Norderstedt. Unterernährte und kranke Tiere lebten auf Resthof in der Region. Katzenretter aus Norderstedt berichten von entsetzlichen Zuständen.
Die Katzenretter vom Verein Straßentiger Nord in Norderstedt kennen viele krasse Fälle von Katzenelend. Doch das Schicksal von 14 Katzen, die auf einem ehemaligen Bauernhof in der Region unter katastrophalen Verhältnissen litten, sorgte selbst bei den erfahrenen Vereins-Aktivisten für Entsetzen.
„Als wir auf dem Hof ankamen, konnten wir es wirklich zunächst nicht fassen“, sagt Claudia Keck, Vorsitzende des Vereins Straßentiger Nord. „Die 14 Katzen, die meisten davon Jungtiere, waren völlig verdreckt und unterernährt, ihre Augen waren vereitert, sie waren von Parasiten befallen, die Ohren schienen entzündet, ebenso wie die Zähne. Außerdem hörte man ihren röchelnden Atem: Sie hatten durch die Bank Lungenentzündungen.“ Nicht mehr lange, und die Tiere wären qualvoll eingegangen.
Tier-Drama: 14 Katzen hätten nicht mehr lange überlebt
Der Grund für die Verwahrlosung der Tiere war in diesem Fall nicht etwa die Gleichgültigkeit der Halter. Das Ehepaar, das auf dem Hof lebte und sich mehr schlecht als recht um die Tiere kümmerte, war einfach nur überfordert. „Die beiden waren sehr betagt und pflegebedürftig, der Mann starb kurz nachdem wir die Tiere aufgenommen hatten“, sagt Keck.
Die Tiere lebten maßgeblich im Freien und in der Diele des Hauses. Nirgends hatten sie einen Platz, um sich aufzuwärmen. „Entsprechend hatten sie dauernd Katzenschnupfen und rotzten herum. Schließlich hat sich alles entzündet“, sagt Keck. Was sie nicht verstehen kann: Täglich gingen bei dem Ehepaar Pflegepersonal ein und aus, sie hätten auf das Katzenelend entdecken und beenden können. „Doch die sagten uns, dass die Tiere immer ganz gut aussahen. Das machte uns sprachlos.“
Halter-Ehepaar war pflegebedürftig und überfordert
Wie der Verein dann erfuhr, hatte das zuständige Veterinäramt Kenntnis der Situation und – was laut Keck ehe selten passiere – die Kastration aller Katzen auf dem Hof angeordnet, um eine weitere Vermehrung zu unterbinden. „Es handelt sich durchweg um rote Katzen. Sie stammen wohl maßgeblich aus der unkontrollierten Vermehrung eines Elternpaares. Offenbar gab es aber auch Inzucht unter den Tieren“, sagt Keck.
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Seit Monaten beschäftigt das Schicksal der Katzen die Katzenretter in Norderstedt. Im Oktober 2023 hatten sie 13 der 14 Katzen im Norderstedter Tierasyl aufgenommen (eine Katze war nicht einzufangen und kam nicht mehr auf den Hof zurück). „Sie hätten den Winter sonst garantiert nicht überlebt“, sagt Keck. Alle Katzen wurden von einer Tierärztin eingehend untersucht. Und da zeigte sich das Elend in seiner ganzen Ausprägung. Kaum eine Stelle in den Köpfen der Tiere, die sich nicht entzündet hatte.
Straßentiger Nord investierte Tausende Euro
„Wir haben mittlerweile eine fünfstellige Summe in das Aufpäppeln der Tiere investiert“, sagt Claudia Keck. Gespeist wird das Budget des Vereins Straßentiger Nord aus Spenden. „Die Eigentümer, die das Leid aus Überforderung verursacht haben, verfügen über keinen einzigen Cent mehr. Also müssen wir das übernehmen.“
Die acht älteren, scheuen Tiere erholten sich am schnellsten. „Und die konnten wir mittlerweile auf schöne Höfe in der Region vermitteln, wo sie jetzt artgerecht leben und gut versorgt werden“, sagt Keck. Die übrigen fünf Tiere, alle zwischen 8 Monaten und zwei bis drei Jahren alt, hätten schon gut zugenommen, die verklebten Augen seien bei allen ziemlich klar. „Und auch der Katzenschnupfen ist sehr viel besser geworden. Es ist leider nicht ganz auszuschließen, dass Folgeschäden in Nase, Lunge und Ohren zurückbleiben, aber damit werden sie gut klarkommen.“ Potenzielle neue Halter müssen sich aber darauf einstellen, dass bei manchen Tieren der Katzenschnupfen als chronisches Leiden bleiben wird.
Tier-Drama: Fünf Katzen brauchen noch ein Zuhause
Mit der Zahnsanierung gehen die Katzenretter aus Norderstedt nun noch den dicksten Brocken beim Aufpäppeln der Tiere an. „Die Untersuchung und Behandlung des entzündeten Zahnfleischs und der kranken Zähne könnte schnell 500 bis 1000 Euro pro Tier kosten“, sagt Keck. Auch diese Kosten wird der Verein jetzt übernehmen.
Die fünf Katzen suchen nun ein neues Zuhause. „Sie sind total zutraulich und süß und schmusen gerne“, sagt Keck. Der Verein will die Katzen mindestens im Zweierpack abgeben. Es sollte ein ruhiges Zuhause mit Freigang in einer verkehrsruhigen Lage sein. „Wir werden den neuen Haltern noch Medikamente für den Aufbau des Immunsystems mitgeben“, sagt Keck. „Wer Interesse hat, kann mit uns einen Termin für die Besichtigung machen. Dabei könnten wir dann auch besprechen, ob und wann die Tiere umzugsbereit sind.“
Kontakt zu Straßentiger Nord unter 040/33388883 (Spendenkonto bei der Sparkasse Südholstein, IBAN: DE32 2305 1030 0510 0523 84; BIC: NOLADE21SHO); alle Infos und die Möglichkeit, online den Verein mit Spenden zu unterstützen, finden sich unter www.strassentiger-nord.de