Berlin/Norderstedt. Annabell Behrmann und Christian Schlaikier gewinnen gegen Hamburger Team. Warum die Sieger nur wenig Zeit zum Feiern hatten.
Gold für Norderstedt bei den Special Olympics World Games in Berlin – Gold für die Norderstedter Abendblatt-Redakteurin Annabell Behrmann! Was war das für ein emotionales Finale! Bei den Special Olympics World Games in Berlin ist es am frühen Donnerstagabend zu einem deutsch-deutschen Endspiel gekommen. Ausgerechnet die Unified-Teams aus Norderstedt und Hamburg standen sich im Wettbewerb um Gold und Silber gegenüber. Sie hatten sich in den letzten Tagen gegen die Tennis-Teams aus der ganzen Welt durchgesetzt.
Um so emotionaler war für Annabell Behrmann (30) und Christian Schlaikier (48) das Aufeinandertreffen mit den Hamburger Geschwistern Timo und Gina Hampel im Endspiel. „Auch wenn wir uns freuen, dass zwei deutsche Teams ins Finale gekommen sind – es ist natürlich schade, dass wir gegeneinander antreten, schließlich gehören wir alle zur selben deutschen Mannschaft“, sagt Abendblatt-Redakteurin Annabell Behrmann.
Special Olympics: Emotionales Tennis-Finale zwischen Norderstedt und Hamburg
Die deutsche Mannschaft hat drei Unified-Teams. Unified heißt übersetzt: vereint oder gemeinsam und bedeutet, dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Sport machen und als Team an Wettbewerben teilnehmen.
Bereits in der Klassifizierung mussten Annabell Behrmann und Christian Schlaikier ausgerechnet gegen die anderen beiden deutschen Unified-Teams in Tennis antreten – also auch gegen die Geschwister Hampel. Damals gewannen die Norderstedter souverän gegen das Hamburger Inklusions-Doppel. Ein gutes Omen?
Davon will vor dem Spiel niemand reden. Und tatsächlich: Es fängt nicht gut an für das Team Norderstedt, Christian ist nervös, schlägt ein paar Bälle ins Netz. Annabell Behrmann macht ihm Mut, motiviert. Mit Erfolg. Sie gewinnen ihr erstes Aufschlagspiel – und legen dann sofort einen Break hinterher. Innerhalb kürzester Zeit steht es 2:0. Ein Spiel können die Geschwister Hampel sich sichern, bevor Norderstedt den ersten Satz souverän mit 6:1 gewinnt.
Team Norderstedt: Freude über den eigenen Sieg, aber Mitleid mit den Verlierern
Christian Schlaikier ballt die Faust. Er trinkt einen Schluck Wasser, ist aber zu nervös, um sich hinzusetzen. Er steht vor allen anderen wieder auf dem Platz. Um 18.28 Uhr beginnt der zweite Satz. Die Norderstedter gewinnen schnell zwei Spiele, dann geht eine Spiel an die Hampels. Doch Annabell Behrmann und Christian Schlaikier sind ein eingespieltes Team, lassen sich nicht verunsichern. Nach 20 Minuten steht es 4:1, Seitenwechsel. Es könnte bereits der letzte in diesem Match sein.
Annabell nimmt sich zurück, macht weiche Aufschläge. Denn das ist das Prinzip von Special Olympics: Kein Spieler darf offensichtlich überlegen sein oder das Spiel alleine dominieren. Trotzdem: Um 18.49 Uhr ist das Spiel entschieden: Annabell Behrmann fällt Christian Schlaikier um den Hals, am Spielfeldrand bricht Christians Schwester in Tränen aus.
Auch bei Annabell Behrmann laufen die Tränen. Sie kann es nicht kaum glauben, dass sie gewonnen haben – Gold gewonnen haben. Aber richtig freuen kann sie sich trotzdem nicht. Noch nicht. „Dafür tun mir die anderen zu sehr leid“, sagt sie, während sie gleichzeitig lacht und weint.
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Special Olympics: Emotionales Tennis-Finale zwischen Norderstedt und Hamburg
Auch Christian kann es ím ersten Moment kaum glauben. „Auch wenn der Spielverlauf ja recht eindeutig war – ich konnte mir bis zum Schluss einfach nicht vorstellen, dass wir hier wirklich Gold holen“, sagt der Norderstedt nach dem Match.
Viel Zeit zum Feiern nahmen sich die Gewinner zunächst nicht. Sie wollten unbedingt das andere deutsche Unified-Team anfeuern, das auf einem der Tennis-Plätze antrat. Denn auch wenn es in diesem Moment nur ein Unified-Team aus Deutschland gibt, das die Gold-Medaille gewonnen hat – sie sind und bleiben eine Mannschaft, die hier angetreten ist – hier, bei der weltweit größten Sportveranstaltung für Menschen mit einer geistigen Behinderung. „Das hier“, ist sich Annabell Behrmann sicher, „werde ich mein Leben lang nicht vergessen.“