Henstedt-Ulzburg. Der Tabellenführer marschiert mit dem 2:0 beim SV Henstedt-Ulzburg Richtung Meisterschaft. Worüber sich beide Trainer aufregen.

Kurz nach dem Schlusspfiff von Schiedsrichterin Mirka Derlin (TSV Dahme) wurde das Beckersbergstadion zur Festwiese. Die Fußballfrauen des Hamburger SV bildeten einen großen Kreis und feierten fröhlich umherhüpfend mit „Spitzenreiter, Spitzenreiter!“-Rufen ihren 2:0 (1:0)-Erfolg im Gipfeltreffen der Regionalliga Nord beim Tabellenzweiten SV Henstedt-Ulzburg.

Die Freude war verständlich, denn das Team von Trainer Lewe Timm hatte zuvor mit dem zehnten Saisonsieg im zehnten Match den vielleicht schon entscheidenden Schritt auf dem Weg zur Staffelmeisterschaft gemacht.

Frauenfußball-Regionalliga: Hamburger SV hat acht Punkte Vorsprung

Der Vorsprung auf den SVHU ist mittlerweile auf acht Zähler angewachsen; dass die aktuell vom Verletzungspech geplagten Henstedt-Ulzbur­gerinnen diesen Rückstand bis zum Ende der Serie noch wettmachen können, erscheint so gut wie ausgeschlossen.

Vor der stattlichen Kulisse von 325 Zuschauern – unter ihnen der frühere HSV-Profi und Frauen-Bundestrainer Horst Hrubesch – erwischte allerdings der SVHU den besseren Start. Und erzielte in der 4. Minute nach einem Getümmel im Strafraum und einer maßgenauen Vorlage von Malena Watzlawik durch einen Kopfball von Dana Marquardt auch den ersten Treffer der Partie. Schiedsrichterin Mirka Derlin (TSV Dahme) zeigte jedoch nicht zum Anstoßkreis, sondern entschied auf Freistoß für die Gäste.

Schiedsrichterin erkennt ein frühes Tor des SVHU nicht an

Aus Marquardts Sicht ein Fehler. „Das war auf keinen Fall Abseits, ich habe extra einen Schritt zurückgemacht“, sagte sie, „schade, dass wir nicht in Führung gegangen sind. Denn dann wäre die gesamte Partie möglicherweise ganz anders gelaufen, weil wir mit dem Vorsprung im Rücken vielleicht weniger hektisch agiert hätten.“

HSV-Coach Lewe Timm hatte mit einem Blitzstart der Gastgeberinnen gerechnet. „Uns war klar, dass der SV Hen­stedt-Ulzburg als Herausforderer mit viel Wucht beginnen und auf das 1:0 drängen würde.“ Doch die Anfangsoffensive der Gastgeberinnen entpuppte sich als Strohfeuer.

Henstedt-Ulzburgs Abwehr pennt beim ersten Treffer

Unter anderem deshalb, weil die Hintermannschaft des SVHU in der 7. Minute nach einer Ecke von Victoria Schulz komplett pennte – und Jaqueline Dönges, die zusammen mit Nina Brüggemann wohl das beste Innenverteidigerinnen-Duo der Regionalliga Nord bildet, einnetzen konnte. Timm: „Das frühe Tor hat uns sehr geholfen.“

Seinem Henstedt-Ulzburger Kollegen Christian Jürss passte es dagegen überhaupt nicht ins Konzept. „Wir haben diesen Ball ganz schlecht verteidigt, der darf so nie und nimmer durch unseren Fünfmeterraum segeln“, sagte er.

SVHU-Kapitänin Malin Hegeler sieht Gelb-Rot

Zwar hielt seine Truppe die Partie gegen einen keinesfalls überragenden Hamburger SV in der Folgezeit stets offen, kam bis auf eine Chance für die durch eine Fußverletzung gehandicapte Indra Hahn in der Offensive aber nicht mehr richtig zum Zug.

Der Knackpunkt der Begegnung war dann die Gelb-Rote Karte für SVHU-Mannschaftsführerin Malin Hegeler wegen Trikotzupfens – ein ebenso ärgerlicher wie regelkonformer Platzverweis. Jürss: „Damit war das Spiel für uns beendet.“ Zumal der HSV seine Überzahl clever nutzte und durch einen Distanzschuss von Emilia Hirsche, der sich unhaltbar für Keeperin Milena Vanselow in den Winkel senkte, das 0:2 markierte (69.).

Frauenfußball-Regionalliga: Beckersbergstadion ähnelt Sandkiste

Beide Trainer waren übrigens über die Platzverhältnisse – der bei Pflegearbeiten auf dem Rasen verteilte Sand erschwerte massiv die Aktionen – entsetzt. „Wir haben in einer Sandkiste gespielt“, sagte Lewe Timm. Und Christian Jürss ergänzte: „Absolut indiskutable Bedingungen!“

Frauenfußball-Regionalliga Nord: SV Henstedt-Ulzburg – Hamburger SV 0:2 (0:1). – Schiedsrichterin: Mirka Derlin (TSV Dahme). – Zuschauer: 325. – Tore: 0:1 Jaqueline Dönges (8.), 0:2 Emilia Hirche (69.). – SVHU: Vanselow – Johannsen (81. Wiese), Fuß, Pawelec (46. Knobloch) – Watzlawik(68. Ragouena), Marquardt, Hegeler, Badchadji – Michel, Hahn. – HSV: Naward – Ka­rowski, Dönges, Brüggemann (77. Deyß), Albrecht (77. Baum) – Hirche – Schittek (67. Stoldt), Günther (84. Bünning)– Stöckmann, Schulz (81. Dahl).