Norderstedt/Hamburg. Er ist selbst Betroffener aus Garstedt: Was Reimer Rathje (WiN) in der Fluglärmschutzkommission des Flughafens Hamburg ausrichten will.

Reimer Rathje sagt von sich, dass er gerne mehr als ein Wörtchen mitredet. Und als vom Fluglärm des Hamburger Flughafens in Norderstedt-Garstedt direkt betroffener Anwohner hat er dazu allen Anlass. Der Wirt der „Schlachteplatte“ in Hamburg-Hummelsbüttel politisierte sich über den Krach am Himmel über seinem Haus, gründete zusammen mit Leidensgenossinnen und -genossen 2013 die Wählervereinigung Wir in Norderstedt (WiN) und ist seither eine feste politische Größe in der Stadtvertretung Norderstedt und so etwas wie der erste und lauteste Kämpfer gegen den Fluglärm.

Und in diesem Unterfangen ist er jetzt gerade dabei, einen großen Schritt weiterzukommen. Denn die Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder und die Stadtverwaltung möchten Reimer Rathje als Sprecher und Vertreter der Stadt Norderstedt in die Fluglärmschutzkommission schicken. Vorbehaltlich der Zustimmung durch den Hauptausschuss der Stadtvertretung am Montagabend (der als wahrscheinlich gilt), wird Rathje diesen Auftrag dann ab dem 1. Januar 2025 erfüllen.

Fluglärm-Kritiker sitzt in der Fluglärmschutzkommission

Was ist die Fluglärmschutzkommission? Sie muss nach dem Luftverkehrsgesetz an jedem deutschen Verkehrsflughafen gebildet werden. In Hamburg wird sie von der Fluglärmschutzbeauftragten der Hamburger Umweltbehörde geschäftsmäßig geführt. Im Gremium sitzen Vertreterinnen und Vertreter der vom Lärm betroffenen Städte und Gemeinden, der Bundesvereinigung gegen Fluglärm, der Airlines, des Flughafens und der Flugkontrolle sowie der Landesregierung zusammen, mindestens viermal im Jahr.

Die Kommission hat die Aufgabe, die Genehmigungsbehörde – in Hamburg die Behörde für Wirtschaft und Innovation – sowie die Deutsche Flugsicherung (DFS) bei „Maßnahmen zum Schutz gegen Fluglärm und gegen Luftverunreinigungen durch Luftfahrzeuge“ zu beraten. Nicht mehr und nicht weniger.

Fluglärm: Zuletzt saß die Oberbürgermeisterin im Gremium

In Norderstedt saß in dieser Kommission zuletzt die Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder, und das sogar als Vorsitzende des Gremiums. Sie hatte es zur Chefinnen-Sache gemacht, Front gegen die Starts und Landungen in Hamburg nach 23 Uhr zu machen und auf die striktere Einhaltung der Nachtruhe zu drängen. Der Erfolg blieb ihr verwehrt. Auch ihr Vorgänger, Hans-Joachim Grote, saß in der Kommission, hatte aber durchblicken lassen, gedanklich mit der Möglichkeit abgeschlossen zu haben, hier wirklich substantielle Veränderungen am Status Quo der Flugverteilungen zu erwirken.

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Ständiger Vertreter beider Verwaltungsspitzen war in all den Jahren Hauke Borchardt, Leiter des Hauptamtes im Rathaus und immer dann zur Stelle, wenn Roeder oder Grote keine Zeit hatten für das Gremium. Er soll nun auch Reimer Rathje vertreten und ihn bei der Ausübung des ehrenamtlichen Mandates unterstützen.

Fluglärm: „Politik in Hamburg wachrütteln!“

Reimer Rathje hat sich in der Kommission vorgenommen, „die Politik in Hamburg wachzurütteln“. Weil er einer der wenigen unmittelbar Betroffenen im Gremium sein wird, der jeden Tag und jede Nacht Flugzeuge über dem Haus hat, weiß er wie kein anderer, wovon er redet und wofür er kämpft. „Für mich ist es ein Puzzle-Teil in unserem Kampf gegen Fluglärm, nun als Norderstedter Vertreter in der Fluglärmschutzkommission zu wirken“, sagt Rathje. „Ziele erreicht haben wir noch nicht. Also ist das kein Grund zum Feiern.“

Was Reimer Rathje erreichen will, das hat schon 2013 im Abendblatt formuliert: „Für uns ist die Forderung klar: Wir möchten gleichberechtigt werden. 25 Prozent der Landungen, 25 Prozent der Starts. Nicht jeden Sonntagmorgen um sechs vom Lärm genervt sein und aufwachen. Es gibt vier Sonntage im Monat und vier Richtungen am Flughafen, ein Sonntag im Monat Lärm, das wäre fair. Dass wir das nicht gleich erreichen werden, ist sonnenklar. Aber von den 60 Prozent der Starts über Norderstedt muss man runterkommen.“