Norderstedt. 200 Wohnungen und Gewerbe: Die Immobilie wird das Umfeld sehr prägen. Henrik Thomsen, Vorstandsmitglied der Quarterback AG, im Interview.
Die Tage des alten Kabs-Möbelhauses in Garstedt sind gezählt. Das Gebäude steht leer, die Vorarbeiten für den Abriss laufen. Schon bald soll hier, in der Nähe des Herold-Centers, ein Neubau entstehen, der das Umfeld auf Jahrzehnte prägen wird.
Kabs-Immobilie Norderstedt wird abgerissen
Ein wuchtiger, sechsstöckiger Neubau ist geplant, der Platz für fast 200 Wohnungen, einen Supermarkt und weitere Gewerbeflächen bieten soll. Eigentümerin ist mittlerweile die Quarterback AG mit Sitz in Leipzig. Das Abendblatt sprach mit Vorstandsmitglied Henrik Thomsen über die Planungen.
Hamburger Abendblatt: Die Quarterback AG hat das Garstedter Projekt von der ehemaligen Immobiliensparte des Möbelhaus-Unternehmens Kabs übernommen. Das Projekt war schon sehr weit gediehen, Eckpunkte wie der Architektenentwurf, die Anzahl der Wohnungen und der Gewerbeflächen standen schon. Steht Quarterback zu den alten Planungen, oder haben Sie Änderungen vorgenommen?
Henrik Thomsen: Wir stehen im Grundsatz zu dem Projekt und auch zum Architektenentwurf. Bei der Anzahl der 198 geplanten Wohnungen, 60 davon Sozialwohnungen, bleibt es. Änderungen haben wir bei der Tiefgarage vorgenommen. Wir haben die Geschosse von zweien auf eines reduziert. Das haben wir aus Kostengründen getan und auch aus Gründen der Nachhaltigkeit – wir halten einfach nicht so viel davon, so viel Beton im Erdboden zu versenken. Die Anzahl der Stellplätze ist aber gleichgeblieben. Wir realisieren 158 Autostellplätze und 421 Fahrradstellplätze.
Wie geht das – dieselbe Zahl der Stellplätze bei einer Etage weniger?
Wir sind sparsamer mit dem Platz umgegangen. Und wir haben auf eine kleine Gewerbefläche verzichtet.
Gab es weitere Änderungen am Grundriss des Gebäudes?
Ja, wir haben uns auch die Schnitte der Wohnungen angesehen und etwas optimiert. Das betrifft Kleinigkeiten, etwa die Garderobenplätze oder den Schnitt von Küche und Bad.
Was sind die nächsten Schritte?
Im Bebauungsplan-Verfahren gehen wir jetzt in die öffentliche Auslegung. Die läuft vom 25. Juli bis zum 5. September. Wegen der Sommerferien ist die Auslegungsfrist von vier auf sechs Wochen verlängert worden. Dann können die Einwendungen eingereicht werden. Wenn alles glatt läuft, hoffen wir, im September oder Oktober den Bauantrag einreichen zu können.
Kabs-Immobilie: Im Dezember soll die Baugrube ausgehoben werden
Wann wollen Sie mit den Bauarbeiten beginnen?
Die Vorarbeiten für den Abriss des alten Kabs-Gebäudes laufen seit Juni. Im Dezember würden wir gerne mit der Baugrube beginnen. Und dann hoffen wir, im vierten Quartal 2025 fertig zu sein.
Bevor es losgeht, muss noch eine politische Mehrheit für den Bebauungsplan stimmen. Zuletzt hatte es Kritik an der Verkehrsführung gegeben…
Ja, aber unsere Planer haben dann eine Simulation der zu erwartenden Verkehrsströme vorgelegt. Da konnte mancher Kritiker überzeugt werden. Es gab dann ja auch eine Mehrheit im Bauausschuss für die Auslegung des Plans. Dass es Kritik gibt und dass nicht jeder für die Pläne stimmt, das ist normal.
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Die Quarterback AG wird das Gebäude nur entwickeln. Anschließend wird es an die Deutsche Wohnen verkauft, das ist schon vertraglich geregelt. Können Sie uns das Verfahren erklären?
Quarterback und die Deutsche Wohnen sind eng verzahnt. Die Deutsche Wohnen hält 40 Prozent der Anteile von Quarterback, und ich war vor meinem Wechsel zu Quarterback Anfang dieses Jahres Vorstandsmitglied bei Deutsche Wohnen. Quarterback ist zuständig für das Neubau-Projektentwicklungsgeschäft der Deutsche Wohnen. Aber wir sind eben kein Vermieter. Deshalb geht die Immobilie im sogenannten Forward Sale an die Deutsche Wohnen, das war von Anfang an geplant. Mir ist aber eines sehr wichtig: Quarterback ist keine Firma, die Projekte durchhandelt. Alles, was wir kaufen, entwickeln wir dann auch.
Die Deutsche Wohnen hat allerdings nicht bei allen Mietern den besten Ruf. Bei einigen Berliner Bürgerinitiativen ist sie ein regelrechtes Feindbild. Was sagen Sie Menschen, die sich für die neuen Wohnungen in Garstedt interessieren, aber Angst vor überhöhten Mieten haben?
In Berlin wird ja die Enteignungs-Debatte geführt. Da ist manche Kritik sehr ideologisch und auch emotional. Als Unternehmen, dem in Berlin viele Wohnungen gehören, steht die Deutsche Wohnen natürlich automatisch im Fokus. Aber Fakt ist, das Unternehmen ist ein sehr moderater Vermieter. Deutschlandweit zahlen Mieter der Deutsche Wohnen durchschnittlich 7,34 Euro pro Quadratmeter. Das liegt leicht über dem Durchschnitt von 7,11 Euro. Ähnlich ist das Verhältnis in Berlin. Wenn man aber nur die Neuvermietungen in Berlin betrachtet, liegt die Deutsche Wohnen mit 9,21 Euro unter dem Marktdurchschnitt, der bei 10,59 Euro liegt. Unter dem Strich können sich die Norderstedter auf einen sehr verlässlichen, guten Vermieter einstellen. Als großes Unternehmen kann man sich gar nichts anderes leisten.
Neubau Norderstedt: So läuft die Zusammenarbeit mit der Stadt
Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung in Norderstedt?
Am Anfang musste man sich erst einmal kennenlernen, das ist immer so. Mittlerweile haben wir eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Stadt.
Quarterback ist bundesweit aktiv, hat viele Standorte. Der Hamburger Ableger, der auch für das Norderstedter Projekt zuständig ist, wurde erst Anfang 2021 gegründet. Was planen sie aktuell noch im Norden – und was haben Sie noch vor?
Neben dem Vorhaben in Norderstedt bauen wir 165 Wohnungen in Pinneberg. Außerdem haben wir mehrere Projekte in Hamburg-Rahlstedt und eins in Stapelfeld. Im Kreis Segeberg haben wir noch keine weiteren Pläne, wären aber durchaus interessiert.
Zum Abschluss: Wann können die ersten Mieter in den Garstedter Neubau einziehen?
Wenn wir gut sind, Weihnachten 2025. Das ist doch ein schönes Ziel.