Norderstedt. Hundebesitzer mit Lust auf ein Ehrenamt? Die Malteser in Norderstedt wollen Seniorinnen und Senioren eine tierische Freude bereiten.
Hündin Lotta liebt Menschen. Kein Wunder also, dass sich die sechsjährige Podengo-Mischlingsdame auf das, was jetzt kommt, freut. Mit Frauchen Birgit Riemke wird sie ihre neue Freundin Sigrid Flebbe (84) in der Seniorenresidenz Hospital zum Heiligen Geist in Poppenbüttel besuchen. Lotta und ihr Frauchen sind im Auftrag des Malteser Hilfsdienstes Norderstedt im Kampf gegen die Einsamkeit unterwegs. Sie sind der Besuchsdienst mit Hund.
„Da bist du ja wieder, meine Süße“, begrüßt die Seniorin Sigrid Flebbe ihre Lotta, als diese mit Frauchen ins Zimmer kommt. Sofort schmiegt sich die Hündin an die alte Dame an, die streichelt Lotta übers braune Fell und beginnt zu erzählen. Darüber, dass sie früher als Kind selber einen Hund hatte, einen Mischling, und dass sie später, als sie beim Springer Verlag arbeitete, gern wieder einen gehabt hätte. „Weil ich berufstätig war, ging das nicht. Da hab ich mir eine Katze geholt, die konnte tagsüber allein bleiben.“
Besuchsdienst Norderstedt: Hündin Lotta liebt ihre neue Freundin
Birgit Riemke hört zu, die Frauen reden über Familie, Berufsleben, die gemeinsame Liebe zu Tieren. Genau das ist der Sinn des Besuchsdienstes mit Hund – Menschen, zumeist ältere oder pflegebedürftige, aus ihrer Einsamkeit zu holen, ihnen Gesellschaft zu leisten, eine schöne Zeit mit einem Tier zu bescheren. Das soll sie animieren, wieder zu sprechen.
Das ist besonders wichtig bei Menschen wie Sigrid Flebbe. Sie ist an Demenz erkrankt, kann sich an Vieles nicht mehr erinnern, ist manches Mal überfordert mit Situationen. Im Gespräch mit Birgit Riemke ist davon kaum etwas zu spüren: „Wir haben gleich gemerkt, dass bei uns die Chemie stimmt, beste Voraussetzung, um sich regelmäßig zu treffen“, sagt die gebürtige Westfälin.
Ehrenamt: Umgang mit Menschen bereichert
Nachdem Riemke aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in ihrem Beruf im Einzelhandel arbeiten konnte, suchte sie nach einem Ehrenamt, bei dem sie weiterhin viel mit Menschen zu tun haben würde. „Der Umgang mit Leuten hat mir immer Freude gebracht, das kann ich nun im Ehrenamt ausleben. Die Begegnungen bescheren auch mir eine wunderbare Zeit. Und das gemeinsam mit meinem Hund, perfekt“, sagt die 56-Jährige, die in Norderstedt die Gruppe Besuchsdienst mit Hund leitet.
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Und dass die Besuche von Hunden wie Lotta nachhaltigen Eindruck bei den Seniorinnen und Senioren hinterlassen und diese sogar ihr Gesamtbefinden verbessern, davon kann Monika Ohnesorge-Heims, Leiterin des mobilen Hospizdienstes im Hospital zum Heiligen Geist, berichten.
Tierische Besuch: Senioren-Befinden verbessert sich
„Tiere sind nicht selten ein Türöffner bei Menschen, die sehr zurückgezogen sind. Sie wecken Erinnerungen, sind Spielpartner und leisten mit Frauchen und Herrchen tolle Gesellschaft. Manch einer wünscht sich nichts Sehnlicheres, als noch einmal einen Hund zu streicheln. Wir freuen uns über Besuchshunde, da ein Großteil unserer Bewohner eigene Haustiere hatte und die Tiere ihren Alltag bereichern“, sagt Ohnesorge-Heims.
Nach etwa eineinhalb Stunden schöner Gespräche und vieler Streichel- und Leckerli-Einheiten für Lotta ist für heute erstmal Schluss. Birgit Riemke nimmt ihrer Hündin das rote Malteser-Besuchshund-Tuch ab, das Lotta als Zeichen, dass sie im Einsatz ist, trägt. Die Hündin hat Feierabend und braucht eine Pause. „Denn so schön es ist, für Lotta ist es auch Arbeit“, sagt Birgit Riemke. Sie begleitet Sigrid Flebbe noch in ihr Appartement zurück – nicht, ohne gleich den nächsten Besuch bei der 84-Jährigen zu verabreden.
Besuchsdienst Norderstedt: Wer kann mitmachen?
Welche Voraussetzungen müssen Hund und Mensch mitbringen, um das Ehrenamt auszuüben? Koordiniert wird der Malteser- Besuchsdienst mit Hund, der in Norderstedt vor zwei Jahren startete, von Christina Barg. Die Ausbildungsleiterin weiß, welche Hunde für das Ehrenamt mit Frauchen oder Herrchen geeignet sind: „Rasse und Größe sind nicht ausschlaggebend, vielmehr ist es wichtig, dass der Hund absolut gehorsam ist, ein freundliches Wesen hat und Menschen mag. Außerdem sollte er nicht schreckhaft sein und auf verschiedene Situationen ruhig reagieren“, so Barg.
„Getestet wird dies durch erfahrene externe Hundetrainer, die auch die Teams aus Mensch und Hund für das Ehrenamt über mehrere Monate ausbilden.“ Auch die Besitzer sollten für dieses Ehrenamt Voraussetzungen mitbringen: gern mit Menschen zusammen zu sein, die Bereitschaft, mehrere Besuchsdienste pro Monat zu absolvieren und ein absolutes „Lesen können“ des eigenen Hundes sind ein Muss.
Weitere Informationen über den Besuchsdienst mit Hund, der für die Besuchten kostenfrei ist, gibt es bei Koordinatorin Christina Barg: 0151/ 726 587 42 oder unter christina.barg@malteser.org.