Norderstedt. Maskenpflicht, keine Stehplätze, kein Alkoholausschank– es gibt klare Regeln für das Eintracht-Spiel am Sonnabend.
Infektionsschutz trifft auf Stadionatmosphäre: Die Fußballszene in der Region diskutiert über die Regeln, die für das Entscheidungsspiel um die Teilnahme am DFB-Pokal gelten. Am Sonnabend um 15.30 Uhr empfängt Eintracht Norderstedt den FC Teutonia, es ist eine Partie mit Strahlkraft, Zuschauer sind zugelassen. Doch alles wird unter überraschend deutlich strengeren Vorgaben ablaufen, als es alle Beteiligten erwartet hatten. Das musste die Eintracht nach Gesprächen mit dem Kreisgesundheitsamt bekanntgeben.
Erhöhung der Zuschauerkapazität abgelehnt
So wurde der Antrag des Hamburger Fußball-Verbandes – formal der Veranstalter – um eine Erhöhung der Zuschauerkapazität abgelehnt. Im Zuge der Beratungen fiel dann auf: Die Eintracht hätte im Vorverkauf, der am vergangenen Wochenende begann, niemals Stehplatztickets und zugleich auch noch Karten für die überdachte Tribüne anbieten dürfen.
Denn die genehmigte Obergrenze von 1000 Anwesenden auf der Anlage – also inklusive Spieler, Offiziellen, Medien – gilt nur, wenn alle Personen sitzen. Wird gestanden, sinkt die Kapazität auf 250. Eine Kombination, also 1000 plus 250, ist nicht gestattet.
Alkoholausschank nicht verboten, aber unerwünscht
Das brachte die Norderstedter in die Bredouille. Denn sämtliche Karten sind verkauft, darunter auch mehrere Hundert an die Gäste aus Ottensen. „Wir machen jetzt aus den Stehtraversen Sitzplätze“, sagt Eintracht-Präsident Reenald Koch. So will der Verein Bierbänke aufstellen, wo dann mit Abstand gesessen wird. Nur so lässt es sich verhindern, dass Zuschauer wieder ausgeladen werden müssen.
Doch damit nicht genug. „Uns wurde nahegelegt, keinen Alkohol zu verkaufen“, so Koch. Formal wäre das zwar nicht verboten. Doch das Bier fiel dem Kompromiss mit dem Kreis zum Opfer. „Wir haben uns mit dem Gesundheitsamt geeinigt.“
Mindestabstand und Maskenpflicht
Das nächste Problem: Die Einhaltung des Mindestabstands von 1,50 Metern auf der Tribüne. Im „Schachbrettmuster, immer zwei Plätze besetzt, zwei frei“, so sollen hier die Fans sitzen. Und zwar durchgehend mit Maske. „Werden die Plätze beispielsweise im Schachbrettmuster belegt, wird im Regelfall der Mindestabstand unterschritten. Und dann gilt die Pflicht zur Mund-Nasen-Bedeckung“, erklärt Kreissprecherin Sabrina Müller, die auch sagte, dass wiederholt Unterlagen nachgefordert werden mussten. „Dadurch hat sich die Bearbeitung verzögert.“
Dass zuletzt bei zwei Spielen des SV Todesfelde, also eines weiteren Clubs aus dem Kreis, im schleswig-holsteinischen Landespokal Zuschauer nicht nur auf der Tribüne saßen, sondern auch rundherum standen, dazu kaum jemand eine Maske trug, hat das Gesundheitsamt registriert, wollte das aber nicht öffentlich kommentieren. In Norderstedt wunderte man sich zumindest ob dieses Widerspruchs. Zumal auch die Luca-App nicht empfohlen wird, die eigentlich als gängiges Hilfsmittel gilt. „Dass wir diese App nicht verwenden dürfen, ist mir ein Rätsel“, so Reenald Koch.
Von der Nutzung der Luca-App wird abgeraten
Zwar war vorgeschlagen worden, für jeden Block separate QR-Codes auszuhängen – doch das genügte nicht. „Wenn sich in einem Block eine ansteckende Person aufhalten würde, aber kein fester Sitzplatz identifiziert werden kann, müsste gegebenenfalls der gesamte Block unter Quarantäne gestellt werden. Bei festen Sitzplätzen können die Personen aus dem Nahbereich identifiziert werden, sodass weitaus weniger Personen in ihrer Freiheit eingeschränkt werden müssten“, sagt Sabrina Müller.
Vielmehr müssen handschriftlich Kontaktformulare ausgefüllt werden. Der Verein hat Blankobögen online gestellt (eintrachtnorderstedt.de). „Es muss festgehalten werden, wer auf welchem Platz sitzt“, heißt es, „daher wird am Stadioneingang ein Sitzplatz im gebuchten Block oder der gebuchten Kategorie zugewiesen.“
Verwaltung sieht keinen Ermessensspielraum
Dass diese nachträglichen Verschärfungen in einer Zeit kommen, in der die Landesregierung weitere Verlockerungen verkündet hat, sogar die Aufhebung der Maskenpflicht im Freien, ist dem Kreis bewusst. Nur: Die neue Landesverordnung gilt erst ab 28. Juni. Einen Ermessensspielraum sieht die Verwaltung nicht.
Malte Göttsch vom Gesundheitsamt: „Am Montag hätten wir andere Voraussetzungen. Aber wir reden über den Sonnabend. Wir sind auf einem guten Weg, wollen nicht der Spielverderber sein.“ Letztlich blieb auch Reenald Koch nur die Erkenntnis: „Darüber können wir uns nicht hinwegsetzen.“
Inzidenz im Kreis Segeberg bei 4,3
Aktuell sind im Kreis 58 Personen mit Corona infiziert, 109 befinden sich in häuslicher Quarantäne. Das Gesundheitsamt verzeichnete zwei neue Fälle, darunter eine Kontaktperson. Drei Menschen werden in einem Krankenhaus versorgt, alle liegen auf einer Intensivstation. Die Delta-Variante ist bisher 18-mal nachgewiesen worden. Die Inzidenz lag am Donnerstag bei 4,3.