Bad Segeberg/Eltville am Rhein. Noch nie wurde in der Show von Horst Lichter für Exponat so viel Geld ausgegeben wie für den Jaguar von Klaus Thiedig aus Bad Segeberg.
Als der Jaguar E-Type für 60.000 Euro an Händler Julian Schmitz-Avila in der ZDF-Sendung bei „Bares für Rares“ verkauft war, da überkamen Moderator Horst Lichter die Gefühle. Im emotionalen Überschwang drückte und küsste er Schmitz-Avila und gratulierte dem Verkäufer, dem Bad Segeberger Bauingenieur Klaus Thiedig (68), herzlich.
Denn dieser feuerrote englische Traumwagen aus dem Jahr 1968, den Thiedig in der XXL-Sendung vor der Kulisse des Klosters Eberbach in Eltville am Rhein angeboten hatte, sei nicht nur das „schönste Auto der Welt“, wie Lichter betonte, sondern auch eine absolute Premiere in der seit 2013 laufenden Show um Trödel, Tinnef und wertvolle Schätzchen. „Noch nie hat ein Händler in einer Sendung mehr Geld ausgegeben für ein Exponat als Julian. Insofern führt jetzt Julian und er hat mein absolutes Traumauto“, sagte Lichter.
„Bares für Rares“: Segeberger Bauingenieur landet Coup
Tatsächlich hat der Segeberger Bauingenieur mit seinem E-Type einen echten Coup gelandet. Das bislang erfolgreichste Exponat der Show war ein Brillantkreuz für 42.000 Euro, das in der Abendshow am 22. Mai 2019 an Händlerin Susanne Steiger verkauft wurde. Das zweitteuerste Exponat war ein Oldtimer der Marke Borgward, der in der zweiten Staffel für 35.000 Euro verkauft wurde. Auf dem dritten Platz steht eine Farblithografie des „Brücke“-Künstlers Otto Mueller, die im März 2021 für 30.500 Euro an Händler Fabian Kahl verkauft wurde.
Nun hat sich Klaus Thiedig mit seinem Oldtimer in der Geschichte einer der erfolgreichsten ZDF-Sendungen eingetragen, die durchschnittlich von über 2 Millionen Menschen in Deutschland gesehen wird.
Horst Lichter: „Das schönste Auto der Welt!“
Wie sehr es dem Oldtimer-Fan und Jaguar-Besitzer Lichter gefiel, dass endlich ein E-Type in bestem Zustand in seine Show gerollt kam, das konnte man gleich zu Beginn der XXL-Ausgabe der kürzlich im ZDF ausgestrahlten Abendshow erleben. Lichter eröffnete die Sendung am Steuer des Jaguars und fuhr das Auto sanft über die Auffahrt vor der malerischen Klosterkulisse am Rhein.
Im Innenhof der Klosteranlage stand dann das „Schätzchen“ auf einem roten Teppich und musste bis zum Ende der Show warten, um einen neuen Besitzer zu finden. Denn dem Jaguar war natürlich das große Finale der Sendung vorbehalten. Lichter plauderte zunächst in seiner unnachahmlichen Art mit Klaus Thiedig.
„So also sieht ein Mann aus, dem ein solches Traumauto gehört“, begrüßte Lichter den Segeberger Bauingenieur, der mit seiner Frau Gabriele und der gemeinsamen Freundin Claudia in der Sendung erschienen war. „Du bist das Idol aller Männer, weil du in Begleitung von zwei bildschönen Damen in einem Traumauto unterwegs bist!“ Als Thiedig ihm verriet, dass er aus der „Karl-May-Stadt Bad Segeberg“ komme, breitete Lichter begeistert die Arme aus: „Wer kennt das nicht?“
Jaguar E-Type: Ein- und Aussteigen ist nicht einfach
Unterdessen schälte sich Oldtimer-Experte Sven Deutschmanek gerade aus dem Fahrersitz des Jaguar. Lichter lachte: „Je nach Statur, die man als stattlicher Herr hat, braucht man einen Schuhlöffel zum Ein- und Aussteigen. Stimmt’s?“ Klaus Thiedig konnte ihm nur beipflichten: „Bei meinen 1,85 Metern Größe ist es schon nicht ganz einfach.“
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Tatsächlich war das auch einer der Hauptgründe, warum sich Thiedig von seinem Traumauto in Rot verabschieden wollte. „Ich würde ihn gern weiter fahren. Aber das Ein- und Aussteigen ist schon schwierig, das war es schon immer. Aber jetzt, mit dem Rücken, ist das nicht mehr ganz so schön.“ Das Einsteigen würde er gerade noch hinbekommen. „Aber um auszusteigen, muss ich irgendwo halten, wo mich keiner sieht.“
„Jaguar ist in Ehren ergraut!“
2002 hatte Thiedig bei einem Hamburger Händler den Jaguar E-Type gekauft, von dem einst selbst Enzo Ferrari gesagt haben soll, dass er der schönste Wagen der Welt sei und sich geärgert haben soll, ihn nicht selbst gebaut zu haben, wie Horst Lichter erzählte. „Man muss viel dran tun, ihn jedes Jahr gut pflegen“, sagte der Bauingenieur Thiedig. Genau das gefiel Experte Deutschmanek an dem Jaguar, dessen Reihen-Sechszylinder-Maschine mit 4,2 Litern 55.000 Kilometer auf dem Tacho hatte.
„Er gefällt mir gut, weil er in Ehren ergraut ist, du hast ihn über Jahre gepflegt, wie man das tun würde“, sagte Lichter. „Stichwort Patina!“, antwortete Thiedig. Ob kleiner Mängel am Lack und an den Dichtungen, wollte sich Deutschmannek allerdings nicht ganz dem von Thiedig erstellten Gutachten anschließen, das einen Zustand 2 für den Wagen bescheinigt hatte. „Ich sehe den E-Type so zwischen 2 und einer guten 3“, sagte Deutschmanek.
„Bares für Rares“: Klaus Thiedig wollte mindestens 55.000 Euro
Nun ging es an die Preisfindung. „Also: 60.000 Euro hatten wir uns vorgestellt. Die Schmerzgrenze liegt bei 55.000 Euro. Aber keinesfalls darunter. Dann nehmen wir ihn lieber wieder mit“, sagte Thiedig. Da konnte Deutschmanek ihn beruhigen. „In dem Zustand bekommt man für den E-Type sicherlich 70.000 bis 80.000 Euro, auf jeden Fall.“
Als die Händler im Innenhof erschienen, strahlten manche von ihnen wie kleine Kinder unterm Weihnachtsbaum. „Das ist das Traumauto, das jeder Oldtimer-Fan einmal in seinem Leben besitzen oder fahren will“, sagte Händler Daniel Meyer. Wolfgang Pauritsch sinnierte gleich über Erlebtes auf Auto-Auktionen und sprach von Preisen zwischen 30.000 und 150.000 Euro für E-Types, je nach Zustand.
Fabian Kahl schließlich setzte sich umgehend in den Jaguar und bot kurz nach dem elegant gemeisterten Aussteigen 30.000 Euro. Julian Schmitz-Avila konnte seine Begeisterung kaum in Zaum halten und ging ins Bietergefecht mit Kahl, das zwischendurch nur von Susanne Steiger mit ein paar Geboten ergänzt wurde.
Zuschlag: Julian Schmitz-Avila bekommt den Jaguar
Bei 60.000 Euro hatte Schmitz-Avila die Grenze erreicht, die keiner der Bietenden mehr überschreiten wollte. Und noch dazu das gewünschte Mindestgebot von Klaus Thiedig. „Soll ich jetzt Ja sagen?“, fragte er Schmitz-Avila, der schon ganz aufgeregt mit ausgebreiteten Armen hin und her zappelte. „Also gut: Ja!“
Der Jaguar fährt also mit Julian Schmitz-Avila nach Bad Breisig, wo Julian mit seinem Bruder einen Antiquitäten- und jetzt auch Jaguarhandel führt. Klaus Thiedig fuhr mit ordentlich Bares für Rares zurück nach Bad Segeberg, wo er als Mitglied der Jaguar Association Germany regelmäßig Treffen mit Gleichgesinnten am Ihlsee veranstaltet hatte.
„Bares für Rares“: Würdiges Ende für Kindheitstraum
Für ihn gehe mit dem spektakulären Ende seines E-Type ein Kindheitstraum zu Ende, der im Alter von zehn Jahren in Bad Oldesloe beim Blick in die Garage eines Autohändlers begonnen hatte, wie Thiedig den „Lübcker Nachrichten“ erzählte. Damals stand dort ein E-Type und dem kleinen Klaus war klar, dass dies sein Traumwagen ist.
Die Idee mit „Bares für Rares“ sei spontan gewesen und habe schnell geklappt. Gedreht wurde schon im Mai, mit Lichter („Ein Pfundskerl!“) habe er zu Mittag gegessen und über Motorradtouren geplaudert. Den Abschied von seinem E-Type habe er sich mit Freunden in der heimischen Küche angeschaut. Zum Jaguar-Abstinenzler wird Thiedig indes nicht. In der Garage steht noch ein Jaguar XK8 Cabrio.