Norderstedt. Der Norderstedter Reimer Rathje schimpft wegen zunehmender Lärmbelastung und kritisiert Hamburg. Worauf er jetzt hofft.

  • Norderstedter Politiker schimpft: „Die sind überfordert"
  • Mehr Starts und Landungen am Flughafen Hamburg
  • Fluglärm über Norderstedt sorgt erneut für Kritik

Die Sommerferien in Hamburg haben begonnen. Das bedeutet: Am Flughafen Hamburg nimmt die Zahl der Passagiere zu, entsprechend auch die Starts und Landungen. Und Elke Christina Roeder, Oberbürgermeisterin von Norderstedt, die als Vorsitzende der Fluglärmkommission in dieser Woche bereits die zunehmenden Flüge nach 23 Uhr kritisiert hatte und vor Folgen für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger warnt, erhält nun Unterstützung aus der Politik. „Frau Roeder hat recht“, sagt Reimer Rathje, Fraktionschef der Wählergemeinschaft Wir in Norderstedt (WiN).

Flughafen Hamburg: Norderstedter Politiker spricht von Überforderung

Er hat seinen Wahlkreis direkt in Garstedt, dort, wo die Lärmbelästigung am stärksten ist. Bei der letzten Kommunalwahl gewann Rathje das Mandat überraschend sogar direkt, die mittlerweile etablierte WiN hat ihren Ursprung im Protest gegen die negativen Auswirkungen des Flughafens auf die Menschen in Norderstedt.

„Solange Hamburg die verspäteten Starts und Landungen genehmigt und über Norderstedt abwickelt, besteht für die Hansestadt keine Handlungsnotwendigkeit“, so der Stadtvertreter. Die derzeitige Lage, gekennzeichnet von Personalmangel bei steigender Auslastung, sieht er pessimistisch. „Ich glaube, dass die Flughafen-Spitze gar nicht in der Lage ist, das Problem zu lösen. Die sind überfordert. Ein großer Teil der verspäteten Flüge startet und landet über Norderstedt. Aber das juckt Hamburg doch nicht. Warum sollte sich Herr Tschentscher denn ein Bein ausreißen?“

Fluglärm: Norderstedt will mehr Schutz der Nachtruhe

Erst im Herbst wird die von Roeder geführte Kommission Bilanz zum Sommer ziehen können. Dann soll auch ein Antrag der Fluglärmschutzbeauftragten Gudrun Pieroh-Joußen erneut beraten werden, der den Handlungsspielraum der Fluggesellschaften einschränken würde. So könnte die Nachtruhe besser geschützt werden. Starts bis 23 Uhr müssten vorher der Fluglärmschutzbeauftragten glaubhaft als unvermeidbar aufgezeigt werden und nicht erst anschließend. Bei Landungen wäre die Frist 23.30 Uhr.

Reimer Rathje ist Fraktionschef der Wählergemeinschaft Wir in Norderstedt. Sein Wahlkreis liegt in der Einflugschneise des Flughafens.
Reimer Rathje ist Fraktionschef der Wählergemeinschaft Wir in Norderstedt. Sein Wahlkreis liegt in der Einflugschneise des Flughafens. © Michael Schick | Unbekannt

Das wäre indes nur eine Empfehlung. In der Vergangenheit hatten sich der Flughafen und die Wirtschaftsbehörde gegen eine derartige Beschränkung ausgesprochen – auch unter Verweis auf wirtschaftliche Zwänge am Flughafen.

Flughafen Hamburg: Rathje setzt auf Politik-Neuling

Reimer Rathje weiß das. Er setzt daher auf einen anderen Weg – und einen politischen Newcomer: den jungen Norderstedter CDU-Landtagsabgeordneten Patrick Pender. Dieser nimmt nach der Sommerpause seine Arbeit im Ausschuss für die Zusammenarbeit von Schleswig-Holstein und Hamburg auf. Hier stehen wichtige Themen der Metropolregion auf der Tagesordnung – möglicherweise dann auch die Belastung durch nächtlichen Fluglärm. „Meine Hoffnung ist, dass dort etwas bewegt werden kann“, so Rathje.