Norderstedt. Die Elf von Trainer Max Krause gewinnt 3:1 beim Tabellenletzten FC Kilia Kiel. Warum der Coach trotzdem nicht zufrieden ist.
In der 87. Minute des Auswärtsspiels beim Tabellenletzten FC Kilia Kiel rutschte Max Krause, dem Trainer der Regionalliga-Fußballer von Eintracht Norderstedt, das Herz ganz tief in die Hose. 120 Sekunden zuvor war sein Team im Kilia-Stadion durch Nick Gutmann, der in der ersten Halbzeit auch den ersten Gästetreffer erzielt hatte, mit 2:1 in Führung gegangen – die angestrebten drei Punkte waren gedanklich fast schon eingesackt.
Dann aber schwebte ein Freistoß der Kieler, die seit der Gelb-Roten Karte für Tom Warncke (67.) in Unterzahl kickten, in den Norderstedter Strafraum, wo Florian Foit völlig blank stand und Keeper Arne Exner per Kopf überwand.
Eintracht Norderstedt: Erfolg in Kiel hängt am seidenen Faden
Riesenglück für die Eintracht: Schiedsrichter Luca Sambill vom VfB Lübeck versagte dem Treffer wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung die Anerkennung. Eine Millimeter-Entscheidung. Aber auch eine Szene, die die Verunsicherung von Eintracht Norderstedt deutlich machte; richtig frei schienen die Köpfe der Spieler nach den beiden Niederlagen beim TuS Blau-Weiß Lohne (1:2) und gegen den 1. FC Phönix Lübeck (0:2) während der Begegnung in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt jedenfalls nicht zu sein.
„Ich habe mich über diese Szene sehr geärgert. Um ein Haar hätten wir nach einem Standard mit einem Mann mehr auf dem Platz das weggeschenkt, was wir uns zuvor hart erarbeitet hatten“, kritisierte Coach Krause, „in solchen Situationen müssen wir einfach gieriger sein und konsequenter verteidigen. Um es auf den Punkt zu bringen: Wir bekommen zu viele Gegentore. Und wie wir sie kriegen, ist zu einfach.“
Nick Gutmann trifft im Kilia-Stadion doppelt
Überhaupt war es nicht immer schön anzuschauen, was seine Mannschaft vor der mageren Kulisse von 230 Zuschauern auf dem Kunstrasen am Hasseldieksdammer Weg präsentierte. Dass in der ausgeglichenen Partie der Letzte der Regionalliga Nord auf den Tabellensiebten traf, wurde nur selten deutlich.
Eine der wenigen Ausnahmen: Das Führungstor der Eintracht, als Kevin von Anhalt an der Seitenlinie den Ball eroberte, diesen auf Jonas Behounek passte. Der Mittelfeldakteur bediente mit einem Traumpass Nick Gutmann, der Kilia-Keeper Nikolas Wulf in der 19. Minute das Nachsehen gab.
Der Unparteiische aus Lübeck bringt Farbe ins Spiel
Wer nun allerdings erwartet hatte, dass die Norderstedter ihre individuelle Klasse nachhaltig demonstrieren und das Match dominieren würden, sah sich getäuscht. Im Gegenteil: Die Kieler glichen durch Matti Seidel nach einem schicken Spielzug aus (31.). Und hätten durch Christopher Kramer (49./59.) sogar in Führung gehen können.
In der zweiten Halbzeit verflachte die Begegnung. Zwar brachte der Unparteiische ein wenig Farbe ins Spiel, indem er nicht nur Tom Warncke, sondern auch dem mosernden Kilia-Coach Nicola Sorrano die Ampelkarte zeigte. Hochkarätige Möglichkeiten blieben jedoch auf beiden Seiten Mangelware.
Ayoub Akhber gelingt sein erstes Tor in der Regionalliga Nord
Unter anderem deshalb, weil der Eintracht im letzten Drittel des Platzes die nötige Präzision, die Übersicht und auch der letzte Punch fehlten. Krause: „Dass wir das schnelle Umschaltspiel gut beherrschen, haben wir teilweise gezeigt, teilweise aber auch nicht.“
Erfreulich war immerhin, dass dem für Nils Brüning eingewechselten Ayoub Akhber in der Extra-Time sein erster Regionalliga-Treffer gelang. Doch auch wenn es an der Gesamtperformance einiges zu bemängeln gab – mit dem Ergebnis war der 33 Jahre alte Übungsleiter, der Routinier Philipp Koch aufgrund dessen guter Trainingsleistungen für den zuletzt nicht immer überzeugenden Marc Bölter in die Startformation beordert hatte, zufrieden.
Eintracht Norderstedt: „Wir haben nicht schön gespielt, aber gewonnen“
Max Krause: „Wir haben nicht schön gespielt, aber gewonnen. Nur das zählt. Und darüber bin ich glücklich. In drei Wochen redet doch niemand mehr darüber, wie wir gegen Kilia Kiel drei Punkte geholt haben.“
Wenn in der nächsten Partie drei weitere Zähler hinzukommen sollen, muss sich sein Team allerdings steigern. Denn am Sonntag, 5. November, kommt der frühere Drittligist TSV Havelse, dessen Formkurve deutlich nach oben zeigt, ins Edmund-Plambeck-Stadion an der Ochsenzoller Straße. Anstoß ist um 14 Uhr.
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FC Kilia Kiel – Eintracht Norderstedt 1:3 (1:1). – Schiedsrichter: Luca Sambill (VfB Lübeck). – Zuschauer: 230. – Tore: 0:1 Nick Gutmann (19.), 1:1 Matti Seidel (31.), 1:2 Nick Gutmann (85.), 1:3 Ayoub Akhber (90.+5). – Eintracht: Exner – Choi, Frahm, Kling, Kummerfeld – Koch – Gutmann (90.+3 Selutin), Zehir, Behounek, Brüning (79. Akhber) – von Anhalt (82. Awuku).