Bad Segeberg. Der Hamburger Schauspieler hat Helden und Schurken gespielt. Warum ihm diese Saison am Kalkberg besonders viel Spaß gemacht hat.

Er hat die Höhen und Tiefen der Segeberger Karl-May-Spiele miterlebt wie kein anderer: Joshy Peters, im wahrsten Sinne des Wortes die schauspielerische Allzweckwaffe der Spiele, hat in dieser Saison seine 2000. Aufführung am Kalkberg erlebt. Oft war er Old Shatterhand, der Blutsbruder des Apachenhäuptlings Winnetou. Das ist ein Allzeitrekord, der auch in Zukunft so schnell von keinem anderen Schauspieler erreicht wird.

Die Karl-May-Spiele steuern auf einen Rekord zu: Wenn am Sonntag um 15 Uhr die 72. und letzte Vorstellung dieser Saison – es ist die 71. seit 1952 – beginnt, werden wahrscheinlich weit mehr als 430.000 Eintrittskarten verkauft worden sein. Davon gehen alle Karl-May-Experten aus und damit rechnet auch Joshy Peters, dem es in diesem Jahr besonders viel Spaß gemacht hat, wieder in zwei Rollen zu schlüpfen: Einerseits mimt er den Fiesling Colonel Webster, andererseits Winnetous Vater Intschu-tschuna.

Joshy Peters einsamer Rekord am Kalkberg: 2000 Mal auf der Bühne

„Wir sind eine wundervolle Truppe, hatten viel Sonnenschein, kaum Regen und mega viel Spaß“, sagt der Hamburger Schauspieler, der wenige Tage nach der letzten Aufführung seinen 67. Geburtstag feiert. „Es hat alles gepasst.“ Keine Unfälle, keinen gravierenden Pannen – nicht nur Joshy Peters wird der Karl-May-Saison hinterhertrauern.

Aber schon jetzt weiß jeder Karl-May-Fan: Im nächsten Jahr geht es weiter. Dann steht das Stück „Halbblut“ auf dem Programm. Premiere ist am 28. Juni 2025. Wer genau mitspielt, wird jetzt noch nicht bekanntgegeben, aber ein Name taucht mit Sicherheit wieder auf: Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, steht auch Joshy Peters wieder auf der Freilichtbühne am Kalkberg.

Enge Freunde, die sich auch außerhalb der Bühne gut verstehen: Regisseur Nicolas König (links) und Schauspieler Joshy Peters.
Enge Freunde, die sich auch außerhalb der Bühne gut verstehen: Regisseur Nicolas König (links) und Schauspieler Joshy Peters. © Frank Knittermeier | Frank Knittermeier

Besonders gerne spielt der Hamburger Schauspieler Bösewichte

Fit genug wird er auch im nächsten Jahr sein. Davon geht er selbst aus: „Ich treibe fünfmal in der Woche Sport.“ Er läuft und geht ins Fitnessstudio, um Körper und Geist in Form zu halten. Welche Rolle er dann übernimmt, weiß er selbst noch nicht. Es wird ihm auch ziemlich egal sein: Am Kalkberg hat der Schauspieler, der sein schauspielerisches Handwerk einst an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Hamburg erlernt hat, bis jetzt in jeder Rolle überzeugt.

Joshy Peters konnte vieles ausprobieren: Er war der Schurke, der Held und die schräge Figur. „Ich mag Bösewichte spielen, weil die Spannbreite dabei groß ist und man alle Register ziehen kann“, sagt der Karl-May-Held, der früher auch mal Intendant des Packhaustheaters in Bremen war. Ein Kuriosum: 2006 war er in der damaligen Interpretation von „Winnetou III“ der Mörder von Winnetou, 2007 dann sein Vater in „Winnetou I“. Der Mann ist eben vielseitig einsetzbar ...

Winnetou Alexander Klaws und sein Kollege Joshy Peters.
Winnetou Alexander Klaws und sein Kollege Joshy Peters. © Frank Knittermeier | Frank Knittermeier

Zehnmal als Old Shatterhand: Diese Rolle würde er gerne noch einmal spielen

Besonders gerne denkt er an seine Rolle als Buffalo Bill in der Saison 2014 zurück: eine reale Figur, die natürlich nicht von Karl May erdacht, sondern von Bühnenautor Michael Stamp in das Stück „Unter Geiern – der Geist des Llano Estacado“ eingebaut wurde. Auch den Old Wabble im Stück „Old Surehand“ im Jahre 2017 hat er gerne gespielt.

Zehnmal war Joshy Peters als Old Shatterhand am Kalkberg zu erleben. Eine Rolle, die ihm immer besonders am Herzen lag. „Das war ein Held meiner Kindheit.“ Ob er jemals wieder in diese Rolle schlüpfen darf? Er weiß es nicht, aber er würde sie gerne noch einmal übernehmen.

2010 brach gleich zu Beginn der Premiere das Rad einer Kutsche. Old Shatterhand Joshy Peters brachte die Zuschauer mit dem Satz „Augen auf beim Kutschenkauf“ zum Jubeln.
2010 brach gleich zu Beginn der Premiere das Rad einer Kutsche. Old Shatterhand Joshy Peters brachte die Zuschauer mit dem Satz „Augen auf beim Kutschenkauf“ zum Jubeln. © Kalkberg GmbH | Kalkberg GmbH

Großer Jubel, als Joshy Peters nach einem Radbruch die Premiere rettete

Ein Erlebnis ist ihm in besonderer Erinnerung geblieben. Bei der Premiere des Stücks „Halbblut“ wurde Joshy Peters 2010 als Old Shatterhand mit der Postkutsche zu seinem ersten Auftritt in die Arena gefahren. Pech allerdings, dass dabei ein Rad brach und die Kutsche mit starker Schlagseite auf der Seite lag.

Für Joshy Peters war das eine Steilvorlage: Er krabbelte aus der lädierten Kutsche, besah sich den Schaden und sagte diesen bis heute legendären und immer wieder gern zitierten Satz: „Augen auf beim Kutschenkauf!“ Das Publikum jubelte, die brenzlige Situation war gerettet. Darüber kann er heute noch lachen.

Viel Lob für Gojko Mitic und Alexander Klaws

Als Meilensteine in seiner Karl-May-Premiere bezeichnet Joshy Peters heute rückblickend die Zusammenarbeit mit dem rumänischen Filmregisseur Sergiu Nicolaescu, unter dem er 1992 und 1993 spielte. Nicolaescu hob die Segeberger Spiele auf ein neues Niveau mit seinen action- und filmreifen Inszenierungen. Ausgesprochen gerne hat Peters mit Gojko Mitic zusammengearbeitet: „Ein sympathischer Mensch, der die Figur Winnetou auf philosophische und inhaltliche Weise gelebt hat.“

Auch auf den jetzigen Winnetou hält Joshy Peters große Stücke: „Alexander Klaws macht das großartig; ich habe noch nie erlebt, dass sich ein Winnetou so reinkniet. Einfach toll!“ Etwas Besonderes ist für ihn die Freundschaft mit Nicolas König, den er 1992 bei den Karl-May-Spielen kennenlernte. Mit einigen der Gaststars vergangener Jahre hat er losen Kontakt, feste Freundschaften haben sich da eher nicht entwickelt.

Entspanntes Arbeiten mit Regisseur Pierre Brice

Den legendären Pierre Brice hat Joshy Peters 1999 als Regisseur bei den Karl-May-Spielen erlebt. Er hat gute Erinnerungen daran: „Es war ein entspanntes und schönes Arbeiten.“ Als Brice in Bad Segeberg den Winnetou spielte, gehörte Joshy Peters nicht zum Ensemble.

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Den anhaltenden und von Jahr zu Jahr steigenden Erfolg der Karl-May-Spiele führt Joshy Peters auf die Sehnsucht der Menschen nach Abenteuern und Erlebnissen zum Anfassen zurück. „Wir erfüllen diese Wünsche“, sagt er. „Schließlich verlassen alle Besucher begeistert das Theater.“

Nach den Dreharbeiten für „Nord bei Nordwest“ ein paar Tage Urlaub

Auch nach den Spielen geht das Leben für Joshy Peters weiter. Im Oktober stehen die Dreharbeiten für drei neue Folgen der beliebten TV-Serie „Nord bei Nordwest“ auf dem Programm, bis dahin steht er nahezu pausenlos in irgendwelchen Tonstudios, um Filme zu synchronisieren oder Hörbücher einzulesen.

Irgendwann, wahrscheinlich im Oktober, hofft er auf ein paar Tage Urlaub. „Ich versuche es zumindest“, sagt er. Sollte es nicht klappen, kann er sich trösten: Schließlich sind nicht viele Schauspieler mit einem gefüllten Terminkalender gesegnet. Peters ist auch mit bald 67 Jahren noch gut im Geschäft. Und 2025 dürfen sich alle Fans hoffentlich über einen neuen Auftritt bei den Karl-May-Spielen freuen. Vielleicht sogar als Old Shatterhand. Wer weiß? Auch wenn der aktuelle Winnetou 26 Jahre jünger ist als Joshy ...