Drochtersen. Den Norderstedtern gelingt die Wiedergutmachung in eindrucksvoller Manier ausgerechnet dort, wo es noch nie einen Sieg gegeben hatte.
Eintracht Norderstedt hat Nehmerqualitäten bewiesen und das schmerzvolle Aus im Lotto-Pokal beim Oberligisten USC Paloma (1:3) mit einem historischen Sieg gekontert. Bei der SV Drochtersen/Assel siegten die Garstedter Fußballer mit 3:1 (3:1). Es war der erste Erfolg im Kehdinger Stadion im siebten Anlauf in der Regionalliga Nord. „Endlich haben wir hier mal drei Punkte geholt. Das Lotto-Pokal-Aus bei Paloma hing uns in den Kleidern, aber wir haben eine gute Antwort gegeben und verdient gewonnen, weil wir fußballerisch eine gute Leistung gezeigt und uns kämpferisch in jeden Ball geworfen haben“, sagte Eintrachts Trainer Olufemi Smith.
Der Erfolg hatte in diesem Falle mehrere Väter. Um bei den Toren zu beginnen, war da zum einen Nick Gutmann. Nach einem Ballverlust von Drochtersens Matti Steinmann (acht Bundesligaspiele für den Hamburger SV) überwand er den desorientierten Keeper der Gastgeber Patrick Siefkes zur Führung (18.), legte später nach schnellem Umschaltspiel das 3:0 nach (39.).
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Zwei Minuten vor Gutmanns Doppelpack wiederum hatte sich ein dort eigentlich untypischer Spieler in die Torschützenliste eingetragen, dem sein Treffer ganz besonders zu gönnen war. Innenverteidiger Kevin Kling, bei Paloma noch Verursacher des 1:2, fasste sich ein Herz und dribbelte mit dem Ball tief in die gegnerische Hälfte, legte die Kugel links raus zu Nick Selutin und spurtete in den Strafraum. Selutin passte flach zurück und Kling vollstreckte in Goalgetter-Manier in die lange Ecke zum zwischenzeitlichen 2:0 für die Eintracht (37.).
Der Dritte im Bunde bei Eintrachts herausragenden Akteuren stand im Tor. Lars Huxsohl war nur beim 1:3 der Drochtersener durch Maximilian Geißen aus dem Gewühl nach einer Hereingabe von rechts chancenlos (43.). Während der restlichen Spielzeit packte Huxsohl sehr starke Paraden aus. In der ersten Hälfte wehrte er einen gefährlichen Fernschuss von Nico von der Reith (13.) ab und zauberte einen Kopfball aus wenigen Metern von Alexander Neumann per Riesenreflex von der Linie (33.). In Hälfte zwei köpfte Felix Schmiederer aus ebenso kurzer Distanz eigentlich unhaltbar rechts unten zum 2:3 ein – doch wieder tauchte Huxsohl ab und fischte die Kugel mit einer Pranke von der Linie (65.).
„Nick Gutmann ist heute unser Mann des Spiels“
Auch bei allen weiteren kleineren bis mittelschweren Prüfungen präsentierte sich Huxsohl absolut souverän und war ein entscheidender Faktor dafür, dass Drochtersen nicht mehr ins Spiel zurückfinden konnte. „Nick Gutmann ist heute sicherlich unser Mann des Spiels. Zwei Tore, extrem fleißig, viele gute Aktionen, er war richtig stark. Für Kevin Kling freut es mich sehr, dass er eine solche Reaktion mit einer sehr guten Leistung und seinem Tor als i-Tüpfelchen gezeigt hat. Lars Huxsohl ist und bleibt einer der anerkannt besten Torhüter der Regionalliga Nord, aber manchmal überraschen seine Paraden selbst mich immer wieder noch“, sagte Olufemi Smith.
„Aber“, fügte er an, „ich könnte jetzt über jeden Spieler ähnliche Worte sagen. Alle haben sich ein großes Lob verdient.“ Zumal der geschichtsträchtige Sieg in einer großen Drucksituation entstand. Eintrachts Präsident Reenald Koch hatte nach dem Paloma-Desaster öffentlich geschwiegen. Beobachter rätselten, was das zu bedeuten hätte. Die Mannschaft jedenfalls musste auf jeden Fall sofort liefern, um einer Negativspirale vorzubeugen.
Smith selbst erklärte nach dem Erfolg in Drochtersen, kurz nach dem Paloma-Spiel Kontakt mit Koch gehabt zu haben. „Es war ein sachliches und sehr konstruktives Gespräch mit dem Präsidenten über Dinge, die man beeinflussen und die man leider nicht beeinflussen kann. Wir haben uns darauf geeinigt, nun gemeinsam den Blick nach vorne zu richten“, so Smith.
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Regionalliga Nord: Eintracht Norderstedt ist gleichauf mit dem Hamburger Rivalen Teutonia 05
Vorne wiederum ist ein gutes Stichwort. Mit der Maximalausbeute von neun Punkten aus drei Partien und 10:1 Toren ist Eintracht Norderstedt gemeinsam mit dem punkt- und torgleichen Hamburger Rivalen FC Teutonia 05 Tabellenzweiter. Smith war diesbezüglich zu Scherzen aufgelegt. „Wir ärgern uns ganz doll, nicht ein Tor weniger kassiert oder eines mehr geschossen zu haben“, so Smith mit einem Augenzwinkern. Und ernsthaft: „Wir nehmen diese schöne Momentaufnahme jetzt einfach mal glücklich und gerne mit.“
Nur Phönix Lübeck ist dank einer besseren Tordifferenz noch vor dem Duo, hat aber auch bereits viermal gespielt. Und so darf sich Eintracht Norderstedt nun auf ein wahres Spitzenspiel freuen: Am nächsten Sonntag, 27. August, kommt Holstein Kiel II an die Ochsenzoller Straße – der Nachwuchs des Zweitligisten ist ebenso mit drei Siegen gestartet.
Eintracht Norderstedt: Huxsohl – Marxen, Kling, Frahm, Kummerfeld – Koch (66. Bölter) – Zehir, Behounek (61. Brendel) – Gutmann (89. Akhber), Selutin (71. Awuku) – von Anhalt (90.+1 Osman). Tore: 0:1 Nick Gutmann (18.), 0:2 Kevin Kling (37.), 0:3 Nick Gutmann (39.), 1:3 Maximilian Geißen (43.). Zuschauer: 498.