Kreis Segeberg. Mit den Sommerferien beginnt der Ansturm auf Freibäder und Badeseen. Rettungsschwimmer geben Tipps, was nun beachtet werden muss.
Seit Montag sind Sommerferien in Schleswig-Holstein, und damit startet auch die Freibad-Saison richtig durch. Am Strand liegen, Beachvolleyball spielen, Wasserrutschen, vom Sprungturm ins kalte Nass hüpfen und sich mittags mit Pommes stärken: Dafür ist an einem langen Ferientag endlich genug Zeit. Doch leider kommt es dabei immer wieder zu lebensbedrohlichen Vorfällen. Was die Freibäder in der Region tun, um ihren Gästen einen sicheren Aufenthalt zu ermöglichen – und was jeder Einzelne für einen sicheren Aufenthalt am Badesee und im Freibad tun kann.
Sommer im Freibad: DLRG warnt – diese Gefahren lauern
Im Naturbad Beckersberg in Henstedt-Ulzburg verlief die Saison bisher eher ruhig. „Bisher gab es noch keine klassische Ertrinkungssituation, und das bleibt hoffentlich auch so“, wünscht sich Christoph Reichert, Technischer Leiter Einsatz der DLRG Norderstedt. Seinen Beitrag dazu leistet auch der Ortsverein aus der Nachbarstadt, der immer mit zwei bis drei Rettungsschwimmern vor Ort ist. „Im Notfall kann so arbeitsteilig vorgegangen werden, einer geht ins Wasser und der andere bereitet das medizinische Material vor und verständigt die Rettungskräfte“, berichtet Reichert. Meist sind darüber hinaus auch noch ein oder zwei Mitarbeiter des Naturbads da.
Für die Saison sieht sich die DLRG Norderstedt gut gerüstet. „Wir kriegen das gewuppt“, sagt Reichert, fügt aber hinzu: „Genügend Rettungsschwimmer gibt es nie, jeder ist willkommen.“ Trotz der bisher ruhigen Saison bleibt die DLRG aber aufmerksam. „Kleinere Kinder sollte man nicht aus den Augen lassen, sie sind oft sehr abenteuerlustig und wenig berechenbar“ empfiehlt der Rettungsschwimmer. „Erst ab Silber oder Bronze kann man sicher schwimmen, das Seepferdchen reicht nicht.“
Junge Erwachsene überschätzen sich oft
Aber auch ältere Schwimmer können sich selbst leicht in Gefahr bringen. Grund dafür ist oft die klassische Selbstüberschätzung. Insbesondere in der Gruppe zwischen 31 und 40 Jahren ertrinken viele Menschen. Aber auch im Alter zwischen 21 und 30 sind die Schwimmer oft zu wagemutig, überschätzen ihre Fähigkeiten und schwimmen zu weit raus. „Auch Mutproben oder Alkohol sind Risikofaktoren“, ergänzt Reichert.
Neben der Selbstüberschätzung führen auch physiologische Situationen zu Notfällen. „Wenn der heiße Körper ins kühle Wasser kommt, kann es zu Herzkreislaufschäden und sogar bis zum Herzkreislaufversagen kommen“, so der Rettungsschwimmer und empfiehlt, sich vor dem Gang ins Wasser immer abzuduschen. Die Rettungsschwimmer probieren, immer präsent für die Badegäste zu sein und sie auf mögliche Gefahren hinzuweisen. Dabei gehen die Rettungsschwimmer auch immer wieder auf Eltern zu, wenn die Kinder unsicher aussehen.
„Schwimmen üben ist die beste Prävention“
Die DLRG ist auch am Freibad Itzstedt im Einsatz. Hier kümmert sich gleichermaßen die ansässige Ortsgruppe um einen sicheren Aufenthalt für die Badegäste. „Wir haben besonders den Tiefwasserbereich im Blick“, sagt Johannes Schmidt von der DLRG-Ortsgruppe Itzstedt und Leiter des Freibads. Aber auch der Steg und die Sprunganlage genießen besondere Aufmerksamkeit.
Auch Schmidt rät, die Kinder nie aus den Augen zu lassen. Aber am Ende gilt: „Schwimmen üben ist die beste Prävention.“ Mit Seepferdchen-Abzeichen ist man noch kein sicherer Schwimmer. „Kinder mit Seepferdchen müssen beaufsichtigt werden.“ Ansonsten verweist Schmidt auf die allgemeinen Baderegeln und vor allem Sonnenschutz, wie Kopfbedeckung und genügend Flüssigkeitsaufnahme.
Freibad Itzstedt: Bisher ein kleinerer Zwischenfall
Am vergangenen Wochenende war das Schwimmbad erstmals richtig voll. Rund 3000 Leuten genossen bei herrlichem Wetter das Badevergnügen am Itzstedter See. Bisher gab es einen Einsatz im Wasser, als ein Kind mit Asthma im Nichtschwimmerbereich Panik bekam. Auf die Saison schaut der Rettungsschwimmer gelassen. „Je nach Besucherzahl stocken wir auf.“ Drei Rettungsschwimmer sind ohnehin immer vor Ort. Bei Bedarf kommen noch zwei Kräfte dazu, die auf Abruf bereit sind.
Johannes Schmidt nimmt eine höhere Anzahl an unsicheren und Nichtschwimmern wahr. „Die Leute kommen aus Hamburg und Ahrensburg, da es schwierig ist, an Schwimmkurse zu gelangen“ berichtet der Rettungsschwimmer. „Es gibt einen Rückstau durch die Pandemie, die Kinder sind älter, oft schon neun oder zehn.“ Die älteren Kinder sind dann schon gefestigter in ihrem Verhalten. „Kleinere Kinder lernen die neuen Regeln besser“, so Schmidt weiter.
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HolstenTherme: „Eltern müssen ihre Kinder im Blick haben“
Einen Rückstau durch Corona nimmt Stefan Hinkeldey, Geschäftsführer der HolstenTherme in Kaltenkirchen, nicht wahr. „Der Rückstand ist durch viele zusätzliche Schwimmkurse bei uns aufgeholt“, sagt Hinkeldey. Auch für ihn liegt der Schlüssel zu einem sicheren Badevergnügen darin, Kindern das Schwimmen beizubringen. Die HolstenTherme tut das auch durch Integrationsschwimmkurse. „Wir wollen es allen Teilen der Gesellschaft beibringen“, so Hinkeldey.
In der HolstenTherme sei es bisher eine ganz normale Saison ohne Einsätze im Wasser. Aber auch Hinkeldey sagt: „Eltern müssen ihre Kinder im Blick haben.“ Selbst wenn die Fachkräfte für Bäderbetriebe immer wieder auf Hilfsmittel wie Schwimmflügel hinweisen oder dafür sorgen, dass die Besucher auch in den richtigen Bereichen schwimmen.
Costa Kiesa: Unbewachte Badestelle mit Benutzung „auf eigene Gefahr“
Besondere Vorsicht gilt am Wilstedter Badesee, auch „Costa Kiesa“ genannt. Die beliebte Badestelle in der Gemeinde Tangstedt ist nämlich unbewacht. Die Benutzung ist auf eigene Gefahr. Darauf weist auch eine Hinweistafel am Eingang hin, die die wichtigsten Regeln für die Nutzung des Badesees ausweist.
So dürfen Kinder unter 10 Jahren die „Costa Kiesa“ nur in Begleitung genießen, und auch das Befahren des Sees ist nicht gestattet. Sollte es zu einem Notfall kommen, verweist das Hinweisschild auf die Nummern von Feuerwehr und Polizei.