Norderstedt. Zwischen dem Tesa-Hauptsitz und dem Airport befindet sich das Vereinsgewässer des Sportfischervereins von 1971. Ein Ortsbesuch.
- In dem gut versteckten Gewässer schwimmen Hechte, Karpfen, Forellen und Schleie.
- Der Verein hat das Gelände seit Jahrzehnten gepachtet und pflegt es fachkundig.
- Verein bietet in den Schulferien regelmäßig Schnupper-Angeln für Kinder an.
Zwischen dem Hauptsitz der Tesa SE und dem Flughafen Hamburg liegt einer der wohl ungewöhnlichsten Orte Norderstedts. Direkt an der mehrspurigen Niendorfer Straße, aber kaum sichtbar, weil gut versteckt hinter Bäumen, befindet sich ein Angelteich. Der ist das ganz offizielle „Vereinsgewässer“ des Sportfischervereins Norderstedt. Den Mitgliedern dient es, trotz gelegentlich startender und landender Flugzeuge, als Rückzugsort, an dem sie vom Alltag abschalten können. Hier entspannt man sich, trifft sich, feiert, zeltet – und geangelt wird natürlich auch.
Der Ort ist ungewöhnlich, die Anfahrt ist es auch: Von Norderstedt kommend, biegen wir rechts in eine kleine Straße ab, als Tesa in Sichtweite kommt. Immer scharf am Zaun des Flughafengeländes entlang geht es weiter, bis es nicht mehr weitergeht. Das Auto stellen wir ab und hoffen, dass es nicht vom Airport-Sicherheitspersonal abgeschleppt wird. Also zu Fuß weiter durch das kleine Waldstück, bis wir am Vereinsgelände ankommen, wo uns der Vorsitzende Dirk Beschmann begrüßt.
Angeln in Norderstedt: Die Sportfischer und ihr ungewöhnlicher See
Unter Bäumen befindet sich das Vereinsheim, ein Holzbau mit Grillplatz direkt davor, „hier feiern wir unsere Feste“, sagt Beschmann. 92 Mitglieder hat sein Verein derzeit, viele Männer mittleren Alters sind dabei, so wie er selbst. Aber natürlich lassen sich auch Töchter, Söhne und Ehefrauen gerne blicken, wenn es etwas zu feiern gibt oder wenn zum Beispiel zum „Nachtangeln“ geladen wird. Ein „Schnupperangeln“ für Kinder veranstaltet der Verein auch regelmäßig, in den Sommer- und Herbstferien.
Im Vereinsheim, das auch eine kleine Küche hat, hängen Schautafeln von Fischsorten, außerdem natürlich zahlreiche Fotos, die erfolgreiche Fänge aus den vergangenen Jahrzehnten dokumentieren. Beschmann kennt viele dieser Geschichten ganz gut, denn er ist schon seit 2002 Vorsitzender des Vereins. Bei ihm begann die Leidenschaft für das Angeln schon im Alter von vier Jahren. „Da hat mich mein Opa zum Fischen mitgenommen. Als Angel reichte damals ein einfacher Blumenstock“, erzählt der Norderstedter. Später meldete sein Vater ihn bei den Norderstedter Sportfischern an. „Und dann habe ich meine Freunde gleich mit in den Verein genommen.“
Immer mal wieder startet oder landet ein Flugzeug hinter uns
Schon damals war der Teich, an dessen Ufer wir uns jetzt auf eine Bank setzen, das Vereinsgewässer. Genau genommen handelt es sich um ein „grundwassergespeistes Stillgewässer“, wie wir erfahren. In den Randzonen ist es recht flach, aber in der Mitte bis zu vier Meter tief, wie Dirk Beschmann sagt. Den Teich hat der Verein seit vielen Jahren von der Stadt Norderstedt gepachtet. Für die Stadt kein schlechter Deal, denn der Verein hält Teich und Grundstück – mit Hilfe seiner fachkundigen Gewässerwarte – immer in Schuss.
Es ist ein schönes, idyllisches und gepflegtes Gelände – hinter dem die große, weite Welt da draußen durchschimmert, in Form des „Tesa“-Firmenschildes, das hinter den Bäumen erkennbar ist. Und auch das Flughafenhotel „Airport Plaza“ ist gut erkennbar. Hin und wieder muss man etwas lauter sprechen, wenn ein Flugzeug direkt hinter uns startet oder landet. „Was soll man machen?“, sagt Beschmann.
Ein Vereinsmitglied zeltet regelmäßig auf dem Gelände
Klar störe das ein bisschen, aber so richtig tut das seiner Liebe für diesen Ort, an den er mindestens einmal in der Woche kommt, keinen Abbruch. „Hier kann man vom Alltag abschalten“, sagt er. Beschmann, 60 Jahre alt, verheiratet und Vater einer erwachsenen Tochter und eines erwachsenen Sohnes, arbeitet als „Ingenieur für Eiscreme-Innovation“ bei Langnese, in der Hamburger City. Als Teil eines Teams ist er damit beschäftigt, neue Eissorten zu entwickeln – und dann zu überlegen und zu berechnen, wie sich diese am besten herstellen lassen.
Vor oder nach dieser Arbeit schaut er gerne beim Angelteich vorbei. So machen es auch viele andere Vereinsmitglieder. Einer treibt es noch etwas doller: „Ein Kollege nutzt das hier fast wie einen Campingplatz. Der baut dort hinten sein Zelt auf, schläft dort drin und macht sich selbst etwas zu essen, auf dem Campingkocher.“ Am besten natürlich die selbst gefangenen Fische.
Kiffer, Liebespaare, Hundebesitzer – der See ist bei vielen beliebt
Bestimmte Fischarten lebten schon immer hier und vermehren sich „ganz natürlich“, wie Beschmann sagt. Hechte zum Beispiel. Karpfen wurden einst angesiedelt, sind aber schon lange in dem See heimisch. Andere Fische sind „Besatz“, werden also regelmäßig in dem Gewässer ausgesetzt. Forellen gehören dazu, oder Schleie. Die Tiere kommen dann von sogenannten „Fischwirten“, sind aber zum Teil auch Wildfänge, etwa aus Mecklenburg-Vorpommern. Forellen bekommen die Sportfischer zum Teil aus dem Nord-Ostsee-Kanal.
Aber nicht nur bei den Mitgliedern des Angelvereins ist das Gelände beliebt. Bisweilen gibt es ungebetene Gäste: „Manchmal kommen Schwarzangler, besonders nachts.“ Auch kiffende Jugendliche haben sich schon an der alten Holzhütte eingefunden oder Personen, die einfach Party machen wollten und dann ihren Müll hinterließen. Dirk Beschmann hat schon Autofelgen aus dem See gezogen – und einmal sogar ein Gewehr. Einbruch, Brandstiftung, „so etwas hatten wir auch schon.“ Und nicht zuletzt sollen sich manchmal Liebespaare an den See verirren.
Tesa-Mitarbeiter machen gelegentlich am See Mittagspause
Ob das eine gute Idee ist, sei dahingestellt – ein Schild gleich am Eingang weist darauf hin, dass das Gelände videoüberwacht ist. „Wir überlegen auch, Wildkameras aufzustellen“, sagt Dirk Beschmann. Rehe sowie brütende Gänse und Enten gibt es nämlich auch in diesem geschützten Gebiet.
Beschmann stellt klar, dass der Verein das „Hausrecht“ auf dem Gelände habe. So lange Besucher allerdings keinen Schaden anrichten, sind sie willkommen – etwa Spaziergänger, die mit ihrem Hund kommen (der selbstverständlich an der Leine geführt werden soll) oder Mitarbeiter von Tesa, die am See ihre Mittagspause verbringen.
Vereinsmitglieder fahren auch manchmal zum „Brandungsangeln“ an die Ostsee
Das Gelände am Flughafen ist der Sitz des Vereins, der See „Vereinsgewässer“ – aber das heißt nicht, dass die Sportfischer nie woanders angeln. Durch die Mitgliedschaft in den Landesverbänden Hamburg und Schleswig-Holstein haben sie auch in anderen Gewässern das Recht zu fischen, etwa an der Süderelbe. Und manchmal geht es auch zum Brandungsangeln an die Ostsee, zum Beispiel an die Fehmarnsundbrücke.
Privat fährt Dirk Beschmann gerne mit seinem Schwager nach Schweden. „Das ist einmal im Jahr das Angel-Highlight. Dann steht Lachsangeln an, zwölf Stunden pro Tag. Danach weißt du, was du getan hast...“ Zurück in Deutschland, ist Beschmann hauptsächlich auf „forellenartige Fische“ aus.
Was ist eigentlich so faszinierend am Angeln? Was Beschmann antwortet
Was eigentlich das Faszinierende an diesem Sport ist, der ihn schon sein ganzes Leben lang beschäftigt? „Man ist in der Natur, kann Stress abbauen. Und es ist schön, wenn man weiß, woher der Fisch kommt, den man isst. Aber es ist auch die Challenge. Man geht in einen fairen Wettbewerb mit dem Fisch, möchte ihn nach bestimmten Regeln überlisten. Und manchmal denkt man, es kann eigentlich nicht sein, aber die werden irgendwie immer schlauer...“
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Fische, die er selbst gefangen hat, bereitet er dann auch zu. „Forellen filetiere ich, wenn sie groß genug sind, und brate sie am liebsten. Oder ich räuchere sie. Dafür haben wir zum Glück einen eigenen Ofen auf dem Vereinsgelände.“
Wer den Verein kennenlernen möchte, findet auf der Webseite sfvnorderstedt.de alle Informationen. Auf der Webseite kann auch direkt eine Vereinsmitgliedschaft beantragt werden.