Henstedt-Ulzburg. Weitere Ladesäulen in Betrieb genommen. Gemeinde will Infrastruktur deutlich ausbauen. Das sind die Ziele und Schwerpunkte.

Durchschnittlich eine Viertelstunde verbringen Menschen im Supermarkt. Während der Wocheneinkauf erledigt wird, können ab sofort an einem neuen Standort in Henstedt-Ulzburg E-Autos versorgt werden. Denn auf dem Parkplatz des Penny-Marktes Alte Hofstelle, direkt an der Hamburger Straße, gibt es nun zwei neue Säulen mit vier sogenannten Schnell-Ladepunkten. Die Infrastruktur in der Großgemeinde wächst damit. Das neue Angebot soll aber nur der Anfang sein.

Betrieben wird der Standort von EnBW (Energie Baden-Württemberg), genauso wie jener bei Penny an der Gutenbergstraße. Auf dem deutschen Markt ist das Unternehmen die Nummer eins, wie Felix Unger, Manager für die Ladeinfrastruktur, berichtet. „EnBW betreibt mehr als 5000 Schnell-Ladepunkte in Deutschland, damit sind wir Marktführer, dahinter kommt Tesla.“

Henstedt-Ulzburg: Beim Shopping schnell das E-Auto laden

Bis 2030 soll diese Zahl auf 30.000 steigen, Investitionen von 1,4 Milliarden Euro sind geplant. Ein großer Partner ist Rewe – Penny gehört zur selben Konzerngruppe. So seien allein im Gebiet von Penny Nord 45 Märkte in Betrieb genommen worden, weitere werden folgen. „Wir bieten eine Leistung bis zu 400 Kilowatt an“, so Unger, „je nach Fahrzeug können sie in fünf Minuten eine Reichweite von 100 Kilometern laden.“

Zu 100 Prozent wird Ökostrom genutzt. Die Verbindung mit dem Einzelhandel ist bewusst gewählt. Darauf setzt auch Henstedt-Ulzburg, wie Wirtschaftsförderer Sebastian Döll sagt. „Das bedeutet eine Attraktivitätssteigerung des Standortes. Das Einkaufen kann mit dem Laden verbunden werden. Zwar haben einige Haushalte Wallboxen zu Hause, andere aber haben das nicht.“

Felix Unger, Manager für die Ladeinfrastruktur bei EnBW (links), und Henstedt-Ulzburgs Wirtschaftsförderer Sebastian Döll beim Praxistest.
Felix Unger, Manager für die Ladeinfrastruktur bei EnBW (links), und Henstedt-Ulzburgs Wirtschaftsförderer Sebastian Döll beim Praxistest. © Christopher Mey | Christopher Mey

Henstedt-Ulzburg schätzt Bedarf bis 2040 auf 6000 Ladepunkte

Als Klimaschutzmanagerin ist Hannah Grünewald mitverantwortlich für die Strategie des Ortes zur E-Mobilität. Neue Ladesäulen sind fester Bestandteil hiervon, auf Supermarkt-Parkplätzen spricht man von „halböffentlichen“ Punkten, im Unterschied zu Parkplätzen, die von der Gemeinde selbst bewirtschaftet werden.

„Bürgerinnen und Bürger melden sich immer wieder bei uns uns fragen, wo sie ihr E-Fahrzeug laden können“, so Grünewald. „Als Gemeinde sehen wir definitiv einen Bedarf an weiteren öffentlichen Ladesäulen. Im Rahmen unseres gemeindlichen Klimaschutzkonzepts wurde der Bedarf grob abgeschätzt.“ Für den Zeitraum bis 2040 ergibt das eine erstaunliche Prognose von 6000 Ladepunkten, wobei darunter auch private Installationen fallen würden. Und auch die Energie- und Mobilitätswende müsste mit hohem Tempo voranschreiten.

E-Auto auftanken bei Penny: Die vier neuen Ladepunkte auf dem Supermarkt-Parkplatz wurden eingeweiht von Hannah Grünewald (Klimaschutzmanagerin Henstedt-Ulzburg), Henstedt-Ulzburgs Wirtschaftsförderer Sebastian Döll, Matthias Steinheuer (Penny Markt GmbH), EnBW-Manager Felix Unger und EnBW-Werkstudent Dennis Braun.
E-Auto auftanken bei Penny: Die vier neuen Ladepunkte auf dem Supermarkt-Parkplatz wurden eingeweiht von Hannah Grünewald (Klimaschutzmanagerin Henstedt-Ulzburg), Henstedt-Ulzburgs Wirtschaftsförderer Sebastian Döll, Matthias Steinheuer (Penny Markt GmbH), EnBW-Manager Felix Unger und EnBW-Werkstudent Dennis Braun. © Christopher Mey | Christopher Mey

Elektro-Autos und Mehrfamilienhäuser: Oft wird der Parkraum knapp

Grünewald: „Wir wollen ein Konzept aufstellen, um gezielt auszubauen.“ Ein Kernthema ist der Geschosswohnungsbau, sowohl was die Ausstattung von Neubauvorhaben mit Lademöglichkeiten, als auch die Nachrüstung bestehender Objekte betrifft. Das sei herausfordernd, da in Wohnquartieren mit Mehrfamilienhäusern der Parkraum besonders knapp sei. Daher würden Standorte wie nun bei Penny an der Alten Hofstelle sehr helfen.

Weitere Ladepunkte von anderen Anbietern gibt es in Henstedt-Ulzburg beim Aral-Rasthof (Rudolf-Diesel-Straße 2), bei Mc Donald‘s (Gutenbergstraße 5), beim Autohaus Achtstätter (Kirchweg 60), beim Tischtennis-Händler Contra (Heidekoppel 26) und bei der Hesebeck Home Company, ebenfalls in der Gutenbergstraße.

Mehr aus der Region

Auch im Kreis tut sich viel. So sehr, dass es nicht einmal mehr verlässliche Zahlen darüber gibt, wie viele öffentliche Ladestationen es überhaupt gibt. „Es ist einfach zu viel Bewegung im Markt“, so Sprecherin Sabrina Müller. Die Bundesnetzagentur listet ihrerseits mit Stand 21. März 2024 169 Standorte auf, auch das dürfte überholt sein. Wallboxen auf privaten Grundstücken sind ein Sonderfall, da erfahrungsgemäß längst nicht alle angemeldet werden.

Ladeinfrastruktur im Kreis: Fördertopf war nach wenigen Wochen ausgeschöpft

Das Interesse hieran ist unverändert riesig. Seit 2015 hat der Kreis eine eigene Förderung für E-Ladesäulen sowie Wallboxen, jährlich liegen 300.000 Euro im Topf, für Wallboxen gibt es bis zu 1000 Euro, für öffentlich zugängliche Normal-Ladesäulen bis zu 7500 Euro, für Schnell-Ladesäulen maximal 25.000 Euro. In diesem Jahr waren Anmeldungen ab dem 1. April möglich, und das Budget war Mitte Mai komplett ausgeschöpft. Mehr als 200 Anträge konnten angenommen werden.

Bei den Fahrzeugen wurden in den vergangenen Monaten zwei Marken durchbrochen. Erstmals gibt es über 6000 zugelassene E-Fahrzeuge im Kreis (insgesamt 6040), und auch die Zahl der Hybrid-Fahrzeuge steigt, sie liegt zum ersten Mal bei mehr als 11.000 (insgesamt: 11.124). In Norderstedt, der mit Abstand größten Stadt, sind nach aktuellem Stand 1836 E-Fahrzeuge sowie 4272 Hybride zugelassen.