Tangstedt/Norderstedt . Über Zukunft des Baggersees wird diskutiert. Verein lehnt kommerzielle Nutzung und Campingplatz ab. Parkgebühren wären vorstellbar.
Sie sind im Sommer fast täglich am und im Wilstedter Baggersee, den sie liebevoll „Costa Kiesa“ nennen. Selbst im Winter schwimmen die „Freunde der Costa Kiesa Tangstedt“, wie ihr Verein mit seinen 50 Mitgliedern heißt, gerne ein paar Runden durch das eiskalte Wasser. Jetzt hat sich der Verein konkrete Gedanken gemacht, wie in Zukunft dieser Baggersee für die Öffentlichkeit genutzt und erhalten werden könnte. „Es muss nachhaltig und naturverträglich sein“, fordern Birte Schultz und Heino Meyer, die beiden Vorsitzenden des Vereins. „Wir wünschen uns, dass sich alle Nutzer der Costa Kiesa hier wohlfühlen können.“
Am wichtigsten sei den „Freunden der Costa Kiesa“, dass der Baggersee auch nach einem möglichen Ende der Kiesarbeiten öffentlich zugänglich bleibt, ohne dass Bade- und Strandbesucher Eintritt bezahlen müssten. Dieser familienfreundliche, kostenlose Zutritt sei der große Anreiz für viele Besucherinnen und Besucher, hierherzukommen, sind Schultz und Meyer überzeugt. Denn nicht alle Menschen könnten sich die Eintrittsgelder im Arriba-Freibad, im Strandbad am Norderstedter Stadtparksee oder in Itzstedt leisten. Darum lehne der Verein auch kommerzielle Nutzungen, wie einen Campingplatz am Baggersee einzurichten, rundweg ab.
Costa Kiesa: Gewerbemöglichkeiten werden derzeit geprüft
Gewerbliche Nutzungen werden – wie berichtet – zurzeit in einer Machbarkeitsstudie erwogen, die die Gemeinde Tangstedt mit der Stadt Norderstedt in Auftrag gegeben hat. Erste Ergebnisse erwartet Tangstedts Bürgermeister Jens Kleinschmidt im Herbst. „Was sich an Freizeit-, Camping- oder Gewerbemöglichkeiten ergeben könnte, wird derzeit geprüft“, sagt Kleinschmidt. „Wir sind allerdings in unseren Möglichkeiten eingeschränkt, weil es sich um einen landesweiten Grünzug handelt.“ Zudem befinde sich der größte Teil des Geländes im Eigentum des Kiesabbau-Unternehmens Eggers.
Die Freunde der Costa Kiesa, die sich aus Stammgästen aus Tangstedt, Norderstedt, Hamburg und dem weiteren Umland zusammensetzen, haben bereits etliche Vorschläge ausgearbeitet. „Wir wünschen uns einen Rundweg für Fußgänger und Radfahrer um den See“, sagt Vereinschef Meyer. Zudem sollten dann Sitzbänke und Unterstände entlang des drei Kilometer langen Rundweges um den etwa 25 Hektar großen und etwa 20 Meter tiefen Baggersee geschaffen werden, der ähnlich groß ist wie der Norderstedter Stadtparksee.
Vorstellungen der Jugendlichen sind Kiesa-Freunden besonders wichtig
Der Verein hat sich schon mit etlichen anderen Vereinen und Interessengruppen in Tangstedt kurzgeschlossen, erklärt Meyer. „Unsere Ideen und Vorschläge resultieren aus Gesprächen mit ortsansässigen Jugendgruppen wie der Landjugend, und der Jugendfeuerwehr, Hundebesitzern, Ganzjahresbadern, FKK-Anhängern, dem Förster, Triathleten, Familien, Senioren und Naturliebhabern.“ Auch mit dem Angelverein Proppenkieker und den Landfrauen habe der Verein gesprochen, um deren Interessen an der Nutzung des Baggersees langfristig zu berücksichtigen.
Besonders die Vorstellungen der Jugendlichen lägen den Freunden der Costa Kiesa am Herzen, „da diese Gruppe vielleicht noch 70 oder 80 Jahre diesen Freizeitstandort nutzen wird“, erklärt Meyer. Und die würden gerne ein paar sportliche Betätigungsfelder wie einen Bolzplatz, Tischtennis und ein Beachvolleyballfeld an der Costa Kiesa realisiert sehen. Auch Trimm-Geräte wie zum Beispiel im sogenannten Feldpark im Norderstedter Stadtpark und eine öffentliche Toilette wären wünschenswert. Eine ganzjährig zu benutzende Rutsche ins Wasser am nördlichen Grashang stehe ebenfalls auf der Wunschliste der jüngeren Badegäste.
Vorschlag: Nur Autofahrer zahlen Parkgebühr
„Wir müssen hierbei natürlich auch immer den Kostenaspekt im Blick behalten“, ist sich Vereinschef Meyer bewusst, dass die Gemeinde dabei finanziell nicht zu sehr belastet werden sollte. So schlägt der Verein vor, nur von den automobilen Badegästen Eintrittsgeld in Form von Parkgebühren zu erheben. Immerhin parkten auf dem Parkplatz an der Harksheider Straße bei heißem Wetter bis zu 200 Fahrzeuge. Eine Schranke, die über eine Smartphone-App oder einen Automaten zu bedienen und zu bezahlen wäre, könnte dann die Zufahrt steuern. „So würden die Besucher, die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Bus kommen, für ihr klimafreundliches Verhalten belohnt werden“, sagt Birte Schultz.
Auch die Errichtung einer Fotovoltaikanlage wäre denkbar, die Solarstrom erzeugen und für eine zusätzliche Einnahmequelle sorgen könnte. Gleiches gelte für eine Windkraftanlage.
Freunde der Costa Kiesa lehnen Campingplatz ab
Die Einrichtung eines Camping- oder Wohnmobilplatzes auf einer bislang landwirtschaftlich genutzten Fläche im Nordwesten des Baggersees lehnen die Freunde der Costa Kiesa grundsätzlich ab. Das würde ihrer Ansicht nach zu noch mehr unnötigen Einzäunungen und Einschränkungen führen, glauben sie. Auch der Bewuchs mit den vielen Bäumen und Büschen, der den See umschließt und viele Schattenplätze bietet, könnte darunter leiden. „Wir haben hier eine einzigartige Idylle, die es unbedingt zu schützen gilt“, ist Birte Schultz überzeugt, die im Sommer wie Winter wöchentlich ihre Runden schwimmt.
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„Wichtig ist nur, dass alle aufeinander Rücksicht nehmen und tolerant sind“, fordert Vereinschef Meyer. Das gelte insbesondere für Hundehalter, deren Vierbeiner hier aus hygienischen Gründen nicht erwünscht seien, und für feierlustige Zeitgenossen, die mit zu lauter Musik oder Grillqualm andere Besucher störten oder ihren Müll nicht wieder mit nach Hause nähmen.