Hummelsbüttel. Andreas Zec hat in früherer Tennishalle Padel-Courts bauen lassen. Wie er die noch unbekannte Sportart groß machen will.

Bis vor Kurzem wurde in der Halle an der Glashütter Landstraße in Hummelsbüttel noch Tennis gespielt. Inzwischen befinden sich dort sechs Padel-Courts. Sie bestehen aus leuchtend blauem Kunstrasen und Quarzsand. Die Plätze sind umgeben von Glaswänden, die in das Spiel miteinbezogen werden können. Während des Besuchs des Abendblatts ist jeder Court besetzt, 56 Stunden sind den ganzen Tag über gebucht. Und dennoch: Padel, ein Mix aus Tennis und Squash, ist den meisten Menschen in Deutschland noch kein Begriff. Das möchte Andreas Zec (55) unbedingt ändern.

„Ich möchte, dass Padel in die Köpfe der Leute kommt. Es soll eine genauso bekannte Sportart wie Tennis, Handball und Fußball werden“, sagt Zec, den alle nur „Andy“ nennen und der seit 37 Jahren hauptberuflicher Tennistrainer ist.

Hummelsbüttel: Neuer Trendsport – „Padel soll in die Köpfe der Leute kommen“

Als Boris Becker, der im selben Jahr wie er geboren wurde, 1985 Wimbledon gewann, hat der gebürtige Bayer beschlossen, ebenfalls mit Tennis sein Geld zu verdienen. „Ich war zwar ein guter Jugendspieler, aber mir war klar, dass ich kein Profi, sondern Trainer werden möchte.“

Sechs Padel-Courts gibt es in Hamburg-Hummelsbüttel. Die Plätze sind umgeben von Glaswänden, die in das Spiel miteinbezogen werden können.
Sechs Padel-Courts gibt es in Hamburg-Hummelsbüttel. Die Plätze sind umgeben von Glaswänden, die in das Spiel miteinbezogen werden können. © Unbekannt | Annabell Behrmann

1994 ist er nach Hamburg gezogen. Viele Jahre arbeitete er hier als Leistungstrainer. 2008 hat er dann die Tennisanlage, die unter dem Namen Pro Tennis lief, in Hummelsbüttel gekauft. „2021 war aus Tennissicht ein gutes Jahr. Wir haben während der Corona-Pandemie viele Neukunden gewonnen. 2022 waren die Zahlen allerdings rückläufig“, sagt Andy Zec.

In Spanien gibt es rund sechs Millionen aktive Padel-Spieler

Weil Tennis keine einfache Sportart ist, hätten viele Spieler nicht den sofortigen Erfolg gespürt und seien frustriert gewesen, glaubt er. Sie legten den Schläger wieder beiseite. Hörten auf. Es musste etwas passieren auf der Anlage. Sich verändern.

Zum ersten Mal ist Zec mit Padel-Tennis vor gut 20 Jahren in Berührung gekommen. Damals begleitete er einen Jugendspieler auf ein ITF-Tennisturnier ins spanische Gijón. „Dort gab es Padel-Courts mit Steinwänden. Wir haben den Sport ausprobiert und fanden ihn ganz witzig“, erinnert er sich. In Spanien ist Padel die zweitpopulärste Sportart – nach Fußball. Rund sechs Millionen Menschen spielen regelmäßig in den Glaskäfigen. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es schätzungsweise 2000 aktive Spielerinnen und Spieler.

Padel-Courts wurden im Oktober an Norderstedts Stadtgrenze eröffnet

Andy Zec ist davon überzeugt, dass Padel auch hierzulande zur Trendsportart werden kann. Das Spiel ist ihm seit der ersten Begegnung nicht mehr aus dem Kopf gegangen. „Die Einstiegshürden sind ex­trem niedrig. Die Technik ist einfacher als beim Tennis. Padel kann wirklich jeder spielen. Es macht sofort Spaß“, meint er. So beschloss Zec, seine Anlage umzugestalten. Über einen Kumpel entstand der Kontakt zu Padelon. Das norwegische Unternehmen hat die Halle an der Norderstedter Stadtgrenze gemietet, Zec steht den Betreibern als strategischer Berater zur Seite. Im Juli des vergangenen Jahres wurde der Vertrag unterzeichnet, Mitte Oktober Eröffnung gefeiert.

„Ziel von Padelon ist es, viele weitere Anlagen in Hamburg und ganz Deutschland zu eröffnen“, sagt Zec, der bei der Expansion helfen will. Bisher gibt es Standorte in Hamburg-Hummelsbüttel, Karlsruhe und Essen. „Ich bin überzeugt davon, dass es funktionieren wird. Es ist nur die Frage, wann und wie schnell.“ Es sei kompliziert, Baugenehmigungen für Courts zu erhalten. Das ist aus Andy Zecs Sicht der Hauptgrund, warum es in Deutschland bisher keine Infrastruktur gibt.

In der Halle finden After-Work-Partys mit Drinks und Musik statt

Auf seinem eigenen Gelände möchte er draußen weitere Padel-Plätze bauen – acht Double-Courts mit den Maßen von 10 x 20 Metern sowie vier Single-Courts von 6 x 20 Metern. Der Bau eines Hallenplatzes kostet zwischen 30.000 und 40.000 Euro. Draußen ist er teuerer, weil der Untergrund frostsicher sein muss.

In der Halle läuft Musik. Die Atmosphäre ist locker, erinnert an Fitnessstudios. An den Plätzen stehen Lounge-Möbel und Liegestühle für Zuschauer. Padelon veranstaltet regelmäßig After-Work-Partys mit Drinks an der Bar. An jedem letzten Donnerstag im Monat ist Ladies Night – da gibt es für jede Frau ein Glas Prosecco nach dem Spiel. „Mich hat der Sport so angefixt. Jeder sollte ihn mal ausprobieren“, sagt Zec, dessen Herz weiterhin auch für den Tennissport schlägt.

Hummelbüttel: Wer Padel-Tennis spielen möchte, kann online Platz buchen

Wer Padel-Tennis spielen möchte, kann sich über die Homepage www.padelon.de einen Platz buchen. Ein Double-Court, auf dem vier Spieler spielen können, kostet unter der Woche bis 16 Uhr 30 Euro, abends 40 Euro. Am Wochenende zahlen die Spieler 35 Euro. Ein Single-Court für zwei Spieler kann wochentags für 20 bzw. 25 Euro gebucht werden, am Wochenende kostet die Stunde 22 Euro.

Schläger, die kleiner und leichter als beim Tennis oder Squash sind und keine Saiten, sondern Löcher in der Oberfläche haben, kann man für 4 Euro ausleihen. Bälle müssen für 7,50 Euro pro Dose gekauft werden. Sie können mehrmals verwendet werden. Wer sich eigene Ausrüstung zulegen möchte, kann dies vor Ort tun. In einem kleinen Shop gibt es eine Auswahl an Schlägern und Taschen.