Kaltenkirchen. 300 Fernfahrer und -fahrerinnen trafen sich mit ihren schweren Lkw in Kaltenkirchen. Warum sich Trucker für trauernde Kinder einsetzen.

Zum zehnten Mal haben sich gut 300 Fernfahrer, Spediteure, Freunde und Kollegen mit ihren schweren Fahrzeugen am Wochenende auf dem Festplatz in Kaltenkirchen getroffen. Das spektakuläre Stelldichein der großen Maschinen mit ihren Fahrern und Fans, das erneut der Verein „Truck Team Schleswig-Holstein“ organisierte, fand für einen guten Zweck statt.

Der Erlös und die Spenden der Teilnehmer und mehreren Tausend Besuchern kommt zwei Hilfsorganisationen zugute, die sich um das Leid von Kindern kümmern. Und für die jüngeren Besucher des sehr familiären Volksfestes gab es allerhand zu staunen und zu spielen.

Trucker-Treffen: Spendenaktion zugunsten der „Trauernden Kinder“

Die beiden Vorsitzenden des Vereins Truck-Team Schleswig-Holsteins, Silvio Kelch (links) und Holger Holz, haben das Trucker-Treffen mit 300 schweren Lastern in Kaltenkirchen organisiert.
Die beiden Vorsitzenden des Vereins Truck-Team Schleswig-Holsteins, Silvio Kelch (links) und Holger Holz, haben das Trucker-Treffen mit 300 schweren Lastern in Kaltenkirchen organisiert. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Angefangen habe das Lkw-Treffen damals auf dem Autobahnrastplatz Brokenlande bei Neumünster, berichtet Vereinsvorsitzender Silvio Kelch aus der Nähe von Plön. „Und seit zehn Jahren sind wir jetzt auf dem Festplatz in Kaltenkirchen“, sagt der ehemalige Fernfahrer, der inzwischen bei der Dekra als Nutzfahrzeugmechaniker arbeitet. Die Idee mit der Spenden-Tombola sei ihnen im Laufe der Jahre gekommen. Voriges Jahr kamen dabei 30.000 Euro für die Lebenshilfe in Kaltenkirchen zusammen.

Dieses Jahr werden gleich zwei Vereine mit dem Geld bedacht. Die „Trauernden Kinder“ kümmern sich inzwischen landesweit mit drei hauptamtlich beschäftigten Pädagogen um Kinder, die mit dem Tod einer geliebten Person fertig werden müssen, berichtet Lara Kleiner-Schimmelpfennig.

„Meist sind es Mutter, Vater oder ein Geschwisterkind, die plötzlich verstorben sind“, sagt sie. „Wir beraten die Lehrkräfte in den Schulen und erzählen den Kindern, dass sie ruhig alle ihre Gefühle zeigen können, egal ob sie traurig, wütend oder enttäuscht sind. Hauptsache, sie sprechen darüber.“

Der Erlös des Trucker Treffens geht in diesem Jahr an die Stiftung „Die blaue Stadt“ (hier mit Manja Homberg) und den Verein „Trauernde Kinder“, beide aus Kiel.
Der Erlös des Trucker Treffens geht in diesem Jahr an die Stiftung „Die blaue Stadt“ (hier mit Manja Homberg) und den Verein „Trauernde Kinder“, beide aus Kiel. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

„Wir wollen damit die gestörten Seelen dieser Kinder in ihrer schweren Lage unterstützen“

Ein ähnliches Anliegen verfolgt die Stiftung „Die blaue Stadt“, die der Kieler Stefan Schwarck 2018 ins Leben gerufen hat, berichtet Manja Homberg. Der Autor und Poetry-Slammer  hatte ein paar Jahre zuvor seinen Sohn Morten verloren. Nun hat er das kleine Bilderbuch „Die kleine Fähre“ verfasst, das er an Kinderhospize und Kinderkrankenhäuser verschenke, um die kleinen Patienten in ihrer Not ein wenig aufzumuntern, erzählt sie. „Wir wollen damit die gestörten Seelen dieser Kinder in ihrer schweren Lage unterstützen.“

Als beide Vereinsvertreter auf der Bühne im großen Festzelt mitten auf dem Platz diese rührenden Geschichten berichten, ernten sie großen Applaus von den Truckern. „Ich finde es richtig geil, was ihr hier auf die Beine stellt“, bedankt sich Manja Homberg dafür. Auch Vizebürgermeister Hartmut Krause ist begeistert. „Ich bin sehr berührt davon, dass so viele Menschen bereit sind, Hilfe zu geben, wo sie benötigt wird.“

Carina Kasiske und Heiko Geertsen aus Seedorf „ritten“ auf ihren lustigen Plastiktieren zur Gaudi der Besucher über das Gelände des Kaltenkirchener Festplatzes.
Carina Kasiske und Heiko Geertsen aus Seedorf „ritten“ auf ihren lustigen Plastiktieren zur Gaudi der Besucher über das Gelände des Kaltenkirchener Festplatzes. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Für den guten Zweck: Fuhrunternehmer Christoph Homberg brachte Werbegeschenke unter die Leute

Und so gab es zahlreiche Aktionen auf dem Gelände, um Spendengelder einzusammeln. So lud Ronny Frahm von den Störpiraten aus Neumünster zum Lenken seiner ferngesteuerten Laster im Maßstab 1:14 auf einem Hindernisparcours ein. Lea Feindt von einer Spedition aus Jork im Alten Land ließ das Glücksrad drehen.

Auch der Fuhrunternehmer Christoph Homberg aus Kaltenkirchen brachte für paar Euro die Werbegeschenke unter die Leute, die ihm seine Kunden spendiert hatten. „Voriges Jahr habe ich allein 1500 Euro für den guten Zweck eingenommen“, sagte der Spediteur, der mit seinem Framo-Kleinlaster, der 1954 in Sachsen gebaut wurde, wohl auch das älteste Fahrzeug mitgebracht hatte.

Ronny Frahm hatte ein paar fernzusteuernde Lkw im Miniaturformat mitgebracht.
Ronny Frahm hatte ein paar fernzusteuernde Lkw im Miniaturformat mitgebracht. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Trucker-Treffen in Kaltenkirchen: Einige Firmen stellten neue Fahrzeuge vor

Zudem gab es eine Tombola, diverse Spiele, Kinderschminken, Torwandschießen. Kinder konnten die schönsten Lkw küren. Vereinsmitglied Kevin Werner fuhr die Besucher mit einer Art Bimmelbahn quer über das Gelände. Eine Kranfirma aus Wildeshausen hob schwindelfreie Leute in einer Gondel 35 Meter hoch in die Lüfte. Und Carina Kasiske und Heiko Geertsen aus Seedorf liefen mit bunten Tierkostümen zur Gaudi der Besucher über das Gelände. Und als es dunkel wurde, gab es eine Light Show.

In einer Gondel konnten sich die Besucher mit einem Kran 35 Meter hoch in die Lüfte hieven lassen.
In einer Gondel konnten sich die Besucher mit einem Kran 35 Meter hoch in die Lüfte hieven lassen. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Einige Firmen und Sponsoren nutzten die Gelegenheit, ihre Fahrzeuge mit modernster Antriebstechnik vorzustellen. Dazu gehörten die neuesten Elektro-Trucks, die mit ihren Batterien bis zu 600 Kilometer weit fahren können. Und auch die ersten Wasserstoff-Lkw, die eine dreiviertel Million Euro kosten, brachte Christian Schmude von einer großen Spedition mit 800 Mitarbeitern und 200 Fahrzeugen aus Neunmünster mit. „Unsere Firma geht mit dem Trend. Wasserstoff als Brennstoff ist das Nonplusultra.“

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Und überall sah man Trucker zusammen sitzen und schnacken. Denn das sei das Schönste an diesem wohl größten Trucker-Treffen Norddeutschlands, sagte Berufskraftfahrerin Tanja Kirchhoff, die ihren 40-Tonner aus Neumünster mitgebracht hatte. „Wir sind sonst überall verstreut auf der Straße. Aber einmal im Jahr kommen wir alle hier zusammen. Das ist toll.“