine Überdachung ist nicht möglich

Starke Regenfälle sind das andere Extrem. In vergangenen Jahren gab es immer mal wieder Vorstellungen, die unterbrochen, teilweise sogar abgebrochen werden mussten, weil die Bühne der Arena unter Wasser stand und nicht mehr bespielt werden konnte. 2016 musste sogar die Premiere abgebrochen werden, nachdem die Wassermassen aus dem Zuschauer- auf den Bühnenbereich strömten.

In diesem Jahr gab es solche Vorfälle nicht, nur einmal hat es etwas stärker geregnet. Eine neue Drainage, die bereits in den vergangenen Jahren unter der Arena verlegt worden ist, soll für einen besseren Abfluss des Regenwasser sorgen. Eine Überdachung wird nicht in Betracht gezogen., weil sie nach Ansicht der Kalkberg in einem Amphitheater – anders als bei den Karl-May-Spielen in Elspe – nicht zu realisieren ist. Michael Stamp: „Um die Zuschauer wirklich vor der Sonne zu schützen, müsste der Kalkberg gedreht werden; aber das geht natürlich nicht.“