Henstedt-Ulzburg. Analyse: Welche Auswirkungen der Wohnungsbau und Neubürger auf Schulen in Henstedt-Ulzburg haben. Gemeinde legt aktuelle Zahlen vor.

Zugegeben: Henstedt-Ulzburg ist in der Metropolregion nicht diejenige Kommune, in der Wohnungsbau am schnellsten vorankommt. Da hatten die Nachbarn aus Norderstedt und Kaltenkirchen in der Vergangenheit eine höhere Schlagzahl, auch heute gibt es da einen Vorsprung. Aber: Das soll und dürfte sich in den nächsten Jahren ändern. Und jedes neue Quartier hat unmittelbare Folgen für die Infrastruktur der Großgemeinde. Oft wird hier der Verkehr zuerst genannt. Doch eine noch größere Herausforderung kommt bald auf die Grundschulen zu sowie automatisch dann auch auf die Gemeinschaftsschulen und das Alstergymnasium. Das belegen aktuelle Prognosen, die den Zusammenhang zwischen Bevölkerungsentwicklung und Schul-Landschaft analysieren.

Das Rathaus hat die Zahlen nun vorgelegt, pünktlich zum Start des Schuljahres 2024/2025. Demnach gibt es derzeit in Henstedt-Ulzburg 3195 Schülerinnen und Schüler, das sind 41 weniger als im Vorjahr, wobei lediglich die Olzeborchschule, die sowohl eine Grund- als auch eine Gemeinschaftsschule ist, Zuwachs verzeichnet. Allerdings gibt es auch einen Effekt, der auf Migration zurückzuführen sein dürfte: Denn das DaZ (Deutsch als Zweitsprache)-Zentrum im Alstergymnasium wird immer wichtiger, hier werden mittlerweile 55 Kinder und Jugendliche unterrichtet, das sind 21 mehr als vor zwölf Monaten. Mit weiteren Zuweisungen wird im Laufe des Schuljahrs gerechnet.

Henstedt-Ulzburg: Wachstum der Gemeinde – große Neubaugebiete mit Folgen für Schulen

Perspektivisch werden sich die Verhältnisse zwischen den Schulen verschieben. Und das ist eine Konsequenz dessen, wo in Henstedt-Ulzburg neuer Wohnraum entstehen soll. Hier rückt der Rhen in den Fokus mit gleich drei Neubaugebieten, die in Planung sind: das Wagenhuber-Gelände (geschätzt 181 Wohneinheiten), Am Heidberg (120 WE) sowie am Schäferkampsweg (105 WE). Zum Teil ruhen hier die Bauleitverfahren, doch es wird offenbar davon ausgegangen, dass wieder Bewegung in die Beratungen kommen wird.

Das bedeutet für den Rhen: Je nachdem, ob im Schnitt in einer Wohnung 2,1 Menschen oder 3,5 Menschen leben, geht es um 853 bis zu 1422 Einwohnerinnen und Einwohner. 11 Prozent hiervon wären im Schulalter, so ist die gängige Rechengrundlage. Sprich: 94 bis 156. Doch im Einzugsgebiet gibt es nur die Grundschule Rhen an der Theodor-Storm-Straße. Und die könnte zum Schuljahr 2030/2031 statt heute 279 plötzlich 326 Kinder unterrichten, und zwar in 14 statt in elf Klassen.

Prognosen für Henstedt-Ulzburg: Wohnungsbau, Einwohner, Schüler

  • Am Heidberg: 120 Wohneinheiten mit 2,1 bis 3,5 Personen pro Haushalt, 252 bis 420 Einwohnerinnen und Einwohner, 28 bis 46 Schülerinnen und Schüler
  • Schäferkampsweg: 105 WE, 221 bis 368 Einw., 24 bis 40 SuS
  • Wagenhuber-Gelände: 181 WE, 380 bis 634 Einw., 42 bis 70 SuS
  • Kruhnskoppel: 20 bis 30 WE, 42 bis 105 Einw., 5 bis 12 SuS
  • Hofstelle Schacht: 40 WE, 84 bis 140 Einw., 9 bis 15 SuS
  • Pommernstraße/Kisdorfer Weg: 40 WE, 84 bis 140 Einw., 9 bis 15 SuS
  • Götzberger Straße: 56 WE, 118 bis 196 Einw., 13 bis 22 SuS
  • Wohldweg-Wischhof: 6 bis 12 WE, 13 bis 42 Einw., 1 bis 5 SuS
  • Nachverdichtung im Gemeindegebiet: 132 WE (genehmigt), 277 bis 462 Einw., 30 bis 51 SuS
Jan Kahle, Schulleiter des Alstergymnasiums: Ab 2025/2026 zurück zu G9.
Jan Kahle, Schulleiter des Alstergymnasiums: Ab 2025/2026 zurück zu G9. © Christopher Herbst | Christopher Herbst

Im Vergleich zu den anderen Standorten ist das überproportional mehr. Denn die Prognosen für die Grundschule Ulzburg (minus 64), die Lütte School (minus 78) sowie Olzeborch (minus 2) sind rückläufig, zweimal sogar massiv. Deswegen wird schon jetzt vorsorglich erwogen: Sollte es auf dem Rhen zu Engpässen kommen, könnten sich Zuständigkeitsbereiche verschieben, Familien müssten eventuell also ausweichen. Denn das Ziel ist, alle Grundschulen „relativ gleichmäßig auszulasten“.

Diese Vorhersagen sind aber Schwankungen unterlegen, zumal nicht wenige Beobachter im Ort davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren die Diskussionen über eine Teil-Entwicklung des Beckershof-Areals wieder Fahrt aufnehmen werden. Da würde die Lütte School wiederum die Hauptlast tragen, auch wenn das momentan noch spekulativ ist.

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Alstergymnasium: Über 1500 Schülerinnen und Schüler ab 2030?

Bei den weiterführenden Schulen ist und bleibt das Alstergymnasium am beliebtesten. Rund 55 Prozent aller Anmeldungen (insgesamt 190) sind für die dortigen fünften Klassen, die Gemeinschaftsschulen auf dem Rhen und Olzeborch haben 75 beziehungsweise 78, beide haben jedoch auch keine Oberstufe.

Bekanntlich wird das Alstergymnasium durch einen Neubau ersetzt, dieser soll 2030 eröffnet werden, und zwar am gleichen Standort. Bis dahin ändert sich bereits viel. Zum Schuljahr 2025/2026 erfolgt die Umstellung von G8 auf G9, 2027 wird damit erstmals wieder ein 13. Jahrgang sein Abitur machen. Parallel wird das Gymnasium immer größer. Von 1153 Schülerinnen und Schülern (2024/2025) in 48 Klassen erfolgt bis 2030/2031 ein Sprung auf 1515 Kindern und Jugendlichen in 57 Klassen.

Die Gemeinschaftsschulen sollen, so erwartet es die Verwaltung, relativ stabil bleiben: Olzeborch hat aktuell 446 Schülerinnen und Schüler, 2030 könnten es 443 sein, und für den Rhen wird ein minimaler Rückgang von 428 auf 419 genannt.

Bildungs-, Jugend-, Kultur- und Sportausschuss, Di., 10. September, 18.30 Uhr (Ratssaal).