Norderstedt. Tim Grunewaldt, 48, spricht sich für mehr Videoüberwachung an den Busbahnhöfen aus. Was er über die Stadt und seinen Job sagt.
Er ist der Neue bei Norderstedts Polizei: Tim Grunewaldt ist seit Juni der stellvertretende Leiter des Polizeireviers, dessen Wache in Garstedt gerade umgebaut wird. Der 48-Jährige kommt eigentlich aus Nordrhein-Westfalen, lebt aber schon seit vielen Jahren im Norden und hat als Polizist viele Dienststellen in Schleswig-Holstein kennengelernt. Was er über den Polizeidienst früher und heute erzählt, was er an Norderstedt mag und warum er Video-Überwachung befürwortet.
Über seinen neuen Arbeitsplatz, das Norderstedter Revier unter der Leitung von André Wichmann, sagt Grunewaldt: „Das Revier ist sehr, sehr gut organisiert, das ist auffällig. Und es ist eine junge, motivierte Truppe mit einem sehr guten Betriebsklima.“
Videoüberwachung: „Man hat einfach eine sehr viel höhere Chance auf Aufklärung“
Wie viele Polizeibeamte spricht sich auch Grunewaldt für eine Ausweitung von Video-Überwachung an bekannten Schwerpunkten der Kriminalität wie den Busbahnhöfe aus. „In Elmshorn hat man sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Das schafft einfach einen zusätzlichen Sicherheitsaspekt. Man schreckt die allermeisten dadurch von Straftaten ab. Und wenn doch eine passiert, hat man einfach eine sehr viel höhere Chance auf Aufklärung.“
Wie hat sich sein Job in den fast 30 Jahren seiner Dienstzeit verändert? „Wir müssen leider feststellen, dass der Respekt vor der Polizei nachgelassen hat. Manche respektieren uns einfach nicht als staatliche Autorität. Schon in den 90er-Jahren wurden Maßnahmen sehr oft infrage gestellt. Damals musste man viel diskutieren und erklären. Heute bleibt es aber nicht mehr bei der Diskussion, sondern es gibt Beleidigungen und Beschimpfungen. Und es kommt immer öfter vor, dass Beamte angegriffen und verletzt werden und dann einige Tage nicht dienstfähig sind.“
Respekt gegenüber Beamten: Was sich seit 90er-Jahren verändert hat
Nach dem Abitur im heimischen Detmold bewarb sich Grunewaldt bei der Polizei, wurde 1996 Kommissars-Anwärter in Schleswig-Holstein, besuchte die Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleistung in Altenholz, dort den Fachbereich Polizei. Teil des Studiums war ein halbes Praxis-Jahr in Eutin, die erste richtige Stelle trat er in Wedel an. Danach ging es nach Tornesch, später wurde Grunewaldt Dienstgruppenleiter in der Kooperativen Regionalleitstelle West in Elmshorn.
Es ist der Ort, an dem Notrufe aus den Kreisen Segeberg, Pinneberg und Steinburg eingehen. Mitarbeiter von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten arbeiten unter einem Dach. Über seinen neuen Arbeitsplatz, das Norderstedter Revier unter der Leitung von André Wichmann, sagt Grunewaldt: „Das Revier ist sehr, sehr gut organisiert, das ist auffällig. Und es ist eine junge, motivierte Truppe mit einem sehr guten Betriebsklima.“
Tim Grunewaldt: „Respekt gegenüber Polizisten hat leider nachgelassen“
Wie es ist, dort zu arbeiten, schildert Grunewaldt so: „Größtenteils ist es sehr anstrengend. Man muss sehr konzentriert sein, man hört den Funk, telefoniert viel, zum Beispiel mit Kollegen auf Streifenwagen und Abschleppdiensten. Es ist eine ständige Geräuschkulisse. Wenn man zwölf Stunden gearbeitet hat, weiß man, was man getan hat.“ Dennoch habe es täglich „spannende Einsätze“ gegeben. „Bei der Polizei ist kein Tag wie der andere.“
Nach der Leitstelle arbeitete Grunewaldt im Revier Pinneberg, wiederum als Dienstgruppenleiter. Danach ging es nach Bad Segeberg, zur Abteilung Beschwerdewesen. Ein Job, interessanter, als er zuerst klingt – denn hier landen auch Anliegen von Bürgern, die sich von der Polizei falsch behandelt gefühlt haben. Dazu Grunewaldt: „Das Klischee lautet ja: ‚Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus‘. Das ist aber mitnichten so. Jeder Sachverhalt wird sehr sorgfältig geprüft.“ Dann erhalte der betreffende Bürger ein Antwortschreiben.
„Es wird nichts unter den Teppich gekehrt, das kann ich reinen Gewissens sagen“
Grunewaldt sagt zwar: „Die meisten Beschwerden sind vollkommen unberechtigt. Vieles ist einfach mangelndes Verständnis für die Polizeiarbeit oder die Rechtslage.“ Aber es gebe „durchaus Fälle, in denen die Beschwerde berechtigt ist und zum Teil disziplinarische oder strafrechtliche Konsequenzen hat.“ Jedenfalls werde „nichts unter den Teppich gekehrt, das kann ich reinen Gewissens sagen.“
Grunewaldt lebt selbst nicht in Norderstedt, aber in der Region. Er ist geschieden, „wie so viele Polizisten“, und hat eine fast erwachsene Tochter. An Norderstedt schätzt er, dass es „eine so grüne Stadt ist“, denn er entspannt gerne in der Natur.
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Grunewaldt betont, dass es trotz der gestiegenen Gewalt gegen Polizisten auch ganz andere Erfahrungen im Polizeialltag gebe. „Es gibt auch positive Rückmeldungen von Bürgern. Zum Beispiel, wenn Beamten gesagt oder geschrieben wird, sie hätten sich bei einem Todesfall sehr einfühlsam verhalten. So etwas ist uns sehr wichtig. Ich glaube, der allergrößte Teil der Bevölkerung betrachtet uns immer noch als wichtige Institution und schätzt unsere Arbeit.“
Nur müsse man sich das, wenn man eher mit dem anderen Teil der Bevölkerung konfrontiert ist, manchmal in Erinnerung rufen.