Kreis Segeberg/Kreis Pinneberg. Bündnis Sahra Wagenknecht gründet mit 41 Männern und Frauen den Landesverband Schleswig-Holstein. Welche Thesen sie vertreten.
Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat einen Blitzstart hingelegt. Erst im Januar gegründet, schaffte es die Partei zweistellig in die Landtage von Thüringen und Sachsen – nun will das BSW auch im Norden Fuß fassen. Am 19. Oktober soll der Landesverband Schleswig-Holstein gegründet werden, sagt Olaf Wahl. Er hat die Aufgabe, Menschen für die Politik des BSW zu gewinnen und ist zuständig für den südlichen Teil des nördlichsten Bundeslandes.
Das Aufgabengebiet reicht von Dithmarschen bis zum Herzogtum Lauenburg, die Landkreise Pinneberg und Segeberg inklusive. „Die Partei wächst bewusst langsam“, betont der 56-Jährige. Die letzten zehn Vorschläge zur Neuaufnahme von Mitgliedern wurden gerade vom Landesverband zum Bundesvorstand nach Berlin geschickt, der den Vorschlägen zustimmen muss.
Die Mischung der Mitglieder sei bunt. 20-Jährige seien dabei, auch viele Ältere, Frauen und Männer, die von der SPD enttäuscht sind, aber auch CDUler. Der größte Teil jedoch war vorher in keiner Partei. Sie alle seien sozial engagiert, und sie treibe um, was bundesweit zu spüren ist: die Sorge um die Demokratie.
BSW im Norden: Olaf Wahl gewinnt Mitglieder für neue Partei
Die machte sich auch bei ihm persönlich immer stärker breit. „Demokratie ist ja nichts Selbstverständliches, sie braucht persönlichen Einsatz“, sagt Wahl, der im Pinneberger Tangstedt lebt und augenscheinlich einen Großteil derjenigen repräsentiert, die sich der Partei von Sahra Wagenknecht anschließen.
Lange habe er SPD und Grüne gewählt, doch irgendwann waren diese Parteien für ihn keine Alternativen mehr. Er hat sich die Frage gestellt: „Haben die Politiker uns überhaupt noch im Blick?“ Die gewählten Volksvertreter seien Dienstleister für die Bürger und Bürgerinnen. Er habe aber den Eindruck, dass sie von oben „auf uns herabschauen“ und nicht mehr im Blick haben, was die Menschen wirklich bewegt – Vertrauensverlust, auch immer wieder als Grund für die Abkehr von den etablierten Parteien genannt.
Sahra Wagenknecht lange beobachtet, ehe er sich dem BSW anschloss
„Schließlich stand ich vor der Alternative, nicht mehr zu wählen oder selbst aktiv zu werden“, sagt Wahl, der mit einer Lehrerin verheiratet ist. Lange habe er Sahra Wagenknecht beobachtet und festgestellt, dass er sich mit dem Parteiprogramm identifizieren kann. Dabei war ihm bewusst, dass die Ziele der Parteigründerin durchaus auf Unverständnis, Kritik und Gegenwehr stoßen. Beispiel Frieden: keine Stationierung von US-Raketen in Deutschland, keine weiteren Waffen für die Ukraine, statt dessen Verhandlungen mit Putin. Dafür macht sich Galionsfigur des BSW stark.
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„Je länger wir warten und auf Waffen setzen, desto mehr Tote wird es geben, desto stärker wird die Ukraine zerstört sein“, sagt Olaf Wahl, der Friedensgespräche mit dem russischen Machthaber für den richtigen Weg hält, den Krieg zu beenden und die Diskussion über das Thema als „sehr emotional“ erlebt. Er finde „Multikulti“ gut, halte es aber für nötig, die irreguläre Zuwanderung zu begrenzen, um die Integration bewältigen zu können.
BSW im Norden – Olaf Wahl gewinnt Mitglieder für neue Partei
Rein statistisch hat der Diplom-Kaufmann knapp 1,7 Mitglieder pro Landkreis im Süden Schleswig-Holsteins für das BSW rekrutiert. Hinzu kämen landesweit mehrere Hundert Unterstützer und Interessierte, die über die offizielle BSW-Website registriert sind. Insgesamt, so Wahl, werden sich 41 Männer und Frauen aus Schleswig-Holstein in Kiel treffen, um den nächsten Landesverband aus der Taufe zu heben. „Wir haben uns seit April mehrfach mit Unterstützern getroffen, persönlich und per Video und uns intensiv ausgetauscht“, sagt der BSW-Beauftragte. Die Diskussionen werden an Dynamik zunehmen, denn: „Wir müssen ja klären, wofür das BSW in Schleswig-Holstein steht.“
Das sei bisher ein weißer Fleck auf der inhaltlichen Landkarte. Eine erste Standortbestimmung könnte die Gründung des Landesverbandes Schleswig-Holstein bringen. Sahra Wagenknecht wird, so der Verantwortliche für den schleswig-holsteinischen Süden, nicht dabei sein. Angesagt habe sich aber unter anderem die Co-Vorsitzende Amira Mohamed Ali und die stellvertretende Parteivorsitzende Friederike Benda.