Norderstedt. Heimatbund Norderstedt dokumentiert seit fast 50 Jahren das Leben der Stadt. Weil niemand mehr mitmacht, steht der Verein vor dem Aus.

Der Heimatbund Norderstedt kämpft ums Überleben und sucht dringend neue, aktive Mitglieder. Auf der Jahreshauptversammlung am 21. August ist die Lage des am 6. Mai 1976 gegründeten Vereins eskaliert. Der langjährige erste Vorsitzende Peter Reimann, 85 Jahre alt, legte sein Ehrenamt nieder. Nachfolger? Fehlanzeige. Die zweite Vorsitzende, Gisela Wagenführ, ist Ende 2023 gestorben. Und neue Kandidatinnen oder Kandidaten für die Vorstandsämter sind nicht in Sicht. Die 28 verbliebenen Mitglieder des Vereins beschlossen die Auflösung des Heimatbunds.

Sang- und klanglos geht also eine Vereinsgeschichte nach fast fünf Jahrzehnten zu Ende. Doch eine Frist bleibt, und damit die Hoffnung, doch noch eine Lösung zu finden. Nach der Vereinssatzung muss die Auflösung innerhalb von drei Monaten auf einer erneuten Versammlung bestätigt werden. Der Termin steht fest: 13. November. Wenn sich bis dahin irgendjemand findet, der den Heimatbund wiederbeleben möchte, wäre der Verein gerettet.

Traurig: Norderstedts Heimatbund vor Auflösung

Auf Rat eines Rechtsanwalts wählte die Versammlung Peter Reimann zum Liquidator des Vereins, der auch Kulturträger der Stadt Norderstedt ist. Der 85-Jährige muss nun die Auflösung des Vereins betreiben. Die Zeit bis 13. November will Reimann jetzt nutzen, um noch einmal verstärkt neue Mitglieder zu werben.

Dafür will er auch die Vereinssatzung neu ordnen. „Wir sollten die Satzung so ändern, dass wir nicht zwei Vorsitzende haben, auf denen die meiste Arbeit lastet, sondern dass der Vorstand aus fünf gleichberechtigten Mitgliedern besteht, die die Aufgaben unter sich aufteilen“, sagt Reimann. Ein gewählter Sprecher könne den Heimatbund nach außen vertreten. „Mit dieser Satzungsänderung wird die Verantwortung auf mehrere Mitglieder verteilt“, hofft Reimann.

Jahrbuch für Norderstedt

Ganz wichtig ist dem seit 1972 in Norderstedt lebenden Reimann die Herausgabe des Jahrbuchs, das der Heimatbund seit 2008 jährlich mit wissenswerten Kapiteln über Norderstedt herausgibt. Mit Hochdruck arbeitet Reimann zurzeit am Jahrbuch 2024, das Ende November erscheinen soll.

„Wir haben in den fast 50 Jahren unseres Bestehens viel bewegt, das sollte doch weitergehen, auch, um die Geschichte dieser Stadt zu dokumentieren“, sagt Reimann. Stolz ist er auf das Geschichtsbuch „50 Jahre Norderstedt – 1970–2020“, das der Heimatbund herausgegeben hat. Auflage bis jetzt: 2000 Exemplare. Zweisprachig auf Deutsch und Englisch. „Das wird sogar in den USA gelesen“, freut sich Reimann.

Heimatbund Norderstedt: Chronisten der Stadt

Aber der Verein organisiert auch „Klönnomeddage“, das gesellige Beisammensein bei Kaffee und Kuchen im Rathaus, arbeitet an Geschichtspfaden durch Norderstedts Stadtteile, macht heimatkundliche Ausflüge im Norden (alle Infos unter www.heimatbund-norderstedt.de).

Wer den Verein vor der Auflösung bewahren möchte, wendet sich an Peter Reimann unter 040/5255786 oder Reimann.P@t-online.de