Norderstedt. Oberbürgermeisterin von Norderstedt hat sich fortgebildet und darf nun Menschen beim wohl schönsten Tag des Lebens begleiten.

Sie müsste es nicht machen, möchte es aber unbedingt: Katrin Schmieder, seit Januar Oberbürgermeisterin von Norderstedt, hat sich kürzlich fortgebildet, um eine ganz besondere Tätigkeit zusätzlich ausüben zu können. Es geht um den wohl schönsten Tag, den Menschen neben der Geburt der eigenen Kinder in ihrem Leben haben können. Denn ab sofort darf Schmieder im Standesamt Eheschließungen vornehmen. Sie ist also im Sondereinsatz für die Liebe.

„Ich hatte gesagt, dass ich dazu Lust hätte. Denn es ist noch einmal eine schöne Aufgabe in unserer Stadt, um jemanden zu trauen, aber auch, um die Kolleginnen und Kollegen sinnstiftend zu unterstützen an nachfragestarken Tagen oder wenn die Besetzung einmal dünn ist. Das rundet das Aufgabenbild einer Oberbürgermeisterin ab“, so die 56-Jährige.

Freiwilliger Job: Norderstedts Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder im Einsatz für die Liebe

Schon ihre Vorgänger Hans-Joachim Grote und Elke Christina Roeder machten, sofern es zeitlich drin war, diesen angenehmen Zusatzjob. Nötig hierfür ist eine besondere Qualifikation. Prüferin war ausgerechnet Susanne Krüger, die in Norderstedt das Standesamt leitet. Der Workshop fand in Bad Segeberg statt, unter anderem nahmen auch Schmieders Kollegen Stefan Bohlen (Kaltenkirchen), Toni Köppen (Bad Segeberg), Fabian Geyer (Flensburg) und Sebastian Rieke (Grömitz) teil.

„Frau Schmieder hat extra eine Ausbildung gemacht und mit einer Prüfung bestanden. Für die Bürgermeister ist es ein zweitägiges Seminar, hauptamtliche Standesbeamte müssen 14 Tage geprüft werden in unterschiedlichen Rechtsgebieten. Bis 1975 war man automatisch Standesbeamter, wenn man Bürgermeister war. Dann aber wurde wegen der Aufgabenvielfalt gesagt, dass es wenn dann nur freiwillig sein soll.“

Fortbildung: Gesetze lernen und Rollenspiele

Zunächst müssen die Teilnehmenden die Gesetze lernen, unter anderem wird es komplizierter, wenn ausländische Mitbürger beteiligt sind. Krüger nennt ein Beispiel: „In Spanien und Portugal haben sie automatisch die Nachnamen von Mutter und Vater.“ Wenn es also eine portugiesisch-deutsche Hochzeit gibt, ist der neue Nachname entsprechend lang.

Die Fortbildung ist keine Kleinigkeit, schließlich sei eine Trauung „nicht nur ein Verwaltungsakt, sondern ein besonderes Bekenntnis füreinander“, so die Oberbürgermeisterin. „Mir war nicht bewusst, wie viele Paragrafen wir noch einmal lernen mussten, und welche Schritte im Rahmen dieses Trauungsprozesses zu tun sind, damit man keine formalen Fehler macht. Und dann haben wir tatsächlich Rollenspiele gemacht, uns gegenseitig getraut – mit Feedback.“

Hochzeiten sind ein „Ganzjahresgeschäft“

Denn: Egal wie feierlich die Zeremonie ist, es bestehen dennoch klare Vorgaben, die befolgt werden müssen. Doch bei jedem Hochzeitspaar, bei den Angehörigen, Trauzeugen, manchmal den Kindern, immer gibt es individuelle Wünsche oder spontane Dinge, die berücksichtigt werden müssen. Ringe hingegen sind übrigens nur „Beiwerk“, geheiratet werden kann auch ohne. „Einige haben Halsketten, andere Armbänder, oder man hat ein gemeinsames Tattoo. Die Zeiten ändern sich“, sagt Susanne Krüger.

Mittelfristig hofft die Stadt, auch im Strandhaus wieder Trauungen möglich machen zu können.
Mittelfristig hofft die Stadt, auch im Strandhaus wieder Trauungen möglich machen zu können. © Strandhaus | Strandhaus

Geheiratet wird eigentlich immer, von einer „Saison“ ist gar nicht mehr unbedingt die Rede. „Es ist ein Ganzjahresgeschäft. Sehr begehrt sind Eheschließungen an Samstagen, die wir hier in Norderstedt ja haben.“ So sind für den 24. August, also einen Sonnabend, gleich acht Paare angemeldet. Und auch für 2025 liegen bereits erste Anfragen vor.

Norderstedt: 400 bis 500 standesamtliche Trauungen pro Jahr

400 bis 500 standesamtliche Trauungen sind es pro Jahr in der Stadt. Neben künftig Katrin Schmieder gibt es fünf weitere Standesbeamtinnen und Standesbeamten, Susanne Krüger vermählt Paare schon seit 1993. „Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen.“

Wobei sich keinesfalls nur hiesige Bürgerinnen und Bürger im Rathaus das Ja-Wort geben. „Die Anmeldung für Eheschließungen erfolgt am Wohnort“, betont Krüger zwar. Also: Wer in Norderstedt heiraten möchte, aber etwa in Hamburg oder Henstedt-Ulzburg lebt, muss die Formalitäten bei den jeweiligen Behörden erledigen und dann an der Rathausallee vorlegen. „Man kann sich seinen Eheschließungsort aber in ganz Deutschland aussuchen. Wir haben viele Anfragen aus Hamburg.“ Einmal, weil es einfacher sei, Termine zu bekommen, aber auch, weil einige Trauzimmer in der Hansestadt eher „den Charme der 70er-Jahre“ hätten.

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Standesamtliche Trauungen sind nicht überall möglich. Im Gegenteil, im eigenen Garten wäre nur eine freie Trauung gestattet, diese ist dann aber nicht rechtlich gültig. In der Stadt gibt es allerdings noch sogenannte „Außen-Traustellen“. Eine ist im Feuerwehrmuseum – sehr beliebt –, die andere im Kulturwerk, wo die Nachfrage aber „gegen Null“ sei. Früher, bis zur Schließung und gestoppt durch den jahrelangen Rechtsstreit, war auch das Strandhaus im Stadtpark eine sehr angesagt, wenn auch teure, Location. Mittelfristig könnte es auch hier wieder Trauungen geben, das ist aber Zukunftsmusik.

Katrin Schmieder: Das erste Ehepaar wird sie an einem Freitag, den 13., trauen

Der Hauptausschuss hat Katrin Schmieder am Montagabend offiziell zur „Eheschließungsstandesbeamtin“ bestellt. „Ich bekomme noch eine Bestellungsurkunde, und dann könnte ich loslegen. Und tatsächlich habe ich schon zwei Termine zugesagt. Eines war eine persönliche Anfrage von jemandem, der es auf Social Media gesehen hatte, als ich gepostet habe, dass ich im Sommer meine Weiterbildung mache.“

Das männliche Paar überlegte sich einen Termin, entschied sich für Freitag, den 13. September. Und so wird dieser Tag aller Voraussicht nach die Feuertaufe von Katrin Schmieder sein. „Ich freue mich darauf. Wahrscheinlich werde ich aufgeregter sein als das Paar. Einen weiteren Termin habe ich am 2. Oktober. Auch hier kenne ich das Brautpaar, das war aber Zufall. Aber ich werde natürlich nicht alle Personen schaffen, die ich kenne“, scherzt sie.