Norderstedt. Eintracht qualifiziert sich gegen Liga-Rivalen aus Ottensen für die erste Runde im nationalen Cupwettbewerb. Polizei schreitet ein.

Nein, es ging in diesem Entscheidungsspiel nicht um den Lotto-Pokal, sondern um die Ermittlung des Hamburger Vertreters im DFB-Pokal der Serie 2021/2022. Aber nachdem die Regionalliga-Fußballer von Eintracht Norderstedt im heimischen Edmund-Plambeck-Stadion den Klassengefährten FC Teutonia 05 mit 1:0 (1:0) bezwungen hatten, hielten die Spieler die Trophäe dann doch in den Händen.

Jan Lüneburg, der in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit mit einem Kopfball nach Ecke von Rico Bork das entscheidende Tor erzielt hatte, war ins Mannschaftshaus gestürmt, um das gute Stück aus dem VIP-Raum im ersten Stock zu holen. Dort stand die Auszeichnung seit dem Norderstedter Triumph im Cupwettbewerb 2019/2020, um nun als Requisite für das Siegerfoto genutzt zu werden.

Happy End nach chaotischen Wochen

Der Erfolg gegen Teutonia war für die Eintracht gewissermaßen das Happy End nach viel Chaos, das dem Verein von oberster Stelle eingebrockt worden war. Da das Präsidium des Norddeutschen Fußball-Verband die zunächst für abgebrochen erklärte Regionalliga-Saison 2020/2021 aus Angst vor juristischen Konsequenzen später annullierte, gab es einen Domino-Effekt. Denn nun fühlte sich der Hamburger Fußball-Verband an seine durch den Paragrafen 24 der Spielordnung gedeckte Entscheidung, die Garstedter als höchstklassige und bestplatzierte Mannschaft im Bereich des HFV für den DFB-Pokal zu nominieren, nicht mehr gebunden.

Nach wochenlangem Hin und Her wurde letztlich beschlossen, ein Entscheidungsspiel austragen – mit erheblichen Auswirkungen auf die Vorbereitungs- und Urlaubspläne der Trainerteams und Kicker beider Clubs.

Jan Lüneburg ist wieder einmal der Matchwinner

„Meiner Meinung nach hätte diese Partie niemals stattfinden dürfen“, sagte Jan Lüneburg, „aber wir haben das Beste aus der Sache gemacht, unsere Qualität hat sich durchgesetzt.“ Der Strafraumstürmer, der schon die letzten beiden Duelle mit Teutonia im Pokal und in der Regionalliga entschieden hatte, verdiente sich dabei ein Sonderlob von Coach Jens Martens: „Er ist ein Klasse-Typ, stets loyal, haut sich immer rein und ist ein außergewöhnlicher Teamplayer.“

Norderstedts Kangmin Choi kann es nicht glauben: Schiedsrichter Konrad Oldhafer zeigt ihm nach einer vermeintlichen Tätlichkeit die Rote Karte.
Norderstedts Kangmin Choi kann es nicht glauben: Schiedsrichter Konrad Oldhafer zeigt ihm nach einer vermeintlichen Tätlichkeit die Rote Karte. © Unbekannt | Anne Pamperin

Dem Fußballlehrer war die Erleichterung über die Qualifikation für den DFB-Pokal anzusehen und anzuhören – zumal sein Team nach einer umstrittenen Roten Karte für Kangmin Choi die letzten 20 Minuten der Begegnung in Unterzahl absolvieren musste.

Norderstedts überragende kämpferische Leistung

„Die Jungs haben eine überragende kämpferische Leistung gezeigt und verdient gewonnen. Wir hatten deutlich mehr Chancen als unser Gegner und haben lediglich vergessen, kurz nach der Pause den Sack zuzumachen.“

Auf die Frage nach seinem Wunschgegner für die erste Hauptrunde antwortete Martens, der nun wie alle anderen Beteiligten der Auslosung am 4. Juli entgegenfiebert, augenzwinkernd: „Jetzt ist völlig egal, wer kommt. Wir knallen zu Hause jeden Gegner weg.“

Der Coach hob ausdrücklich das große Engagement von Ligamanager Olaf Bösselmann, dem Medienbeauftragten Marcus Sellhorn sowie der Jugendleitung und -trainer der Eintracht hervor. Sie alle hatten die Austragung der Partie möglich gemacht und innerhalb von nur zwei Tagen dafür gesorgt, dass die angesichts niedriger Corona-Zahlen sehr rigoros erscheinenden Auflagen des Fachdienstes Infektionsschutz des Gesundheitsamts Bad Segeberg buchstabengetreu erfüllt werden konnten.

Corona-Auflagen: Zettelwirtschaft statt Luca-App

So war die Luca-App zur Erfassung von Kontaktdaten überraschend nicht zugelassen, stattdessen mussten wie zu Beginn der Pandemie handschriftlich Formulare ausgefüllt werden. Im Stadionbereich galten Maskenpflicht, ein Verbot von Stehplätzen und strenge Abstandsregeln, die in einigen Fällen sogar mit dem Zollstock kon­trolliert wurden.

Vor dem Stadioneingang bildeten sich lange Schlangen, weil die Zuschauer ihre Kontaktdaten handschriftlich hinterlegen mussten.
Vor dem Stadioneingang bildeten sich lange Schlangen, weil die Zuschauer ihre Kontaktdaten handschriftlich hinterlegen mussten. © Unbekannt | Anne Pamperin

Eintracht-Präsident Reenald Koch bedankte sich nach dem Schlusspfiff bei Rüdiger Haß, dem Leiter des Infektionsschutzes, und dessen Team für die gute Zusammenarbeit.

Teutonia-Fans fallen unangenehm auf

Es gab aber auch gegenteilige Meinungen. So machte beispielsweise CDU-Stadtvertreter Uwe Matthes in der Halbzeitpause seiner Empörung Luft: „Ich empfinde die harten Maßnahmen zum jetzigen Zeitpunkt als Schikane und völlig überzogen. An diesem Montag werden die Corona-Vorschriften doch eh weiter gelockert. Und warum wird das Konzept – wenn es denn schon sein muss – dann nicht im ganzen Stadion durchgezogen?“

Teutonias Fanblock im Edmund-Plambeck-Stadion – zum Entscheidungsspiel waren 1000 Zuschauer zugelassen.
Teutonias Fanblock im Edmund-Plambeck-Stadion – zum Entscheidungsspiel waren 1000 Zuschauer zugelassen. © Witters | Unbekannt

Matthes bezog sich damit auch auf die im Block D untergebrachten renitenten Teutonia-Fans, die sich trotz mehrfacher Aufforderung durch Stadionsprecher Ewald Koch nicht auf ihre Plätze setzten oder keine Schutzmasken trugen. Auf die angedrohte Räumung des Blocks wurde nach Rücksprache mit der Polizei verzichtet; nach der Partie wurden jedoch die Personalien ermittelt.