Norderstedt. Fußball-Regionalligist hat sein Luxusproblem gelöst. Wer gegen den SC Spelle-Venhaus im Kasten von Eintracht Norderstedt steht.

Vor dem Heimauftakt der Fußballer von Eintracht Norderstedt in der Regionalliga Nord gegen Aufsteiger SC Spelle-Venhaus (Sonntag 14 Uhr, Edmund-Plambeck-Stadion) lohnt sich ein Rückblick. Auf Trainer Olufemi Smith (45), wie er die Fäuste ballt und in Richtung des eigenen Strafraums jubelt. Smiths Freude galt nicht etwa einem durch den Abpfiff feststehenden knappen Sieg. Nein, Smith zollte seinem Torhüter Lars Huxsohl (27) beim ersten Ligaspiel die verdiente Anerkennung.

Beim Spielstand von 4:0 für die Eintracht hatte Huxsohl mit seinen bekannt sensationellen Fähigkeiten in Eins-gegen-eins-Situationen die einzige Torchance des Hamburger SV II durch Tom Sanne vereitelt. Huxsohl verkürzte geschickt den Winkel, machte sich groß, parierte den Schuss.

Eintracht Norderstedt: Keeper konnten sich bislang kaum auszeichnen

Kaum zu glauben, aber wahr: In den bisherigen drei Pflichtspielen der Eintracht im Pokal (10:1 beim Glashütter SV, 2:0 beim SC Victoria) und in der Regionalliga Nord (5:0 beim HSV II) war dies die einzige gegnerische Gelegenheit, bei der sich einer der beiden Eintracht-Keeper auszeichnen konnte.

In der Regionalliga Nord spielte Huxsohl, im Pokal der für Stefan Rakocevic (24, aktuell vereinslos) vom niedersächsischen Oberligisten Heeslinger SC verpflichtete Arne Exner (27). Somit steht diese eine Szene auch symbolisch für die Lage im Kasten an der Ochsenzoller Straße.

Lars Huxsohl hat im Zweikampf mit Arne Exner knapp die Nase vorn

Huxsohl hat knapp die Nase vorn. Das Trainerteam kürte ihn kurz vor dem Regionalligaauftakt zur Nummer eins. Arne Exner muss sich vorerst mit Einsätzen im Pokal begnügen. Dritter Keeper im Kader ist Talent Dave Ceesay aus der eigenen zweiten Mannschaft.

„Wir haben zwei Torhüter, die in die Top sechs der Regionalliga Nord gehören. Beide haben eine sehr gute Vorbereitung gespielt. Die Auswahl auf dieser Position war für uns Trainer purer Luxus“, beschreibt Coach Smith die schwierige Entscheidung über die Vergabe des Postens zwischen den Pfosten. „Letztlich hat Lars aber seinen Platz verteidigt. In der vergangenen Saison spielte er elf Mal zu null. Das sprach für ihn und hat ihm einen kleinen Bonus gegeben.“

Beide Schlussleute betonen ihr gutes Verhältnis

Allerdings, so Smith, dürfe Huxsohl sich keinesfalls zurücklehnen. „Arne hat die Entscheidung sehr professionell aufgenommen. Im Training gibt er weiter Gas. Würde Lars in seiner Leistung nachlassen, hätte ich keine Probleme damit, Arne spielen zu lassen.“

Beide Keeper betonen das gute Verhältnis im Torhüterteam. „Wir verstehen uns gut miteinander. Es herrscht keine angespannte Stimmung“, sagt Exner. Und Huxsohl? „Ich war noch nie ein Fan davon, mich mit einem anderen Torhüter zu streiten. Klar, Konkurrenz belebt das Geschäft. Aber ich schaue auf mich und auf meine Leistung.“ Beide Keeper äußern sich zudem lobend und voller Respekt über die Fähigkeiten des jeweils anderen. Das erinnert an das harmonische Verhältnis, das Stefan Rakocevic und Lars Huxsohl verband. Beide wurden sogar Freunde.

Die größten Stärken der Eintracht-Schlussleute liegen auf der Linie

Betrachtet man die Fähigkeiten der aktuellen Eintracht-Schlussleute, so liegen ihre größten Stärken jeweils auf der Linie. Huxsohl hat sich in der Strafraumbeherrschung in den letzten Jahren stark verbessert. Sein Eins-gegen-eins und seine Reflexe sind, wie erwähnt, absolut top. Exner jedoch steht ihm kaum nach. Und er ist, das sieht auch Coach Smith so, der technisch beschlagenere Keeper, mit dem Ball am Fuß sicherer als sein Mannschaftskollege – eine im Zeitalter des mitspielenden Torwarts durchaus wichtige Qualifikation.

Eine Rotation im Kasten, wie sie beispielsweise Trainer Dario Fossi beim Drittligisten VfB Oldenburg in der vergangenen Saison praktizierte, kam für Smith übrigens nie infrage. „Die Torhüterposition ist aus meiner Sicht für einen ständigen Wechsel zu speziell. Jeder Fehler wird hier gleich zählbar bestraft. Die Abstimmung mit den Vorderleuten muss passen. Ich bin deshalb für eine klare Nummer eins, Torhüter brauchen eine besondere Sicherheit.“

Lars Huxsohl verfügt über Qualitäten als Elfmeterkiller

Gegen den SC Spelle-Venhaus, für Smith „ein Gegner mit fußballerischer Qualität und einer gewissen Euphorie“, soll nun also Lars Huxsohl wie schon beim Hamburger SV II den Kasten sauber halten. Selbst Strafstöße sind da keine sichere Bank für den Gegner. Huxsohl parierte in der vergangenen Spielzeit gleich zwei Elfmeter.

Bei einem Rückstand kurz vor dem Abpfiff würde es sich hingegen kaum lohnen, wenn Huxsohl bei einer eigenen Ecke mit in den gegnerischen Strafraum stürmt – ein Torwart-Tor gelang ihm in seiner Karriere noch nie. Das sieht bei Exner anders aus. In der Endrunde der Oberliga Niedersachsen erzielte er in der Saison 2021/22 innerhalb von vier Tagen zwei Treffer für den Heeslinger SC.

Eintracht Norderstedt: Arne Exner hat schon als Torschütze geglänzt

Im 10. April 2022, im Auswärtsspiel bei der TFT Braunschweig (1:1), flog sein Abschlag zur Führung direkt ins Netz. In der darauffolgenden Heimpartie traf Exner, in der Jugend bis zur U 17 als rechter Verteidiger aktiv, per Seitfallzieher in der 96. Minute zum 1:1-Endstand gegen Egestorf ins Tor.

„Ich konnte das damals kaum glauben, habe ordentlich Schlagzeilen bekommen“, erinnert er sich schmunzelnd. Das heißt: Selbst wenn Exner die Nummer zwei bleibt, hätte Olufemi Smith noch einen überraschenden Sturmjoker mit Torwarthandschuhen auf der Bank...