Norderstedt. Das war denkwürdig: Eintracht und der FC St. Pauli II liefern sich ein hitziges Duell mit Platzverweisen, Elfmeter und spätem Drama.

Die Verantwortlichen von Eintracht Norderstedt und dem FC St. Pauli II (U23) standen noch Minuten nach dem Abpfiff auf dem Rasen und versuchten, die Wogen zu glätten, die die Akteure in den 96 Minuten zuvor ausgelöst hatten. Am Ende trennten sich die Kontrahenten am 4. Spieltag der Fußball-Regionalliga Nord vor 452 Zuschauern im Edmund-Plambeck-Stadion, wo beide Clubs ihre Heimspiele austragen, mit 1:1 (0:1).

Von dem so oft zitierten schiedlich friedlichen Spiel kann aber nicht die Rede sein. Es gab gleich drei Platzverweise, acht Gelbe Karten. jede Menge Nicklichkeiten und Handgreiflichkeiten gegen einen Norderstedter Spieler.

Derby-Zoff beim FC St. Pauli II: Dreimal Rot und eine Menge Ärger im Duell mit Eintracht Norderstedt

„Ich verstehe das gar nicht. Normalerweise ist das immer ein freundschaftliches Verhältnis zu St. Pauli gewesen, weil die ja auch ihre Heimspiele hier bei uns austragen. Teilweise wurde es sehr hektisch. Das ging aber auch vom Schiedsrichter aus, dem die Partie aus den Händen geglitten ist“, so Eintracht-Kapitän Ersin Zehir, selbst einst Profi mit Zweitliga-Einsätzen bei St. Pauli. 

Er hatte selbst aber auch mit für die Hektik gesorgt. Nach einem Foulspiel an Kangmin Choi entschied Schiedsrichter Giulio Horney (SV Werder Bremen) auf Elfmeter für Norderstedt. Ersin Zehir schnappte sich den Ball. Pauli-Torhüter Kevin Jendrzej (ehemals Glashütter SV) versuchte, den Eintracht-Kapitän mit ein paar Sprüchen und dem Verweilen am Fünfmeterraum aus der Ruhe zu bringen.

Trash-Talk beim Strafstoß: Ersin Zehir trifft und provoziert anschließend

Klappte nur so halb. Den Strafstoß verwandelte Zehir zum 1:0 für die Gäste (38.). Dann ließ er sich aber doch zu einer kleinen Provokation hinreißen, stellte sich vor Jendrzej auf und sagte ihm ein paar Worte ins Gesicht. „Es hätte auch gereicht, wenn ich den Elfmeter einfach nur reingemacht hätte. Dann wollte ich ihn aber zurück provozieren. Ein bisschen Trash Talk muss sein“, so Zehir. 

Bis dahin war es eine Partie auf überschaubarem Niveau. Die beste Gelegenheit bot sich der Eintracht, aber Kangmin Choi hämmerte die Kugel nur an den Querbalken (20.). Schon der siebte Alu-Treffer im vierten Spiel. Nick Selutin verpasste kurz nach dem Wechsel das mögliche 2:0 und damit die Vorentscheidung. Seinen Schuss aus spitzem Winkel parierte Jendrzej stark (51.).

Mit zwei Spielern weniger nach zwei Platzverweisen stemmte sich Eintracht Norderstedt (hier: Yannik Nuxoll) lange gegen den Ausgleich.
Mit zwei Spielern weniger nach zwei Platzverweisen stemmte sich Eintracht Norderstedt (hier: Yannik Nuxoll) lange gegen den Ausgleich. © Thomas Maibom | Thomas Maibom

Dann folgte die Szene, die sämtliche Gemüter in Garstedt an diesem eher trüben Sommertag erhitzte. Nach einem Norderstedter Freistoß ging Nick Selutin mit gestrecktem Bein in Torhüter Jendrzej und erwischte diesen an Kopf und Brust. Anschließend kam es zu Rudelbildungen, die man so lange nicht mehr gesehen hat. 

Zwei Platzverweise in zwei Minuten: Erst fliegt Nick Selutin, dann Luis Coordes

Minuten später musste der Keeper verletzt ausgewechselt werden. Selutin sah die Gelb-Rote Karte (65.). Der erst zur Halbzeit eingewechselte Ex-Paulianer Luis Coordes musste nach einer Tätlichkeit mit glatt Rot den Platz in der 65. Minute schon wieder verlassen. „Es tut uns leid für den Keeper von Pauli. Das war keine schöne Szene. Wir wünschen ihm die maximale Genesung“, spendete Eintracht-Trainer Jean-Pierre Richter Trost. 

Mit zwei Feldspielern mehr blieb die U23 trotzdem relativ harmlos. Einmal flutschte dann aber doch eine Flanke durch, und in der Mitte nickte Peer Mahnke zum 1:1 ein (88.). In der 90. Minute sah dann auch noch Emil Staugaard vom FC St. Pauli nach einem Foul an Manuel Brendel die Gelb-Rote Karte. 

Regionalliga Nord: Norderstedt ist ungeschlagen, St. Pauli noch sieglos

„Mit den Platzverweisen haben wir uns um den möglichen Sieg gebracht. Am Ende ist es aber auch in Ordnung. Wir haben heute als Mannschaft sehr viel Charakter, Herz und Courage auf den Platz gebracht“, lobte Jean-Pierre Richter. Und auch St. Paulis Übungsleiter Benny Hoose konnte sich mit dem 1:1 anfreunden: „Was unsere Leistung angeht, kann ich sagen, dass ich stolz auf die Jungs bin, dass sie den Herrenfußball in der Regionalliga Nord angenommen haben.“ Sein Team bleibt mit nur einem Punkt sieglos auf Platz 15. Eintracht Norderstedt ist weiterhin ungeschlagener Dritter. 

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Nach Schlusspfiff: Fans des FC St. Pauli sollen Nick Selutin angegangen haben

„Das ist ordentlich. Wir haben einen guten Schwung und sind auf dem richtigen Weg“, so Coach Richter. Schon am Dienstag wartet die nächste Aufgabe. In der 3. Runde des Hamburger Lotto-Pokals geht es zum klassentieferen Niendorfer TSV aus der Oberliga (Anstoß: 19 Uhr, Sachsenweg). 

Nochmal zurück zum Derby. Nach Abpfiff sollen St. Pauli-Fans Eintracht Norderstedts Nick Selutin angegangen haben. Auch darüber diskutierten die Verantwortlichen noch Minuten nach der Partie: „Das geht natürlich gar nicht. Ich denke mal, dass alle Beteiligten dieses Spiel erstmal sacken lassen müssen“, so Eintracht-Geschäftsführer Finn Spitzer. 

Tore: 0:1 Zehir (38., Foulelfmeter), 1:1 Mahncke (88.). Zuschauer: 452.
Schiedsrichter: Giulio Horney (SV Werder Bremen.
Rote Karte: Coordes (65., Eintracht Norderstedt, Tätlichkeit). Gelb-Rote Karten: Selutin (65., Eintracht Norderstedt, wiederholtes Foulspiel), Staugaard (90., FC St. Pauli II, wiederholtes Fouelspiel).
Eintracht Norderstedt: Exner – Tewolde (46. Coordes), Nuxoll, Frahm, Kummerfeld – Niemann, Meier (67. Grau), Sieben (73. Winkler), Zehir – Choi (61. Brendel), Selutin.